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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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außer Betrieb. Kein Strom.«
    »Richtig. Daran habe ich nicht gedacht.«
    »Unterwegs habe ich einen Batterieempfänger probiert«, sagte ich. »Nichts zu machen. Alle Rundfunksender sind still wie das Grab.«
    »Es ist also überall so wie hier?«
    »Ich fürchte es. Nur im Zweiundvierzigmeterband ließ sich ein unentwegtes Zirpen hören. Irgendein armer Teufel, der Funkverbindung zu kriegen versuchte. Sonst alles still.«
    »Es … es wird furchtbar werden, Bill, nicht?«
    »Es wird – nein, ich will mir nicht den Appetit verderben«, entgegnete ich. »Reden wir von etwas anderem. Erzählen Sie doch etwas von sich, bitte.«
    »Gut«, antwortete sie. »Ich bin etwa fünf Kilometer von hier zur Welt gekommen. Zur lebhaften Enttäuschung meiner Mutter.«
    Ich sah sie fragend an.
    »Sie wollte mich auf amerikanischem Boden zur Welt bringen. Aber das Taxi zum Flughafen kam zu spät. Meine Mutter war immer voller Einfälle, und ich glaube, ich habe etwas von ihr.«
    So plauderte sie weiter. Ihre Jugendgeschichte war nicht sehr bemerkenswert, aber das Erzählen heiterte sie auf und ließ sie für eine Weile vergessen, wo wir waren. Ich hörte ihr gern zu, wie sie von vertrauten Dingen erzählte, die es alle nicht mehr gab in der Welt da draußen.
    »Mit neunzehn hätte ich beinahe geheiratet«, gestand sie, »und wie froh bin ich jetzt, dass nichts daraus wurde. Damals freilich dachte ich anders. Es gab einen schrecklichen Krach mit Papa, er sorgte dafür, dass die Sache ein Ende hatte; er durchschaute Lionel von Anfang an und …«
    »Lionel?«, unterbrach ich sie.
    »So hieß er; ein ganz billiger Schleimer. Nach dem Krach zog ich daheim aus und quartierte mich bei einer Freundin ein, die eine eigene Wohnung hatte. Und meine Eltern sperrten mir jede Unterstützung, was sehr unklug war, denn sie hätten damit genau das Gegenteil von dem, was sie beabsichtigten, erreichen können. Aber ich hatte bei einigen Mädchen, die ich kannte, mitbekommen, wie anstrengend es ist, immer ein bis zwei Eisen im Feuer zu haben – oder auch zwei oder drei Eisen.«
    »Ich verstehe. Sie wollten überhaupt keine Eisen im Feuer.«
    »Sie haben es erfasst. Aber bei meiner Freundin schmarotzen, das ging auch nicht. Ich musste mir Geld verschaffen, und daher schrieb ich das Buch.«
    Ich traute meinen Ohren nicht.
    »Das Buch?«
    »Ja, ich habe ein Buch geschrieben.«
    Sie blickte mich an und lächelte.
    »Ich muss wirklich ziemlich beschränkt aussehen – denn jeder, dem ich erzählt habe, dass ich ein Buch schreibe, hat mich so angeschaut wie Sie jetzt. Es war natürlich keine hohe Literatur, aber es erfüllte seinen Zweck.«
    »Es wurde veröffentlicht?«
    »Sicher. Und ich verdiente viel Geld damit. Die Filmrechte …«
    »Was für einen Titel hatte es denn?«, fragte ich neugierig.
    »Es hieß: ›Liebe ist mein Abenteuer‹.«
    Ich starrte sie an und schlug mir mit der Hand an die Stirn.
    »Natürlich: Josella Playton. Deshalb kam mir der Name so bekannt vor. Sie haben dieses Buch geschrieben?«, fragte ich ungläubig.
    Seltsam, dass sie mir das erst sagen musste. Ihr Bild war überall zu sehen gewesen, und auch das Buch hatte überall ausgelegen. Zwei große Lesezirkel hatten es, vermutlich allein schon wegen des Titels, mit Acht und Bann belegt. Damit war der Erfolg gesichert, und die Auflagenziffer erklomm die Hunderttausendgrenze.
    »Haben Sie es gelesen?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. Sie seufzte.
    »Komisch, die Menschen. Sie kennen nur den Titel und die Sensation und sind schockiert. Der Titel allein ist doch nicht alles. In Wirklichkeit war es ein ganz harmloses Büchlein. Eine Mischung aus himmelblauer Romantik und rosenrotem oder giftgrünem Zynismus, unreif und altklug. Gut war der Titel.«
    »Fragt sich, was hier unter ›gut‹ zu verstehen ist«, warf ich ein. »Noch dazu veröffentlichten Sie es unter Ihrem eigenen Namen.«
    »Das war ein Fehler«, gab sie zu. »Ich ließ mich von den Verlegern überreden. Sie behaupteten, es sei besser für die Werbung. Von ihrem Standpunkt aus hatten sie ja auch recht. Eine Zeit lang stand ich wirklich im Rampenlicht. Leute, die mir zutiefst unsympathisch waren, begannen mir förmlich die Tür einzurennen. Um sie loszuwerden und weil ich bewiesen hatte, dass ich unabhängig sein konnte, kehrte ich nach Hause zurück.
    Aber mit dem Buch hatte ich mir etwas eingebrockt. Die Leute haben den Titel allzu wörtlich genommen. Immer wieder kamen Menschen auf mich zu, die mir

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