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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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in seinem Oberkörper spannten sich an.
    »Wenn du weiter mit dem Messer vor meiner Nase rumfuchtelst, du Volltrottel, dann könnte ich plötzlich das Bedürfnis verspüren, mich zu verteidigen. Ich brech dir ruck, zuck das Handgelenk, renk dir dein Knie aus und schieb dir dein Messer bis zum Anschlag in den fetten Arsch.«
    Vollkommen baff blieb der Mann stehen. Er ließ das Messer ein paar Zentimeter sinken und stand mit halb offenem Mund da. Er überlegte wohl, was wahrscheinlicher war: Entweder war Daniel vollkommen übergeschnappt oder …
    »Zwing mich nicht dazu«, sagte Daniel. »Außerdem bist du doch der mit den Vorurteilen. Nennst uns Schwulis aus der Stadt, dabei habe ich nie ein Wort über strunzdumme, inzüchtige Hinterwäldler verloren.« Dann etwas freundlicher: »Also eigentlich bin ich ja in Frieden gekommen und habe dir ein Angebot gemacht. Das steht noch. Und der Caddy ist nicht geklaut, aber wenn du mir nicht glaubst, kannst du ihn ja auseinandernehmen und die Einzelteile verscheuern. Allein der Katalysator ist doppelt so viel wert wie dein Pick-up. Also willst du tauschen oder nicht?«
    Der Mann saugte Luft durch die Zähne und ließ die Hand mit dem Messer ganz sinken. Er ging langsam um den Wagen herum, zeigte mit dem Messer auf die Heckklappe und sagte: »Komm mal her.«
    Daniel ging zu ihm hinter den Wagen und begutachtete die Einschüsse aus Samsons Waffe. Einer in der Stoßstange, vier in der Heckklappe und einer etwas höher, an der Säule links neben dem Heckfenster. Sieben Zentimeter weiter rechts und die Kugel hätte Daniels Hinterkopf getroffen.
Nur sieben Zentimeter.
Bei dem Gedanken wurde ihm eiskalt in der Leistengegend.
    Der Mann fragte: »Wer ist denn hinter euch her?«
    Daniel zuckte mit den Schultern. »Wenn ich das nur wüsste. Aber wir dürfen keine Zeit verlieren. Also das Angebot gilt noch ganze zehn Sekunden. Ja oder nein?«

    Die Windschutzscheibe war nikotingelb und der Wagen roch innen gleichermaßen nach Zigarettenrauch und Körperausdünstungen, aber wenigstens hatte der Redneck ihn gut gewartet. Beim Auftanken sah Daniel nach dem Motoröl, das sauber und gerade erst gewechselt worden war. Auch Bremsflüssigkeit und Getriebeöl waren in Ordnung und der Reifendruck genau richtig. Mit dem Wagen würden sie auf jeden Fall bis New Orleans kommen und auch weiter. Ein alter Pick-up fiel hier genauso wenig auf wie ein gelbes Taxi in Manhattan oder eine Vespa in Rom. Sie würden quasi optisch in der Umgebung verschwinden.
    Als sie schon ein paar Kilometer gefahren waren, sagte Trinity: »Also wie du mit dem Kerl geredet hast …« Dann ließ er ein Pfeifen hören.
    »Wir brauchten den Wagen.«
    »Ach, erzähl doch keinen Scheiß, Danny. Da ging’s doch noch um was anderes als nur den Wagen. Ich meine, willst du wirklich um jeden Preis draufgehen?«
    Daniel sah seinem Onkel direkt in die Augen. »Will ich gar nicht, eigentlich nicht. Aber ich habe den Tod gern in Sichtweite. Das schärft die Sinne.«
    »Das kann aber auch nicht gesund sein.«
    »Und das sagst ausgerechnet du?« Daniel musste lächeln. »Dann muss ich mir wohl wirklich Sorgen machen.«

    In Calhoun hielten sie an, und Daniel ging schnell in einen Piggly-Wiggly-Laden, um Proviant zu kaufen. Als er rauskam, machte er beim Münztelefon am Eingang Halt und warf all sein Kleingeld hinein.
    Sie hob beim ersten Klingeln ab.
    Daniel sagte: »Julia, ich bin’s. Ich …«
    »
Herr Gott noch mal!
Wo zum Teufel steckst du denn? Warum hast du nicht angerufen?«
    Da war eindeutig ein Zittern in ihrer Stimme.
    »Ich
rufe
doch gerade an. ’tschuldigung, dass es so lange gedauert hat.«
    »Ich habe gedacht, du wärst tot, Danny! Zweiundzwanzigeinhalb Stunden, um ein verdammtes Telefon zu finden?«
    »Ich bin ja froh, dass du dich so um mich sorgst, und es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde. Aber mehr kann ich dazu nicht sagen. Wir mussten untertauchen.«
    »Moment.« Als sie das Telefon hinlegte, knallte es im Hörer. Nach ein paar Sekunden Stille meldete sie sich wieder, ganz gefasst. »Trinity ist noch am Leben?«
    »Das darf niemand wissen.«
    »Verstehe.«
    »Wir müssen ein bisschen Abstand gewinnen. Wenn es an der Zeit ist, ihn auferstehen zu lassen, bekommst du ein Exklusivinterview. Versprochen.«
    »Okay, vorerst behalte ich’s für mich, aber ich muss dich erreichen können. Vorwahl 706 … Wo bist du, in Columbus?«
    »Nein, und wir bleiben auch nicht hier. Ich besorge mir ein Prepaid-Handy und

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