Die Trinity-Anomalie (German Edition)
Zustands gezwungen wird.
Es musste doch eine Möglichkeit geben, seine Trägheit zu überwinden.
Sein ganzes Leben lang hatte er das Gefühl gehabt, dass Gott Größeres mit ihm vorhatte und er irgendwann etwas ganz Besonderes mit seinem Leben anfangen würde. Er betete, dass der Herr ihm den Weg weise, aber der ließ mit der Antwort auf sich warten. Als seine Frau sich davongemacht hatte, dachte er, das wäre ein Zeichen. Aber wenn es so war, dann konnte er es nicht deuten. Es zeigte ihm keine Richtung an.
Er drückte wieder auf die Fernbedienung, aber es passierte nichts. Er machte die Schublade des Beistelltischs auf, holte eine neue Packung Batterien heraus und steckte sie in die Fernbedienung.
Sie funktionierte immer noch nicht.
Im Fernsehen sprach Reverend Tim Trinity direkt in die Kamera. Es war, als würde er Andrew persönlich ansprechen.
Reverend Tim sagte, Gott wolle in Andrews Leben Wunder wirken.
Vielleicht war die defekte Fernbedienung ja kein Zufall. Es hieß, Gottes Zeichen seien überall, aber wir seien meistens zu beschäftigt, um sie zu erkennen. Vielleicht war es ja Vorsehung, dass die Fernbedienung ausgerechnet bei diesem Sender kaputtgegangen war. Vielleicht war dies ein Zeichen Gottes.
Vielleicht hatte Reverend Tim eine Nachricht für ihn.
Andrew stellte seine Rückenlehne ganz nach hinten, um in Ruhe zuzuhören.
Gott, war er müde.
Zwei Stunden später wurde er vom Klingeln seines Wecker wach. Der Fernseher war aus, obwohl er sich nicht erinnern konnte, ihn ausgeschaltet zu haben. Er stellte die Lehne hoch, stand auf, reckte seinen steifen Hals, ging ins Schlafzimmer und stellte den Wecker ab. Er zog seine Arbeitskleidung an, putzte sich die Zähne und machte sich ein paar Erdnussbutterbrote. Er wickelte die Brote in Alufolie ein und steckte sie zusammen mit zwei Dosen Dr Pepper und einem frischen Beutel Kautabak in seine Lunchbox.
Dann nahm er seinen Helm und machte sich auf den Weg zur Raffinerie.
Andrew kam zu früh zur Arbeit und ging in die Cafeteria, um vor der Schicht noch einen Kaffee zu trinken. Er setzte sich mit seinem Pappbecher an einen langen Tisch, wo der Vorarbeiter gerade den Schluss einer Geschichte erzählte, und die anderen lachten sich schief.
»… wenn ich also heute bei der Arbeit einschlafe, dann ist meine Mama dran schuld«, sagte der Vormann.
»Wenn man den Anfang nicht mitgekriegt hat, hört sich das aber ziemlich verboten an«, sagte Andrew.
Der Vorarbeiter lachte. »Du denkst auch immer gleich an was Versautes, Andy. Ich habe den Jungs nur von meinen nächtlichen Telefonabenteuern erzählt. Zuerst ruft Mama an und ist vollkommen aus dem Häuschen und quasselt irgendwas von einem Unfall und sagt, dass sie unserem alten Prediger meine Nummer gegeben hat. Dann ruft der Prediger an und erzählt, er hätte eine Vision gehabt und wir müssten die Raffinerie schließen. Hörte sich an, als hätte er ganz schön einen gekippt.«
»Euer Prediger säuft?«
»Der ist schon lange nicht mehr unser Prediger. Nach Katrina ist er weggezogen, und jetzt ist er eine ganz große Nummer in Atlanta, aber Mama hat mich früher immer in seine Kirche geschleppt. Tim Trinity.«
Andrews wollte gerade einen Schluck Kaffee nehmen. Er erstarrte mit dem Pappbecher in der Hand. »Reverend Tim?«
»Ja, kennst du den?«
»Den habe ich im Fernsehen gesehen. Was hat er denn genau gesagt?«
»Der Mann war total außer sich. Er hat gesagt, die Raffinerie würde heute Morgen in die Luft fliegen. Ich habe ihn gefragt, woher er das weiß, und er hat gesagt, er würde in Zungen reden und alles rückwärts und was weiß ich noch alles. Ich habe nichts kapiert.«
Aber Andrew kapierte. Am Vorabend hatte er endlich ein Zeichen erhalten. Reverend Tim sprach im Namen Gottes. Andrew konnte nicht sagen, woher er das wusste, aber noch nie in seinem ganzen Leben war er sich so sicher gewesen. Er warf seinen Helm auf den Tisch und ging Richtung Ausgang.
»Warte. Wohin gehst du denn?«
»Ich kann nicht bleiben.«
»Mann, du bist genauso verrückt wie der Prediger. Komm zurück und nimm deinen Deckel mit.«
»Kommt lieber mit«, sagte Andrew. »Wenn ihr hierbleibt, müsst ihr dran glauben.«
»Wenn du jetzt abhaust, brauchst du gar nicht mehr wiederzukommen«, rief der Vorarbeiter ihm nach. Andrew beachtete ihn nicht. »Es ist mein Ernst, Andy. Wenn du durch die Tür da gehst, bist du gefeuert.«
Andrew ließ sich nicht aufhalten.
Aber als er über den sonnenüberfluteten Parkplatz lief,
Weitere Kostenlose Bücher