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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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streifte sich die Schuhe ab. »Ich komme mit nach New Orleans«, sagte er.
    »Danke.« Trinity hielt ihm den Flachmann hin. »Willst du einen Schluck?«
    Daniel nahm den Flachmann, der warm und glatt in seiner Hand lag, und nahm einen Schluck Bourbon. Dann bemerkte er die Gravierung und hielt den Flachmann ins Licht der Petroleumlampe.
    Für Pops zum 41. Geburtstag – in Liebe, Danny
    Er sah zu seinem Onkel auf. Der nickte.
    »Du hast mir das Herz gebrochen, Sohn.«
    Daniel nahm noch einen Schluck und gab den Flachmann zurück. »Du mir auch, mein Alter.« Er streckte sich auf der Couch aus und schloss die Augen. »Wir legen uns besser aufs Ohr. Morgen müssen wir früh los.«
    Draußen prasselten Regentropfen rhythmisch auf das Blechdach, und in der Ferne hörten sie Donner tosen. Trinity schwiegeine Weile und sagte dann: »Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.«
    »Leg dich schlafen, Tim.«

52
    Nun, da ich mich leg zur Ruh’
Wach über meine Seele du
Sterb ich, bevor der Tag anbricht
Oh Herr, nimm meine Seel’ an dich
    »Träum süß, Junge.«

53
    Frühmorgendliche Nebelschwaden stiegen durch die Kronen der Sumpfkiefern auf wie die Seelen der Toten, die sich am Jüngsten Tag aus ihren Gräbern erheben. In der Ferne hallte das mechanische Hämmern eines einsamen Spechts. Daniel und Trinity fuhren gemächlich die schlammige Straße entlang, während Daniel die Hütten auf der linken Seite begutachtete und Trinity die auf der rechten.
    »Ich dachte, wir hätten es eilig«, sagte Trinity.
    »Halt die Augen auf. Ich kann nur auf eine Seite acht … Moment … da drüben, perfekt.« Daniel bog in eine Auffahrt ein und hielt hinter einem klapprigen, ehemals grünen GMC Sierra, der sicher zwanzig Jahre auf dem Buckel hatte. Die Hütte hatte keinen Stromanschluss und natürlich auch keine Satellitenschüssel. Rechts neben der Hütte war frisch gehacktes Feuerholz aufgestapelt und in einem Baumstumpf steckte eine Axt. Ein großer, kräftiger Weißer in verblichener Jeans-Latzhose war gerade dabei, mit einem dreißig Zentimeter langen Bowiemesser die Rosenbüsche zu beschneiden, die feuerrot vor der Hütte blühten. Daniel schätzte ihn auf Mitte dreißig. Er drehte sich um und sah sie an. Ohne zu lächeln.
    Trinity sagte: »Also wenn du mich fragst, ist das alles andere als perfekt. Ganz und gar nicht perfekt. Machen wir, dass wir Land gewinnen!«
    »Bleib im Wagen sitzen.« Daniel stieg langsam aus und machte die Tür zu. Dann sagte er zu dem Mann mit dem Messer: »Guten Morgen …«
    Der Mann schnaubte barsch. »Der
war
gut, bis ihr aufgetaucht seid. Hier bei uns kriegen ungebetene Gäste ein Messer zwischen die Rippen.«
    »Entschuldigung, ich habe kein Schild gesehen.«
    »Hier bei uns brauchen wir keine Schilder.« Er machte mit dem Messer eine Bewegung Richtung Straße. »Macht euch besser auf den Weg, Mädels.«
    Daniel hob die linke Hand und fasste mit der rechten an den Türgriff des Wagens. »Kein Problem, verstanden.« Er öffnete die Wagentür. »Aber bevor wir fahren … Wie wär’s, wenn wir unsere Pick-ups tauschen?«
    »Hä?«
    »Einfach tauschen, unseren gegen Ihren?«
    »Was soll ich denn mit so einem hübschen Spielzeug? Seh ich aus wie ein Schwarzer?«
    »Wie viel ist Ihr Sierra wert? Vielleicht fünf- oder sechshundert Mäuse? Aber die Reifen sind neu, deshalb nehme ich an, er ist gut in Schuss.«
    Der kräftige Mann kam auf ihn zu und hielt das Messer auf Brusthöhe. »Na und?«
    »Unser Pick-up ist so gut wie neu, mit allen Extras ausgestattet. Fünfzehn oder zwanzig Mal so viel wert wie Ihrer. Vielleicht ist er ja wirklich nur ein hübsches Spielzeug, aber er ist auch eine hübsche Stange Geld wert. Sie könnten ihn verkaufen, sich dafür einen guten, soliden Pick-up kaufen, der noch jahrelang hält, und haben immer noch jede Menge Geld übrig.«
    »Wenn er geklaut ist, kann ich ihn nicht verkaufen.«
    Daniel sah dem Mann fest in die Augen. »Er ist nicht geklaut.«
    »Klar, darauf gibst du mir sicher dein großes Pfadfinderehrenwort …« Der Mann schüttelte den Kopf und schnaubte verächtlich. »Ihr Schwulis aus der Stadt glaubt immer, wir hier draußen wären alle total zurückgeblieben.«
    Er hob das Messer leicht an und seine scharfe Spitze zeigte jetzt direkt auf Daniels Kinn. Daniels Nerven waren wie elektrisiert undseine Fingerspitzen prickelten. Schnell schob er den rechten Fuß nach hinten, in Kampfposition, verlagerte sein Gewicht auf die Fußballen, und die Muskeln

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