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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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darum. Weil diese Frau da auch nur eine Gaunerin ist.«
    Angelica Ory tauchte hinter Trinity auf. »Passen Sie auf, was Sie sagen, Junge.
Gaunerin?
Habe ich etwa Geld von Ihnen verlangt? Habe ich überhaupt irgendwas von Geld erwähnt?«
    »Mama Anne, ich muss mich für meinen Neffen entschuldigen«, sagte Trinity.
    »Für mich entschuldigen?«, sagte Daniel. »Ich habe niemandem Drogen in sein Getränk getan. Da gibt’s nichts zu entschuldigen.«
    »Bevor Sie sich noch mehr zum Narren machen …«, sagte die Priesterin und reichte ihm ein kleines Medizinfläschchen. »Extraktaus Passionsblumen, Beifuß, Kava und Wermut. Alles natürliche Zutaten, die die Medizinmänner der Urbevölkerung schon seit Tausenden von Jahren anwenden.«
    »Und alles Halluzinogene«, erwiderte Daniel.
    »Klar, wenn man ein ganzes Glas von dem Zeug trinkt. Aber wir benutzen nur zwanzig Tropfen. Bestenfalls fühlen Sie sich dadurch stärker mit der Welt verbunden. Es bringt Ihnen die Bilder in Ihrem Kopf zu Bewusstsein und führt zu einer leichten Lähmung der Zunge.«
    »Ein Loa aus der Flasche«, sagte Daniel und gab ihr das Fläschchen zurück. »Sehr clever.«
    »Es ist nur ein Hilfsmittel zur spirituellen Erkenntnis. Die Erkenntnis wird dadurch nicht falsch.« Sie seufzte schwer. »Wir waren uns doch einig, dass Tim durch mich etwas empfangen soll. Und dazu diente diese Zeremonie, auch wenn sie Ihnen nicht zusagt.«
    »Genau«, sagte Trinity. »Du kannst ja im Auto warten. Ich gehe wieder zurück, denn ich habe eine Verabredung mit Mr Shango.«
    Angelica schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Tim. Sie sind mitten in der Zeremonie davongelaufen. Sie haben Papa Legba vor den Kopf gestoßen. Die Wegkreuzung steht Ihnen heute nicht mehr offen … und ich glaube nicht, dass er sie so bald wieder für Sie öffnen wird, nach so einer Respektlosigkeit.«
    Jetzt kam sie Daniel vollkommen aufrichtig vor. Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte. Deshalb fragte er: »Sie glauben also tatsächlich, dass der alte Mann da im Hof von Legba besessen ist?«
    »Welchen Unterschied macht das schon? Er glaubt es. Und ich glaube, dass es für ihn eine wertvolle Erfahrung ist. Daniel, Sie versuchen, absolutes Wissen über das Universum zu erlangen. Dieses Wissen besitze ich nicht. Das besitzt niemand. Ich habe nur meinen Glauben. Jedem Menschen wurde das Bedürfnis, an eine spirituelle Kraft zu glauben, mit in die Wiege gelegt. Unsere Rituale unterstützen diesen Glauben, und sie sind das, was ich Tim geben kann.«
    Daniel zeigte in Richtung der Trommeln. »Das Ganze ist also nur ein Ritual, das den Glauben an etwas unterstützen soll, das wir nicht verstehen. Das hört sich für mich aber ziemlich hohl an.«
    »Das ist überhaupt nicht hohl«, sagte die Priesterin. »Es hat Heilkraft und ist zutiefst menschlich. Hören Sie, ich bin nicht mit Voodoo groß geworden. Ich bin als brave Katholikin erzogen worden, aber ich wollte schon immer Heilerin werden. Ich bin den konventionellen Weg gegangen, habe an der Loyola University meinen Doktor in klinischer Psychologie gemacht und fünfzehn Jahre als Therapeutin gearbeitet. Fünfzehn Jahre voller Frustration … Erfolge waren selten und meist nur von kurzer Dauer. Dann habe ich Voodoo für mich entdeckt und es hat mich einfach angesprochen. Und eins kann ich Ihnen sagen, ich habe mehr Leuten damit geholfen, einen Hühnerfuß über ihrem Kopf zu schwenken, als mit endlosen Diskussionen darüber, dass ihr Daddy böse zu ihnen war. Ich streite ja gar nicht ab, dass unsere Rituale etwas Theatralisches haben, ebenso wie ein Priester, der die Kommunion erteilt … genau wie jedes andere Ritual auch. Welche Sachverhalte sich auch immer dahinter verbergen mögen, ausschlaggebend ist doch, dass es funktioniert.« Die Trommler im Hof änderten ihr Tempo und das Singen verstummte. Angelica sah zum Tor hinüber. »Ich muss zurück zu meinem Ounfo.« Sie drehte sich um und ging.
    Trinity nahm Daniel die Autoschlüssel aus der Hand und sagte: »Gehen wir ein bisschen spazieren.« Dann marschierte er los, mitten auf der Straße.
    Daniel lief hinterher und holte ihn ein. Trinity lief schweigend weiter, bis Daniel schließlich sagte: »Ich weiß, du bist sauer, aber mitten in der Nacht in diesem Viertel herumzulaufen, ist keine so gute Idee. Nehmen wir lieber das Auto.«
    »Ich bin nicht sauer, ich denke nach. Und bei einem strammen Spaziergang kann ich am besten nachdenken. Sei mal einen Moment still, damit ich meine

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