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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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dieser andere sehen konnte, stand außer Zweifel; er blickte wachsam durch seine Hornbrille. Über die ein Stück hinter ihm stehende Gruppe von drei Männern gab es ebenfalls keinen Zweifel. Auch sie beobachteten die Menge und deren Wortführer mit gespannter Aufmerksamkeit. Der Mann auf unserer Seite ereiferte sich. Er erhob seine Stimme, als seien seine Worte ebenso an sein Gefolge wie an die Leute hinter den Gitterstäben gerichtet.
    »Jetzt hört mir einmal zu«, sagte er zornig. »Die Leute hier haben, verdammt noch mal, dasselbe Recht zu leben wie ihr. Oder nicht? Ist es etwa ihre Schuld, dass sie blind sind? Niemand ist schuld daran. Aber ihr seid schuld, wenn sie hungern.
    Ich habe sie dahin geführt, wo Nahrung zu haben war. Ich habe für sie getan, was in meiner Macht war. Aber, Herrgott, ich bin nur einer, und es sind Tausende. Auch ihr könnt ihnen zeigen, wo es was zu essen gibt – was aber tut ihr? Ihr kümmert euch nur um das eigene lausige Fell. Ich kenne euch. Erst komme ich, ist euer Motto, und nach mir die Sintflut.«
    Er spuckte verächtlich aus und hob theatralisch den Arm.
    Mit der Hand wies er in Richtung London. »Da draußen warten Tausende armer Teufel, dass ihnen jemand zeigt, wo sie was zu essen finden. Denn Nahrung ist da. Ihr braucht nichts weiter zu tun, als sie hinzuführen. Tut ihr es? Nicht ums Verrecken! Ihr sperrt euch hier ein und lasst sie hungern. Und dabei könnte jeder von euch Hunderte am Leben erhalten, wenn er bloß herauskäme und den armen Tröpfen zeigte, wo sie sich satt essen können. Herrgott, seid ihr denn keine Menschen?«
    Der Mann vertrat eine Sache. Und er vertrat sie mit Überzeugung und Leidenschaft. Ich spürte, wie Josella unbewusst meinen Arm umklammerte; ich legte meine Hand auf die ihre. Der Mann hinter dem Gitter sagte etwas, das wir von unserem Standort aus nicht hören konnten.
    »Wie lange?«, schrie der Mann auf unserer Seite. »Woher, zum Teufel, soll ich wissen, wie lange die Vorräte reichen? Ich weiß nur eins: Wenn Kerle wie ihr nicht mitanpacken, werden nicht mehr viele leben, wenn endlich Hilfe und Rettung kommen.« Er hielt erbittert inne. »Die Sache ist nämlich die: Ihr habt Angst. Angst, dass für euch nicht genug in der Futterkrippe bleibt, wenn ihr die armen Teufel mitessen lasst. Das ist der Grund. Das ist die Wahrheit, die einzugestehen ihr zu feige seid.«
    Wieder konnten wir die Antwort nicht hören; sie schien jedenfalls den Anführer der Blinden nicht zu besänftigen. Er starrte eine Weile grimmig durch das Gitter. Dann sagte er: »Also gut – ihr wollt es nicht anders haben!«
    Er langte blitzschnell zwischen die Stäbe, fasste den Arm des anderen und zerrte ihn mit einem Ruck und einer Drehung durch das Gitter. Die Hand eines neben ihm stehenden Blinden ergreifend, klappte er sie auf den Arm.
    »Halt fest, Kamerad«, sagte er und war mit einem Sprung beim Torriegel.
    Der Überfallene erholte sich schnell. Mit der freien Hand schlug er wild zwischen die Stäbe. Dabei traf er zufällig das Gesicht des Blinden. Der schrie auf und packte noch fester zu. Der Anführer werkte am Torverschluss. In diesem Augenblick krachte ein Gewehrschuss. Die Kugel traf einen Gitterstab und schwirrte als Querschläger ab. Der Anführer stockte. Hinter ihm wurden Flüche laut, ein, zwei Aufschreie gellten. Die Menge wogte vorwärts und wieder zurück, unentschieden, ob sie flüchten oder angreifen sollte. Die Entscheidung kam durch die Gruppe im Hof. Ich gewahrte, wie ein jung aussehender Mann etwas unter den Arm klemmte, und warf mich, Josella mitreißend, zu Boden. Eine Maschinenpistole begann zu rattern.
    Es waren offensichtlich in die Luft abgefeuerte Warnschüsse. Aber das Prasseln und Schwirren der Kugeln tat seine Wirkung. Ein kurzer Feuerstoß genügte. Als wir die Köpfe hoben, war die Menge schon in Auflösung begriffen; die Blinden tappten nach allen Seiten davon, um sich in Sicherheit zu bringen. Der Anführer schrie noch etwas Unverständliches, bevor er ebenfalls kehrtmachte.
    Ich blieb sitzen, wo ich saß, und sah Josella an. Sie blickte nachdenklich zu Boden. Wir schwiegen einige Minuten.
    »Nun?«, fragte ich zuletzt.
    Sie hob den Kopf, blickte auf die Straße hinüber und auf die letzten, kläglich davonschleichenden Blinden.
    »Er hatte recht«, sagte sie. »Du musst zugeben, dass er recht hatte?«
    Ich nickte.
    »Er hatte recht … Und doch auch unrecht. Hilfe und Rettung werden nämlich nicht kommen. Davon bin ich jetzt

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