Die Trinity Verschwörung
an?«, fragte Wilkinson.
Jegliches Abstreiten war zwecklos: Neben der Telefonzelle war ein frisierter Volkswagen Golf vorgefahren. Der Fahrer drückte ein paar Mal auf die Hupe, um jemanden in dem Mietshaus gegenüber auf sich aufmerksam zu machen. Für Wilkinson musste es sich anhören, als würde Gaddis ihn direkt von der Schnellstraße aus anrufen.
» Mein Telefon zu Hause funktioniert nicht«, sagte er und stieß dabei Kugelschreiber und Papierfetzen auf den Boden der Zelle. Während er sich bückte, um beides wieder aufzuheben, musste er das Kabel des Hörers ganz weit dehnen. » Und ich wollte unbedingt gleich mit Ihnen sprechen«, fügte er hinzu.
» Worüber, Doktor Gaddis?«
» Es sind ein paar Dokumente in meinen Besitz gekommen, die Katya, wie ich vermute, von Ihnen bekommen hat.«
Eine Pause. Wilkinson wog seine Optionen ab. » Ich verstehe.«
» Ich habe sie von Holly bekommen. Eine gemeinsame Freundin war der Meinung, dass das Material mich interessieren könnte.«
» Und, ist das der Fall?«
Etwas von der Widersetzlichkeit war in Wilkinsons Ton zurückgekehrt.
» Ich habe noch nicht die Zeit gefunden, alles durchzusehen. Jetzt stellt sich mir die Frage, ob Sie vielleicht wissen, was Katya mit den Dokumenten vorhatte.«
» Ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
Es klang nach der Unwahrheit, aber Gaddis hatte auch keine ehrliche Antwort erwartet. Wilkinson hatte potentiell sensible Geheiminformationen an eine Journalistin weitergegeben. Woher sollte er wissen, ob Gaddis ein vertrauenswürdiger Historiker oder ein vom SIS gedungener Agent provocateur war, der ihn zu einem Geständnis bewegen sollte?
» Vielleicht können wir uns in Wien treffen, um darüber zu reden?«, schlug Gaddis vor, ein spontaner Gedanke, der heraus war, ehe er das Für und Wider abgewogen hatte.
» Vielleicht«, antwortete Wilkinson ohne jegliche Überzeugung. Die Zeit lief ab. Wenn Gaddis nicht aufpasste, würde das Gespräch zu einem abrupten Ende gebracht werden.
» Es gibt eine Person, über die ich mich besonders gerne mit Ihnen unterhalten würde«, sagte er.
» Ja? Und wer ist das?«
» Sergej Platow.«
Wilkinson knurrte gleichgültig. » Ich dachte, Sie hätten eine Biografie über ihn geschrieben. Warum wollen Sie das alles noch mal aufrollen?«
» Weil die Perspektive sich verschoben hat.« Gaddis überlegte, wie er die Trumpfkarte am besten ausspielte. » Mich interessiert Platows Beziehung zu drei ehemaligen Geheimdienstagenten aus der Zeit der Sowjetunion.«
» Geheimdienstagenten?«
» Fjodor Tretiak war ein hochrangiger KGB -Vertreter in Dresden. Edward Crane war über einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren ein britischer Doppelagent. Und der Mann, der ihn Mitte der achtziger Jahre von Berlin aus führte, benutzte das Pseudonym Dominic Ulvert.«
Wilkinsons Schreck kam als geflüsterter Kraftausdruck durch die Fernverbindung.
» Sie verdammter Idiot. Ist die Verbindung sicher?«
» Ich glaube ja …«
» Ich möchte Sie bitten, mich nie wieder hier anzurufen.«
34
In dem Transkript des Gesprächs, das Sir John Brennan am nächsten Morgen auf dem Schreibtisch liegen hatte, hatte die simple Floskel » GESPRÄCH BEENDET « den abrupten Abbruch der telefonischen Unterredung zwischen EISBÄR und Robert Wilkinson markiert.
Brennan, den man in dem Glauben gelassen hatte, Gaddis habe sein Interesse an ATTILA ad acta gelegt, bekam einen Wutanfall, zitierte Tanya Acocella zu sich und hielt ihr vor, es versäumt zu haben, » diesem Scheißprofessor in aller Deutlichkeit klarzumachen, dass wir ihn den Moskauer Wölfen vorwerfen, wenn er noch einmal die Finger nach Edward Crane ausstreckt«. Er habe schließlich » nicht das halbe Wochenende vor dem Chef des BND auf den Knien gelegen, damit er gegenüber Gaddis’ Teufelswerk in Berlin beide Augen zudrückt, nur damit der Schwachkopf zum nächsten Telefonhörer greift und Bob Wilkinson anruft.«
Tanya hatte versucht einzuhaken, aber Brennan war noch nicht fertig gewesen.
» Hat dieser Gaddis eigentlich die leiseste Ahnung, was die Russen mit ihm machen, wenn sie dahinterkommen, wer er ist? Weiß er, was auf dem Spiel steht? Haben Sie ihm das nicht klargemacht, bevor ihr in Gatwick gelandet seid? Worüber habt ihr euch unterhalten? Die Grundstückspreise? Speiselokale? Hatten Sie, liebe Tanya, zu irgendeinem Zeitpunkt der Scheißoperation vor, Ihren Job ordentlich zu machen?«
Richtig in Rage hatte sie die Bemerkung gebracht, mit
Weitere Kostenlose Bücher