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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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hier sowieso nicht mehr. Ich hatte keine Einladung zum Dinner erwartet, Mr. Wilkinson. Auch kein Bett für die Nacht. Aber wenn Sie es hier draußen erledigen wollen, dann erledigen wir es hier draußen.« Wie auf ein Stichwort fauchte ein Windstoß über die Ebene und brachte die Blätter des Weidenbaums zum Rascheln. » Soviel ich weiß, ist dieser Gaddis im Begriff, zwei der bestgehüteten Geheimnisse des Kalten Krieges aufzudecken, Geheimnisse, die meine Kollegen – Sie eingeschlossen – mit einem Höchstmaß an Kompetenz über die letzten sechzig Jahre bewahrt haben. Der Chef hat mich gebeten, Sie daran zu erinnern, dass es während der letzten Jahre von Edward Cranes Karriere zu gewissen Unregelmäßigkeiten gekommen ist – um sein Wort zu benutzen –, die massive Auswirkungen auf unser Verhältnis zu Moskau haben werden, wenn sie ans Licht der Öffentlichkeit gelangen. Ich weiß nicht, um was für Unregelmäßigkeiten es sich dabei handelt, aber man hat mir versichert, dass Sie es wüssten.« Er erkannte im schwindenden Licht, dass Wilkinsons Züge sich etwas aufhellten, und deutete das kurze Aufschnaufen des Mannes als Geste der Zustimmung. » Es war Sir John immer eines seiner größten Anliegen, dafür Sorge zu tragen, dass sich pensionierte Geheimdienstler nicht gezwungen sehen, ihre kleinen Geschichten an den höchsten Bieter zu veräußern.«
    » Wie darf ich das verstehen?«
    » Ich denke, Sie wissen, wie das zu verstehen ist. Es ist dem SIS nicht entgangen, dass Sie im Lauf der Zeit immer mal wieder sensible Informationen an eine gewisse Katya Levette weitergegeben und auf diesem Weg politisch schädliches Material der Presse zugänglich gemacht haben. Ihre eigenen autobiografischen Reminiszenzen sollten so wohl Verbreitung finden.«
    » Sie sollten Ihre Zunge besser im Zaum halten, junger Mann«, sagte Wilkinson und wechselte die Flinte hinüber in die rechte Hand. » Sie könnten sich sonst gewaltigen Ärger einhandeln.«
    Es hatte inzwischen zu regnen begonnen, und Brooke zog sich die Kapuze über den Kopf.
    » Sie haben mit Mrs. Levette also nicht über Ihre Idee geredet, dass sie als Ghostwriter für Ihre Memoiren fungieren könnte?«
    Wilkinson hatte genug gehört. Er tat ein paar Schritte vorwärts, bis er Auge in Auge mit Brooke stand und ihn taxierte wie ein Krokodil seinen Happen zur Teestunde.
    » Jetzt werde ich Ihnen etwas erzählen. Vor drei Tagen bin ich aufgestanden und hatte mir gerade eine Kanne Tee gemacht, als das Telefon klingelte und ich den Hörer abnahm. Dieser Doktor Gaddis war dran. Er rief mich aus London an, aus einer Telefonzelle, um mich nach Eddie Crane auszufragen. Dieser Gaddis war mir vollkommen unbekannt. Verstehen Sie, ich hatte nicht die leiseste Ahnung, dass ATTILA plötzlich öffentlicher Gesprächsstoff ist. Genauso wenig kann ich mir erklären, wie ein opportunistischer englischer Hochschullehrer an meine Telefonnummer kommen konnte. Ich darf Ihnen versichern, dass ich nicht die geringste Neigung verspüre, mit dem Mann über mein Berufsleben zu plaudern. Ich vermute, meine private Unterredung mit dem Mann wurde als Gefälligkeit an die alte Heimat vom neuseeländischen Nachrichtendienst aufgezeichnet. Ist das der Fall?«
    » Ich weiß nicht, welche Rolle, wenn überhaupt, der hiesige Nachrichtendienst bei der Sache gespielt hat.«
    » Nein?« Wilkinson sah den Regen über Brookes Wangen strömen. » Natürlich nicht. Sie sind ja nur Stützpunktleiter in Canberra.«
    Er hob die Hand, als Brooke zu einer Antwort ansetzte.
    » Moment. Ich bin noch nicht fertig.« Er war jetzt verärgert, stinkwütend über die Störung seiner Privatsphäre und noch wütender darüber, dass seine Beziehung zu Katya wieder einmal durch den Dreck gezogen wurde. » Wenn Sie bitte Sir John, den ich noch als schlichten John kannte, auch wenn sein Blick schon damals steil nach oben gerichtet war, wenn Sie also Sir John bitte mitteilen würden, dass ich in meinem Rentnerdasein tue und lasse, was mir verdammt noch mal gefällt. Und wenn dazu Plaudereien mit überforderten Londoner Hochschullehrern gehören, dann ist es eben so. Ich habe nicht vergessen, wie alles zu Ende ging, verstehen Sie? Ich habe die Bombe unter meinem Auto nicht vergessen. Und genauso wenig habe ich vergessen, dass es damals den Anschein hatte, als wäre es dem Dienst lieber gewesen, Bob Wilkinson wäre von Sergej Platow in den Himmel über Fulham gesprengt worden.« Brooke wischte sich das Regenwasser aus den

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