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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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Brooke den Wagen durch das Tor lenkte, sah er auf der Ostseite des Hauses eine männliche Gestalt in einer uralten Barbour-Jacke Holz hacken. Erste Regentropfen klatschten auf die Frontscheibe. Er hielt an, stieg aus und wollte eine Hand zum Gruß heben, als er Robert Wilkinson mit eisigem Blick und einer doppelläufigen Schrotflinte auf sich zukommen sah.
    » Wer zum Teufel sind Sie?«
    Brooke hatte in Sekundenschnelle die Hände erhoben.
    » Befreundete Truppen!«, rief er, eine Angewohnheit aus drei ereignisreichen Jahren Einsatz in Basra. » Ich bin vom Dienst. Ich komme aus Canberra, um mit Ihnen zu reden.«
    » Wer schickt Sie?« Wilkinson blieb in fünfzig Metern Entfernung stehen, hob die Flinte an die Schulter, die Mündung auf Brookes Bauch gerichtet.
    » Sir John Brennan. Es handelt sich um ATTILA . Ich habe Ihnen eine Botschaft zu übermitteln.«
    Wilkinson ließ die Flinte sinken, knickte den Lauf ab und legte ihn sich über das Handgelenk.
    » Dann mal los«, sagte er.
    Brooke sah sich um. Man hatte ihn gewarnt, Wilkinson könnte » etwas eigen« geworden sein, aber eine Tasse Tee hatte er eigentlich schon erwartet.
    » Hier draußen?«
    » Hier draußen«, erwiderte Wilkinson.
    » Also gut.« Er nahm einen North Face Parka vom Rücksitz des Toyota, zog ihn über, schloss gegen das schlechter werdende Wetter den Reißverschluss und klappte die Autotür wieder zu. » Sir John befürchtet, Sie könnten eine Beziehung zu einem englischen Hochschullehrer namens Sam Gaddis aufbauen.«
    » Eine Beziehung aufbauen? Soll das ein Witz sein?«
    Jetzt wusste Wilkinson, dass der SIS Gaddis’ Anruf abgehört hatte. Lange Jahre sorgfältig gehüteter Anonymität waren von einem gedankenlosen Professor in einer Londoner Telefonzelle in Sekundenschnelle nutzlos gemacht worden.
    » Dr. Gaddis hat die Wahrheit über ATTILA herausgefunden. Nach unseren Informationen weiß er, dass Sie in den achtziger Jahren Cranes Führungsoffizier in Ostdeutschland waren. Der Dienst befürchtet, Sie könnten sensible Informationen an Gaddis weitergeben, was einem Bruch Ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Bewahrung von Staatsgeheimnissen gleichkäme.«
    Wilkinson trat einen Schritt vor. Er war Anfang sechzig, von stämmiger, respekteinflößender Gestalt. Sein Gesicht zeigte – besonders im schwindenden Licht eines kühlen Frühlingsabends – eine Art Unbarmherzigkeit, die schon mutigeren Männern als Christopher Brooke einen Schrecken eingejagt hatte.
    » Wie heißen Sie, junger Mann?«
    » Christopher Brooke. Ich bin Leiter des Stützpunkts in Canberra.«
    » Sie sind also extra von Australien herüberkommen, um mir diese Mitteilung zu machen, richtig, Chris?«
    Brooke dachte an seine schwangere Frau, an den Insektenmittelgeruch in der Qantas-Kabine, die aufgewärmten Bordmahlzeiten und die nicht endenden Straßen Central Otagos. » Das ist richtig«, sagte er.
    » Und in Fort Monckton hat Ihnen niemand beigebracht, sich an zivilisierte Tageszeiten zu halten? Was fällt Ihnen ein, hier in der Abenddämmerung aufzukreuzen? Sie hätten wer weiß wer sein können.«
    Brooke war gewarnt worden, Wilkinson leide » bis in die Haarspitzen unter Verfolgungswahn vor russischen Attentätern«, und hoffte, der Mann würde in dem gesicherten Wissen, dass sein überraschender Besucher kein Abgesandter des FSB war, einigermaßen die Fassung bewahren.
    » Es tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe«, sagte er. » Niemand von den Leuten in der Stadt hat je von Ihnen gehört. Ich habe Ihre Adresse nur unter größten Schwierigkeiten ausfindig machen können. Die Gegend hier ist so einsam wie das Meer der Ruhe.«
    Wilkinson schnaubte verächtlich. » Ist das euer Humor, ja? Auf die Art versucht ihr, die Leute weichzukochen? Mit einem Schuss galaktischer Ironie. Ein paar Mondwitzen?«
    Brooke hatte verstanden, dass der Fall aussichtslos war. Er steckte die ausgestreckte Hand wieder in die Tasche seines Parkas und beschloss, jede Anspielung auf Kameradschaft zu vermeiden. Er wollte nur noch zurück nach Dunedin, sich ausschlafen und den nächsten Flieger nach Canberra erwischen. Er wollte so schnell und so weit wie möglich weg von diesem flintenschwingenden Verrückten. Er wollte seinen Bericht an Brennan abschicken, eine Flasche Pinot Noir trinken und mit seiner Frau grünen Curry essen. Aber erst musste er seinen Job erledigen.
    » Folgende Lage«, sagte er. » Ich rücke lieber gleich damit heraus, denn zu einem zivilisierten Gespräch wird das

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