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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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können.«
    »Gute Idee«, sagte Darwyn Jones.
    Wieder nickten alle rund um den Tisch.
    »Meinst du, der Prediger wird spuren?«, fragte Case.
    »Ich kenne den Mann nicht und ich weiß nicht, was wir über ihn rauskriegen werden. Aber ich kann ihn sicher überzeugen, dass es besser ist, für uns zu arbeiten als gegen uns.«
    »Und wenn er sich weigert?«
    »Wenn er sich weigert … nun, darüber müssen wir uns jetzt noch keine Gedanken machen.« Lamech lächelte zuversichtlich. »Aber wir werden Tim Trinity zum Schweigen bringen, so oder so …«

13
    Atlanta
    Es ging wieder los. Tim Trinity spürte, dass es ihn überkam wie der dumpfe Schmerz vor einem heftigen Regenschauer, und er fühlte einen Druck in seinem Kopf, der immer stärker wurde, bis er nicht mehr klar denken konnte und vor seinen Augen alles verschwamm. Dann die Stimmen, leise zuerst, aber stetig lauter werdend und immer kritischer. So begann es immer, und er wusste, die Zungen würden von ihm Besitz ergreifen, wenn er nicht schnell etwas unternahm.
    Wie lang war es her, seit er seinen Dealer angerufen hatte? Er sah auf seine Uhr. Zehn Minuten. Wie lange, hatte er gesagt, würde es dauern? Eine halbe Stunde. Okay, noch zwanzig Minuten. Er würde es doch sicher schaffen, die Zungen zwanzig Minuten lang zu unterdrücken.
    Es gelang ihm so gerade. Manisch lief er im Wohnzimmer seiner Villa immer im Kreis herum. Er schwitzte stark und spähte alle paar Minuten durch die Vorhänge. Als der Mann endlich kam, zuckte Trinity bereits und brabbelte unzusammenhängend. Aber das Geschäft ging schnell über die Bühne und der Dealer machte sich aus dem Staub.
    Trinitys Bewegungen wurden immer verkrampfter, aber er schaffte es noch in sein Arbeitszimmer, öffnete den kleinen Ziploc-Beutelund streute das Pulver in zwei parallelen weißen Linien auf den Couchtisch. Er rollte einen Zwanzigdollarschein zusammen und schob ihn in sein linkes Nasenloch. Als er die erste Line sniffte, wurde sein Kopf sofort klar, und in einer wohlig-kühlen Explosion wurde sein ganzer Schädel von innen mit Kokain überzogen.
    Die Stimmen verhallten.
    Der Druck ließ nach.
    Er konnte wieder klar denken.
    Die zweite Line sniffte er durchs rechte Nasenloch.
    Die zweite Line, die Second Line. Die Blaskapelle beim Umzug. Ohne Genehmigung und ohne Pflichten, einfach nur den Schirm herumwirbeln und den ganzen Weg bis zum French Quarter tanzen. Die zweite Line. Laissez les bons temps rouler …
    Aber das Kokain war doch nur Medizin, er nahm es nicht zum Vergnügen. Und New Orleans, das war Vergangenheit. Es wäre auch nicht mehr das Gleiche, selbst wenn er zurückkehren könnte.
    Nach diesem verdammten Hurrikan.

    Als er die Stimmen zum ersten Mal hörte, kurz nach Katrina, hielt er es für eine verzögerte Stressreaktion. Anscheinend litten alle, die während des Sturms in der Stadt ausgeharrt hatten, an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Warum sollte es ihm anders gehen? Polizisten, Feuerwehrleute, Ärzte, Pfleger und Schwestern waren geblieben, weil sie mussten. Auch gebrechliche Menschen blieben, manche zu Hause oder an den Eingängen überfüllter Krankenhäuser zurückgelassen, andere von Angehörigen umsorgt, die es nicht über sich brachten, ohne sie zu fliehen. Und dann waren da noch all die, die zu dumm, zu verrückt, zu faul, zu bekifft oder zu arm waren, um die Stadt zu verlassen.
    Trinity gehörte zu einer anderen Kategorie: zu geldgierig. Als 1992 der Hurrikan Andrew gewütet hatte, war er auch geblieben. Das hatte ihm das Vertrauen vieler armer Leute eingebracht. Deshalb hatte er geglaubt, wenn er Katrina durchstände, könnteer sich bei der Wiedereröffnung seiner Suppenküche im Lower Ninth Ward zeigen und vielleicht ein bisschen gute Presse ernten. Wenn er es richtig anstellte, würde vielleicht sogar CNN berichten und Anderson Cooper oder diese scharfe Soledad würde ihn interviewen.
    Er brauchte irgendwas, das er diesen Wichsern vom Finanzamt vorweisen konnte, wenn die mal wieder seine Steuerbefreiung in Frage stellten.
    Aber so lief es leider nicht.
    Die Einwohner von New Orleans waren stürmisches Wetter gewohnt und anfangs, als Katrina noch ein Hurrikan der Kategorie drei war, war ihre einzige Sorge, wo in der Nachbarschaft eine Hurrikan-Party steigen würde. Aber als der Sturm über den Golf hinwegzog und immer stärker wurde, war schließlich die Rede von Evakuierung.
    Trinity hatte nie ernsthaft daran gedacht, die Stadt zu verlassen. Er hatte in Lakeview

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