Die Trinity-Anomalie (German Edition)
Du musst das hier nur durchstehen, kapiert?«
Sebastian ging in Stellung und stieß Daniel eine Faust in den Bauch.
Daniels verkrampfte sich, seine Beine gaben nach und er ging in die Knie.
Sebastian scharrte mit den Füßen und wollte gerade wieder angreifen, da läutete der Gong zum Ende der ersten Runde.
22
Der Wecker klingelte. Daniel brachte ihn mit einem Schlag zum Schweigen, schwang die Beine über die Bettkante und setzte seine nackten Füße auf den weichen Teppich. Er hatte die Vorhänge nicht zugezogen, und Tageslicht flutete das Hotelzimmer.
Traumbilder hingen noch in seinem Kopf.
Was zum Teufel war das denn?
Er brauchte eine Minute, um die letzten Spinnfäden des Schlafs abzuschütteln, rief dann den Zimmerservice an und bestellte Frühstück. Er sagte sein Morgengebet, machte seine Liegestützen, Bauchpressen und Kniebeugen, duschte schnell und rasierte sich. Beim Frühstück hörte er sich die Audio-Datei von Trinitys jüngster Zungenrede an, die Gerry ihm im Laufe der Nacht gemailt hatte.
Es fing mit neuen Sportergebnissen an. Er sagte voraus, dass Mr Smitten die Gotham Stakes auf der New Yorker Aqueduct-Rennbahn mit achteinhalb Längen Vorsprung vor Executive Council gewinnen und Sweet Revenge Dritter würde. Dann folgte noch ein unbedeutender Wetterbericht. Aber was anschließend kam, raubte Daniel den Appetit.
»Wer in der Ölraffinerie von Belle Chasse in Louisiana arbeitet, sollte Dienstag nicht zur Arbeit gehen. Geht nicht zur Arbeit. Alle, die sich im Plaquemines Parish in der Nähe der Raffinerie aufhalten, sollten das Weite suchen. Es wird einen furchtbaren Unfall geben, eine Explosion. Dienstagmorgen, vor zwölf Uhr. Es wird viele Todesopfer geben.«
Daniel griff nach seinem Handy und drückte die Kurzwahl für Pater Nicks Privatnummer. Beim zweiten Läuten nahm Nick ab.
»Also was können Sie mir über den guten Reverend berichten?«, fragte Nick.
»Ich schicke Ihnen eine Audio-Datei. Hören Sie sie sich an und rufen Sie mich zurück.« Daniel legte auf und leitete die Nachricht mit der Datei an Nick weiter. Fünf Minuten später klingelte sein Handy.
»Haben Sie es gehört?«
»Ja.«
»Er hat Dienstagmorgen gesagt. Morgen ist Dienstag, wir müssen überlegen, was wir unternehmen.«
»Ach, ich bitte Sie. Das wird nur wieder so eine Prophezeiung sein, die total danebenliegt.«
»Da irren Sie sich, Nick. Ich habe die Niederschriften aus der Fallakte mit den archivierten Sendungen verglichen. Trinity irrt sich nicht. All seine Prophezeiungen haben sich bewahrheitet. Jede Einzelne.«
Nach einer langen Pause fragte Nick: »Sind Sie sicher?«
»Ja, vollkommen sicher. Der Fall wurde manipuliert, schon bevor Sie mir den Auftrag gegeben haben. Jemand im Vatikan hat Giuseppes Niederschriften geändert, damit es so aussah, als hätte Trinity sich geirrt.«
Wieder eine lange Pause. »Interessant, ich kümmere mich darum.«
»Ich würde auf Conrad tippen«, sagte Daniel. »Ich weiß nicht, was er im Schilde führt, aber …«
»Ich habe gesagt, ich kümmere mich darum.« Nick räusperte sich. »Also, was haben Sie Neues über Trinity herausbekommen?«
Daniel wollte gerade beginnen, bekam aber kein Wort raus. Er nahm den Fotoapparat vom Nachttisch, machte ihn an und ging die Digitalfotos durch, die er bei der Überwachungsaktion zwei Nächte zuvor gemacht hatte. Selbst auf dem kleinen Kameradisplay waren die Fotos eindeutig: Trinity, der in seinem Arbeitszimmer Koks sniffte.
»Sagen Sie bitte, dass Sie was haben«, sagte Nick.
»Ich glaube, Trinity steckt in Schwierigkeiten.«
»Was für Schwierigkeiten?«
»Ernsthafte Schwierigkeiten. Er hat die Kontrolle verloren. Ich habe gesehen, wie er Kokain genommen hat.«
»Haben Sie Fotos?«
Trinity hatte Daniel alles erzählt, auch warum er Kokain nahm. Die Geschichte war allerdings so abenteuerlich, dass Daniel nicht wusste, was er davon halten sollte. »Sie haben mich hergeschickt, um ihn zu entlarven, aber dass er Kokain nimmt, das besagt doch gar nichts.« Er legte die Kamera wieder hin. »Ich habe ihn getroffen. Ich kann selbst nicht glauben, dass ich das sage, aber ich habe den Eindruck, dass er das Zungenreden gar nicht kontrollieren kann. Er weiß angeblich nichts von den Prophezeiungen. Als ich ihm davon erzählt habe, war er ziemlich erschüttert. Ich halte es für möglich, dass er die Wahrheit sagt.«
Nick lachte schnaubend in Daniels Ohr. »Trinity lügt, wenn er den Mund aufmacht. Wir müssen seine Autorität
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