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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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selbstzerstörerisch handeln sehen wie gerade eben.
    Was nur war schiefgelaufen?

    Zurück im Hotel saß Daniel auf dem Bett, riesige Kissen im Rücken und seine Bibel offen auf dem Schoß. Er hatte eine E-Mail von Nick bekommen. Darin stand:
    Dan,
    vielleicht gibt es keinen Grund dazu, aber ich mache mir Sorgen um Sie. Ich weiß, die Begegnung mit Ihrem Onkel wird schwierig, und ich fühle mich mit schuld daran, da ich Ihnen gestattet habe, diesen Fall zu übernahmen. Aber ich muss Sie bitten, sich auf Ihren Auftrag zu konzentrieren, auch wenn daraus persönliche Probleme entstehen sollten. Lesen Sie heute Abend das Buch Hiob und denken Sie darüber nach.
    Das ist kein guter Rat, sondern ein Befehl.
    Halten Sie die Ohren steif, Junge. Ich weiß, Sie schaffen das.
    P. Nick
    Daniel hatte schon in seiner Jugend seine liebe Not mit dem Buch Hiob gehabt und sich nie wirklich damit anfreunden können. Es jetzt wieder zu lesen, half auch nicht. Daniel fand, dass Gott darin dargestellt wurde wie ein kleiner Junge, der Fliegen die Flügel ausreißt, nur um zuzusehen, wie sie panisch umherirren. Er schien oberflächlich, grausam und selbstbezogen. Er ließ Hiob, den gerechtesten seiner Diener, entsetzliche Qualen und unfassbare Verluste erleiden – ohne ersichtlichen Grund. Nein, noch schlimmer. Sein Grund war kindisch, eine Laune: Er hatte sich auf eine Art kosmische Wette mit Satan eingelassen.
    Daniel mochte diesen Gott nicht besonders.
    Die Priester, die Daniel mit dreizehn in ihre Obhut genommen hatten, hatten versucht, das Buch Hiob in einem anderen Licht darzustellen. Sie hatten gesagt, die Geschichte lehre uns nicht,
warum
die Rechtschaffenen leiden, sondern
wie
man leidet. Sie erkläre nicht die Existenz des Bösen, sondern dass seine Existenz eines der mannigfaltigen Rätsel Gottes sei.
    Die mannigfaltigen Rätsel Gottes hatten es den Priestern angetan. Sie waren ihre Standardantwort auf Daniels besonders schwierige Fragen. Und er hatte viele Fragen. Aber Daniel hatte sich nicht der Kirche zugewandt, um sich mit Rätseln abzugeben. Er war auf der Suche nach Wundern.
    Seine ersten zwölf Lebensjahre hatte er in dem Glauben verbracht, sein Onkel wäre ein echter Apostel, der in Gottes Namen wahre Wunder vollbrachte. Für einen Jungen, der mit seiner Geburt seine eigene Mutter umgebracht und seinen Vater in den Selbstmord getrieben hatte, war dies keine Kleinigkeit. Gott hatte Tim Trinity als Seinen Boten auf Erden auserkoren und Daniel als den Gefährten Seines Boten. Das bedeutete, dass Gott Daniel nicht verabscheute. Es bedeutete, dass Daniel es trotz allem wert war, geliebt zu werden.
    So hatte sein Onkel es ihm erklärt und das half ihm. Es war die eine Wahrheit, an die Daniel sich klammern konnte und die ihm ein gutes Gefühl gab, trotz des schrecklichen Anfangs, den sein Leben genommen hatte. Trinity hatte ihm versichert, dass Gott ihn liebte, und sein Onkel selbst hatte sich immer liebevoll um ihn gekümmert, auch wenn er trank. Er war auch kein schlechter Vormund. Er achtete immer darauf, dass der Junge unterwegs seine Schulaufgaben machte und all seine Prüfungen bestand, wenn sie wieder in New Orleans waren.
    Seine Kindheit war seltsam gewesen, aber nicht unglücklich. Während sie von einem Zeltgottesdienst zum nächsten tingelten, konnte er mit den Kindern der anderen Prediger spielen, und er lernte unterwegs auch viel. Tim brachte ihm bei, wie man sich bei Ärger mit Worten aus der Affäre zog. Und wenn das nichts half, wie man einem Schlag auswich und wegrannte. Und wenn
das
nichts half, wie man jemandem eine verpasste. Und wenn
das auch
nichts half, wie man mit einer Pistole umging. »Wer ständig unterwegs ist, muss selbst die Verantwortung für seine körperliche Unversehrtheit übernehmen.« Und so lernte Daniel schon als kleiner Junge beim Schießen auf Blechdosen und beim Sparring mit Tim so einiges, was andere erst als Erwachsene lernen, wenn überhaupt.
    Aber während Daniel heranwuchs, wuchsen auch seine Zweifel. Schon mit zehn Jahren musste er bewusst die Augen vor all dem Hokuspokus, den Schwindeleien und Taschenspielertricks verschließen, die hinter Trinitys Wundheilungen steckten. Ständig die Wahrheit zu leugnen, war anstrengend. Und nach ein paar Jahren,als er dreizehn war, konnte er es einfach nicht mehr; konnte nicht mehr so tun, als wüsste er nicht, was los war. Irgendetwas in ihm zerbrach, seine Welt geriet aus den Fugen, brach in sich zusammen. Wie ein Kartenhaus.
    Er schluckte

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