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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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Anzeichen für eine Manipulation.«
    »Irgendwo muss da ein Fehler drinstecken«, sagte die Professorin. »Gerade hat er ›starke Niederschläge‹ gesagt. So was kann man nicht rückwärts sagen. Das würde nie so natürlich klingen.«
    »Ich habe alle Anzeigen heute Morgen kalibriert. Ich sage Ihnen, es ist echt.«
    Daniel war ganz starr vor Schreck. Ihm war, als hätte es ihm den Boden unter den Füßen weggerissen. Wie im Traum vom Fallen, aus dem man auf der Schwelle zum Schlaf ruckartig erwacht.

12
    Las Vegas
    William Lamech saß hinter kugelsicherem Glas im mit Holz und Leder ausgekleideten Fond seines Bentley, einen Kroko-Aktenkoffer auf dem Schoß. Was sich darin befand, war explosiver als Dynamit und gefährlicher als Milzbrandpulver.
    Der Inhalt des Aktenkoffers konnte die gesamte Glücksspielbranche zu Fall bringen – oder zumindest die Wettbüros. Und das würde William Lamech
auf gar keinen Fall
zulassen. Er arbeitete schon seit dreiundfünfzig Jahren in der Branche. Er hatte Glücksritter und Gangsterkriege und das verdammte FBI überlebt, während er still und leise ein Privatvermögen von über hundert Millionen angehäuft hatte und für seine Arbeitgeber ein Vielfaches davon. Er hatte ein Talent dafür, Risiken gewinnträchtig auszuschlachten, und dachte eigentlich, er hätte schon alles gesehen. Aber einer Bedrohung wie der, die sich in dem Aktenkoffer auf seinem Schoß verbarg, war er noch nie begegnet.
    Lamech war kein typischer älterer Herr. Mit seinen dreiundsiebzig Jahren zog er noch immer jeden Morgen eine Stunde lang seine Bahnen im Casino-Pool, machte jeweils fünfzig Bauchpressen und Liegestützen hintereinander und trainierte dreimal die Woche mit Gewichten. Er bekam oft zu hören, er sei noch genausorüstig wie Clint Eastwood. Aber er verglich sich lieber mit Jack Palance. Allerdings war der große Schauspieler nur fünfzehn Jahre nach seinem Tod schon fast in Vergessenheit geraten.
    Man lebt, man stirbt und schon wird man vergessen.
Er wollte nicht jammern, es war nur eine Feststellung. Lamech hatte zwar vor, so lange wie möglich durchzuhalten, aber er hatte keine Angst davor, im Treibsand des Vergessens zu versinken, wenn seine Zeit kam. Im Grunde war er schon im Sinken begriffen.
    Früher einmal hatte in Las Vegas jeder seinen Namen gekannt und die wichtigen Leute in Chicago auch. Früher einmal war er in dieser gottverdammten Stadt eine Berühmtheit gewesen.
Lust auf ein Spielchen, Mr Lamech?
Und auf ein Nicken hin tauchte ein Tablett mit Jetons auf.
Dino würde sich geehrt fühlen, wenn Sie vor der Vorstellung auf einen Drink in seiner Garderobe im Sands vorbeischauen würden, Mr Lamech.
Und wenn William Lamech in einem Restaurant auftauchte, gab’s immer eine Portion
Surf and Turf
und eine Flasche vom besten Champagner aufs Haus.
    Aber dann veränderte sich Las Vegas. Chicago wurde von der Wall Street verdrängt, und nun schmissen die Finanzbuchhalter großer Unternehmen den Laden. In vielen der besseren Restaurants musste Lamech immer noch nichts bezahlen. Auch in den Wettbüros kannte man ihn noch, aber die meisten jüngeren Kasinoangestellten hatten keinen blassen Schimmer, wer er überhaupt war. Sie wussten zwar, dass sie ihn kennen
sollten
und dass er wichtig war, und behandelten ihn immer mit Respekt, aber die Zeiten, wo alle vor ihm krochen, waren lange vorbei. Und er fand es auch ganz in Ordnung so. In seinen mittleren Jahren hatte er es genossen, im Rampenlicht zu stehen, aber ab einem gewissen Alter stand es einem Mann an, sich zurückzuziehen. Es war ihm eigentlich auch nie um den Ruhm gegangen, sondern immer nur ums Geld.
    Und er machte immer noch eine Menge Zaster, sowohl mit seinen legalen Kasinos als auch mit seinem nicht so ganz legalen, eigenfinanzierten Buchmachernetz, das sich über mehr als ein Dutzend Städte erstreckte.
    Die Buchhalter, die in Las Vegas jetzt das Sagen hatten, hatten für die alte Garde aus Chicago nicht viel übrig, aber die Wettbüros stellten einen Zweig des Glücksspielgeschäfts dar, der mehr als nur Rechnerei erforderte. Um maximalen Gewinn herauszuschlagen, musste man sich sehr genau mit Gruppendynamik und der Psychologie des Glücksspiels auskennen. Außerdem brauchte man ein Netz zuverlässiger Kontaktpersonen, die einen informierten, wenn ein Spiel manipuliert wurde oder ein Sportler eine Verletzung zu vertuschen versuchte, und einem von den schmutzigen Privatgeschichten der Athleten berichteten.
    Jährlich wurden in Las

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