Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
Vom Netzwerk:
die über festen Schuhen aufgerollt waren. An einem dunklen Ledergürtel hing ein hervorragend gearbeitetes Jagdmesser.
    »Tauglich?«, fragte sie.
    »Und ob«, antwortete ich. Ich sah an mir herunter. »Ich wollte, ich hätte auch so viel Voraussicht gehabt. Dieses feine Tuch ist kaum das richtige für den Job.«
    »Das denke ich auch«, bestätigte sie mit einem kritischen Blick auf meinen zerknüllten Anzug.
    »Das Licht von gestern Nacht«, fuhr sie fort, »kam vom Turm der Universität; da bin ich mir ziemlich sicher. Es gibt sonst nichts Auffälliges in dieser Richtung. Auch die Entfernung stimmt.«
    Ich ging in ihr Zimmer und visierte nach dem Strich, den ich in das Fensterbrett geritzt hatte. Er zeigte wirklich auf den Turm. Und ich gewahrte noch etwas. Vom Fahnenmast auf dem Turm wehten zwei Flaggen. Eine konnte zufällig hängen geblieben sein, bei zweien war das ausgeschlossen; sie ersetzten tagsüber das Signallicht. Beim Frühstück beschlossen wir, unser Programm zu vertagen und zunächst einmal eine Erkundungsfahrt zu dem Turm zu unternehmen.
    Wir verließen die Wohnung eine halbe Stunde später. Wie ich es erwartet hatte, stand unser Lieferwagen unangetastet in der Mitte der Fahrbahn. Wir verstauten Josellas Gepäck hinten unter der Triffidausrüstung und fuhren los.
    Es waren nur wenig Leute zu sehen. Wer schon unterwegs war, hielt sich mehr an den Außenrand der Gehsteige und nicht, wie am Vortag, an die Mauern. Die meisten hatten Stöcke oder Latten in den Händen und tappten auf diese Art die Randsteine entlang. Da ging es sich leichter als an den Hauswänden mit den Eingangsportalen und Vorsprüngen.
    Unsere Fahrt verlief ohne Zwischenfall, und nach kurzer Zeit bogen wir in die Store Street ein, an deren Ende der Universitätsturm aufragte.
    »Langsam«, warnte mich Josella. »Ich glaube, beim Tor stehen Leute.«
    So war es. Als wir näher kamen, sahen wir, dass es eine recht große Anzahl von Leuten war. Solche Ansammlungen waren uns seit dem Vortag unsympathisch. Ich schwenkte in die Gower Street ab, fuhr etwa fünfzig Meter und hielt an. »Was, glaubst du, kann dort los sein?«, fragte ich. »Schauen wir nach, oder hauen wir ab?«
    »Ich bin fürs Nachschauen«, antwortete Josella prompt.
    »Gut. Ich auch«, willigte ich ein.
    »Ich kenne mich hier aus«, fügte sie hinzu. »Hinter diesen Häusern gibt es einen Garten, wo wir eine gute Sicht haben, ohne mit hineingezogen zu werden.«
    Wir stiegen aus dem Wagen und hielten Ausschau nach einer offenen Tür in den Kellergeschossen. Im dritten fanden wir eine. Ein Flur führte durch das Haus in den Garten, der mehreren Häusern gemeinsam war; er lag zum Teil in Höhe der Kellergeschosse, also unterhalb des Straßenniveaus, stieg aber auf der der Universität zugekehrten Seite zu einer Art Terrasse an, die von der angrenzenden Straße durch ein hohes eisernes Gittertor und eine niedrige Mauer getrennt wurde. Das Gespräch der Menge war hier als ein dumpfes Gemurmel zu vernehmen. Wir überschritten die Rasenfläche, gingen einen Kiesweg empor und fanden hinter einem Gebüsch einen günstigen Spähplatz.
    Es waren Hunderte, die sich vor dem Universitätseingang stauten, viel mehr, als man dem Geräusch nach erwartete. Zum ersten Mal fiel mir auf, um wie viel stiller und passiver sich Blinde verhalten als eine gleiche Zahl von Sehenden. Sie können sich eben nur auf ihr Gehör verlassen, um etwas von den äußeren Vorgängen zu erfahren, sodass die Stille jedes einzelnen allen zugutekommt.
    Was hier vorging, geschah ganz vorn. Wir entdeckten einen kleinen Hügel, von dem aus wir über die Köpfe der Menge hinweg auf das Tor sehen konnten. Vor dessen Gitterstäben stand ein Mann mit einer Kappe, der heftig auf einen anderen, hinter den Stäben befindlichen Mann einredete. Er schien aber bei diesem nicht viel zu erreichen, denn der Anteil des anderen an dem Gespräch beschränkte sich auf ein wiederholtes, verneinendes Kopfschütteln.
    »Worum geht es?«, fragte Josella im Flüsterton.
    Ich half ihr, sodass sie neben mich zu stehen kam. Der eifrige Sprecher wandte uns sein Profil zu. Ich schätzte ihn auf etwa dreißig, er hatte ein knochiges Gesicht, eine schmale gerade Nase und dunkles Haar. Doch das Auffällige an ihm war nicht sein Aussehen, sondern sein heftiges Gebaren.
    Anscheinend führte das Gespräch durch die Gitterstäbe zu keinem Ergebnis, denn seine Stimme wurde lauter und schärfer – ohne aber auf den anderen Eindruck zu machen. Dass

Weitere Kostenlose Bücher