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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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haben den Leuten nicht einen verdammten Cent gezahlt. Ich habe direkt am nächsten Tag gekündigtund das Wohnmobil vollgetankt.« Er steckte den Kuli wieder weg. »Den behalte ich als Erinnerung. Klar, ich bin ein Schwindler, aber auf ehrliche Art wird man nicht reich und meine Schwindeleien haben noch niemandem wehgetan. Jedenfalls nicht so.«
    Daniel wollte sagen:
Mir haben sie wehgetan
. Aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. »Sie tun vielen Leuten weh«, sagte er.
    Trinity drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher aus. »Okay, Danny. Bist du nur hergekommen, um mir zu sagen, was für ein Dreckskerl ich bin? Das wäre dann ja erledigt.«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht privat hier, sondern beruflich.«
    »Ich dachte, du wärst Priester geworden.«
    »Ich bin Priester.«
    »Aber …« Trinity deutete auf seinen Hals.
    »Meistens arbeite ich in Zivil.«
    »Schön für dich. Also, was will die katholische Kirche von jemandem wie mir?«
    »Wir wollen wissen, wie du’s machst«, sagte Daniel.
    »Wie ich was mache?«
    »Das Zungenreden.«
    Trinity machte große Augen. »Was weißt du darüber?«
    »Wir sind dir auf der Spur. Ich weiß auch über das Kokain Bescheid … Selbst für dich ist das ein ganz neuer Tiefpunkt.« Er wollte seinem Onkel eigentlich die Überwachungsfotos vor die Nase halten, aber die Lust dazu war ihm vergangen.
    »Ja, ich nehme Koks, aber nur wegen der verdammten Stimmen«, sagte Trinity. »Was weißt du über das Zungenreden?«
    »Wie machst du es?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du weiß es nicht? Was ist mit den Prophezeiungen?«
    »Was redest du denn da? Was für Prophezeiungen?«
    Trinity war ein geschickter Lügner, aber in seiner Stimme klang echte Verzweiflung mit. »Dein Zungengerede. Wenn man’s rückwärts abspielt und etwas schneller, dann hört es sich ganz normal an. Du machst Prophezeiungen. Und sie werden tatsächlich wahr.«
    Trinity wurde aschfahl im Gesicht und sackte auf seinem Stuhl zusammen. »Ach … du … heilige … Scheiße«, sagte er und keuchte. »Nein, nein, das ist einfach nicht … nein, das ist nicht … das ist doch gar nicht möglich …«
    Daniel lächelte freudlos. »Das hast du schon mal besser gekonnt.«
    »Nein, du lügst. Das muss eine Lüge sein …« Trinitys Verwirrung wirkte echt, aber schließlich war er ein guter Schauspieler. »Du musst mir glauben, Danny, ich weiß nichts von diesen Prophezeiungen.«
    »Da meine ganze Kindheit auf einer Lüge beruhte, wirst du verstehen, wenn ich dir auch jetzt kein Wort glaube«, sagte Daniel. Er drehte sich um und wollte gehen.
    »Nein, warte! Bitte! Irgendetwas Seltsames … Ich weiß nicht, was zum Teufel mit mir los ist.«
    Daniel sah schweigend zu, als sein Onkel eine Flasche Bourbon vom Schminktisch nahm, sie aufmachte und sich mit zitternder Hand einschenkte, wobei der Flaschenhals gegen das Glas klirrte. Trinity stellte die Flasche wieder ab und nahm das Glas in beide Hände, um zu trinken. Er ähnelte ganz und gar nicht mehr dem starken Mann aus Daniels Kindheitserinnerungen. Er war nicht mehr der selbstbewusste Prediger, der vor einem Riesenpublikum sprach.
    »Es ist nicht nur das Zungenreden, weißt du?«, sagte Trinity. Er tippte sich mit dem Zeigefinger an den Kopf. »Da sind auch diese Stimmen.« Eine Träne rollte seine rechte Wange hinunter. »Ich habe Angst, Sohn. Du musst mir helfen. Ich habe eine Scheißangst.«
    War das etwa alles nur Schauspielerei? Es sah nicht so aus.
    Daniel setzte sich Trinity gegenüber auf einen Stuhl. »Ich glaube zwar immer noch, dass du nur Scheiße redest, aber man hat mich hergeschickt, um herauszufinden, was mit dir los ist, also werde ich dir zuhören. Erzähl mir alles von Anfang an und lass nichts aus. Aber falls sich herausstellt, dass das Ganze ein Schwindel ist, kannst du dich auf einiges gefasst machen, das garantiere ich dir.«

20
    William Lamech saß in seinem geräumigen Büro zweiundzwanzig Stockwerke über dem Las Vegas Strip. Die gläserne Stadt unter ihm schimmerte im Licht der nach Westen wandernden Sonne. Er drückte einen Knopf auf einer in seinen Schreibtisch eingelassenen Steuerung, und das durch die raumhohen Fenster einfallende Sonnenlicht wurde auf ein angenehmes Maß reduziert.
Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.
So lautete eines der drei Gesetze von Arthur C. Clarke. Die anderen zwei hatte er vergessen, aber dieses gefiel ihm und deshalb hatte er es

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