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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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dem Lokal schien er zu befürchten, dass man sie belauschen könnte. » Für euch Journalisten und Wissenschaftler war Sergej ein unerschütterlicher Patriot.«
    » Und? Was ist die Wahrheit? Was hat Platow da drüben getan? Was ist ihm dort widerfahren, das ihn jetzt veranlasst, unschuldige Männer und Frauen umbringen zu lassen, um es zu vertuschen?«
    » Wollen Sie es wissen?« Wilkinson holte tief Luft. Im Dämmer der Sitznische waren seine Augen pechschwarz. » Wollen Sie wissen, warum Ihre Freundin und der Krankenpfleger, der Arzt und Tretiak nicht mehr am Leben sind? Wollen Sie wissen, warum Edward Crane zu Thomas Neame geworden ist, warum Platows Spießgesellen mir eine Bombe unter das Auto gelegt haben? Gut, ich will es Ihnen sagen.« Er lächelte in Vorfreude auf Gaddis’ Gesicht. » Der Präsident Russlands, ein Mann, der auf achtzig Prozent Zustimmung unter seinen Landsleuten rechnen darf, ein Patriot, dem das Verdienst zugeschrieben wird, Russland seine wirtschaftliche Stärke und seinen Nationalstolz zurückgegeben zu haben, hat 1988 den Versuch gemacht, in den Westen überzulaufen.«

42
    » Was hat er?«
    Gaddis war wie vor den Kopf geschlagen. Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht.
    » Februar ’88. Wir nennen so etwas ein Walk-in.« Wilkinsons Blick war auf die blonde Amerikanerin gerichtet. Offensichtlich hatte er ein Auge für schöne Frauen. » Sergej Platow wollte gern in einem schönen großen Haus in Surrey wohnen, und dafür war er bereit, uns alles zu geben, was wir von ihm haben wollten.«
    » Lieber Gott. Wenn das herauskommt, ist er erledigt. Seine politische Karriere wäre ein Trümmerhaufen.«
    » Richtig.« Er hätte Wilkinson nicht über die Tragweite des eben Erfahrenen belehren müssen. » Der Retter des modernen Russland – Ihr Peter der Große von heute – als Heuchler enttarnt, der bereit war, sein Land in der Stunde der größten Not zu verkaufen und mit einem Koffer russischer Geheimnisse in den Westen zu fliehen.«
    » Und damit kam er zu Ihnen? Sie waren der Mann, an den er sich gewandt hat?«
    Wilkinson nickte. Unverkennbar war das eine Quelle persönlicher Genugtuung. Die Amerikaner, die ihren Tisch bedrängten, hatten ausgetrunken und verließen nacheinander das Lokal, auch die Blonde. Einer sagte etwas von einer » Bar, die die ganze Nacht offen hat«.
    » Ich war in Berlin«, fuhr Wilkinson fort. » Ein affenkalter Winter. Platow war mir in ein Kino in der Kantstraße gefolgt. Wenn ich mich recht erinnere, lief Der schwarze Falke vor fast leerem Haus. Ich ging abends gerne dorthin. Meine Ehe war in die Brüche gegangen, ich war viel allein, verstehen Sie?« Gaddis nickte. Er verstand. Nach und nach ließ sich das Bild des sensiblen, romantischen Wilkinson, der in den Briefen an Katya zutage getreten war, mit dem kurz angebundenen Spion zusammenbringen, dem er gegenübersaß. » Plötzlich setzt sich ein kleiner Mann auf den Platz neben mir, drahtig und zäh, eine Ratte. Später erfuhren wir, dass Genosse Platow ein großer Judokämpfer war. Mir war er völlig unbekannt. Zu weit hinten in der Nahrungskette. Aber auf einem Blatt Papier, das er mir gab, wies er sich als KGB -Offizier aus, der in den Westen überzulaufen wünsche. Ich las es, während er neben mir saß, dann schaute ich ihm in die Augen und bat ihn, sich zu verpissen.«
    » Wie bitte?«
    » Ich glaubte an einen Bluff. Eines ihrer nervtötenden Spielchen. Aber Sergej ließ nicht locker. › Sie müssen mir glauben, Sir‹, hat er gesagt. › Haben Sie Vertrauen zu mir.‹ › Na gut‹, antwortete ich, › wenn es Ihnen ernst ist, kommen Sie morgen um dieselbe Zeit wieder her.‹ Damit verschaffte ich mir Zeit, ihn überprüfen zu lassen. Ich wollte ein Auto bereitstellen und in einem sicheren Haus Audio- und Videoüberwachung installieren lassen.«
    » Und? Ist er gekommen?«
    » Und ob er gekommen ist.« Wilkinson schien sich über Gaddis’ Naivität zu wundern.
    » Und Sie haben ihn verhört?«
    » Ja.«
    » In Anwesenheit John Brennans?«
    Ein anerkennendes Nicken. » Sehr gut. In Anwesenheit John Brennans, ja. Mal sehen, ob Sie noch einen Treffer landen. Als ich Platow um einen Beweis seiner ernsten Absichten bat, was meinen Sie, welchen Namen er uns genannt hat?«
    » ATTILA «, rief Gaddis freudig erregt. Das letzte Stück des Puzzles passte.
    » Richtig. In seliger Ahnungslosigkeit darüber, dass Eddie längst wieder einer von uns war, verriet er ihn an die Briten.« Wilkinson lehnte sich

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