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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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kindisch? Ich habe Katya die Story ihres Lebens geliefert, und sie hat sich ins Grab gesoffen. Jetzt gebe ich sie an Sie weiter.«
    Gaddis ahnte seit einer Weile, dass dieses Angebot kommen würde. Er hatte darauf gewartet, und nun war es da. Er war der perfekte Verbindungsmann für die Geschichte, wie Charlotte das perfekte Vehikel für Crane gewesen war. Und trotzdem fühlte er sich in die Enge getrieben.
    » Sehen Sie« – Wilkinson wählte die Worte sehr sorgfältig – » es geht mir natürlich nicht nur um Rache. Ich halte Platow für gefährlich. Er ist schlecht für Russland und auch schlecht für Großbritannien. Wie heißt es so schön? Ohne dieses Ungeheuer im Kreml wäre die Welt ein besserer Ort. Deshalb bitte ich Sie, die wahre Geschichte über den sogenannten Retter des modernen Russland zu erzählen. Erzählen Sie, dass Sergej Platow 1992 von unserem alten Freund Boris Jelzin« – Wilkinson tippte auf die Biografie – » entdeckt wurde und fortan beträchtlichen politischen Ehrgeiz entwickelte, sich kopfüber in die Politik stürzte und es im rasanten Tempo bis an die Spitze schaffte. Und was er dabei nicht gebrauchen konnte, waren Leute wie Tretiak, meine Wenigkeit oder Eddie Crane, die durch das Land laufen und jedem, der es hören will, erzählen, dass der Senkrechtstarter der russischen Politik, der von Jelzin gesalbte Mann, während der Todeszuckungen des Kalten Krieges in den Westen überlaufen wollte.«
    » Wie passt Brennan in die Geschichte?«, fragte Gaddis.
    » Oh ja, das ist eine hübsche Nebenhandlung.« Wilkinson musste beinahe lachen. » Platow engagierte ein paar seiner alten Busenfreunde aus dem organisierten Verbrechen, damit sie mich beiseiteschafften. Ich habe während meiner Zeit in St. Petersburg ein paar äußerst unappetitliche Kontakte pflegen müssen, und genau diese Typen ließen es jetzt so aussehen, als hätte ich mich kaufen lassen. Ein genialer Schachzug, simpel und effektiv, das muss man ihm lassen. Brennan hatte kein Ohr für meine Unschuldsbeteuerungen; er glaubte dem Augenschein und ließ mich fallen. Im Gegensatz zu Eddie Crane, dem sie eine nagelneue Identität und einen Platz im Pflegeheim spendierten, bekam ich vom SIS weder Schutz noch Hilfe noch sonst etwas. Für das Office war ich ein Verräter an der Sache.«
    » Deshalb Neuseeland«, sagte Gaddis.
    Wilkinson nickte. » Deshalb lebe ich zu Füßen eines Berges, umgeben von Schafen, immer mit dem Blick über die Schulter, ob Sergejs Mordschergen vielleicht schon im Anmarsch sind.«
    » Und warum hat man Brennan nie angerührt?«
    Wilkinson zuckte die Achseln. » Ich vermute, er hat eine Art Abkommen mit Platow.«
    » Was für eine Art Abkommen?«
    » Keine Ahnung.« Wilkinson wirkte aufrichtig ratlos. » Es war schon immer Johns Spezialität, sein eigenes Süppchen zu kochen.«
    Gaddis wechselte das Thema. » Gibt es Unterlagen über das Treffen mit Platow? Einen Mitschnitt des Verhörs vielleicht? Glimmt da vielleicht noch eine Lunte, oder hat Brennan alles vernichtet?«
    » Nicht alles.« Wilkinson war sichtlich froh, dass Gaddis endlich an den Nerv der Sache rührte. » Vorhin haben Sie gesagt, Sie hätten in den Dokumenten nichts gefunden.«
    » Stimmt. Nichts. Rein gar nichts.«
    Wilkinson schaute auf seine Hände. » Wie sagte Eric Morecambe so schön? › Sie spielen die richtigen Noten, nur nicht ganz in der richtigen Reihenfolge‹?«
    » So ähnlich.« Gaddis fragte sich, worauf er hinauswollte.
    » Was bevorzugen Sie für ein Gift?«, fragte Wilkinson abrupt. » Höchste Zeit, dass ich mal eine Runde schmeiße.«
    » Warten Sie zwei Minuten, bis ich von der Toilette zurück bin?« Gaddis wollte den Tisch nicht verlieren, während Wilkinson an der Bar war. » Wenn ich wieder da bin, erklären Sie mir die richtige Reihenfolge.«

43
    Zwei Männer waren in der engen Toilette, einer wusch sich in dem angeschlagenen Waschbecken die Hände, der andere kam gerade aus einer der schmalen Kabinen und zog sich den Hosenstall zu. Gaddis zwängte sich zwischen beiden hindurch, ohne Blickkontakt zu suchen, ging in die frei gewordene Kabine und verriegelte die Tür. Ein seltsam frischer Pfefferminzgeruch lag in der Luft, als hätte der Vorgänger aus Rücksicht auf seine Mitmenschen Atemspray versprüht. Gaddis zog Stift und Notizblock heraus und begann hastig zu schreiben. Er konnte es sich nicht leisten, irgendetwas von dem zu vergessen, was Wilkinson ihm erzählt hatte, und seinem über vierzig Jahre alten

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