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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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zu ihrem Mann. An Fleischerhaken über dem Herd hingen edle Töpfe und Pfannen, an den Wänden gerahmte Schwarzweiß-Fotografien, ein an Bose-Lautsprecher angeschlossener iPod hatte seinen Platz neben Paperbackausgaben von Romanen auf einem Regal. Ein Hund kam in die Küche getrottet, glitt an Vikis Beinen vorüber und machte es sich unter einer Keramikspüle bequem.
    » Bazarow«, sagte Miklós. » Unser bester Freund.«
    » Nach Turgenjew?«
    Sein Gesicht leuchtete auf. » Sie haben Väter und Söhne gelesen? Sie sind ein gebildeter Mann, Mr. Sam.«
    Gaddis erklärte ihm, dass er Dozent für russische Geschichte war, und bald darauf hatte er einen Becher Kaffee vor sich stehen und fand sich mitten in einem Gespräch über die russische Literatur des neunzehnten Jahrhunderts wieder. Viki tischte Brot und eine Schüssel mit Suppe auf, und sie hockten zusammen an der Frühstückstheke, redeten über Tolstoi, und Gaddis fragte sich, wieso ihm so leicht ums Herz war.
    Eine Stunde nachdem er hier Platz genommen hatte, wurde ihm noch einmal angeboten, » heiß zu duschen und frische Sachen« anzuziehen. Gehorsam ging er nach oben, bewaffnet mit einem Handtuch, das nach Fichtennadeln roch, stellte sich unter einen Sturzbach dampfenden Wassers, wusch den ganzen Schweiß und die Angst und die Wut einer langen Nacht in Wien von sich ab. Miklós hatte in einem kleinen Schlafzimmer nebenan ein Oberhemd und einen Pullover bereitgelegt, dazu eine allem Anschein nach ungetragene Blue Jeans. Alles passte wie angegossen, der MI 6 schien sogar seine Konfektionsgröße zu kennen. Er rasierte sich und stieg in seine neuen Klamotten und blickte dabei die ganze Zeit auf ein Poster von Steven Gerrard, der den Championsleague-Pokal in die Kameras hielt. Es schien sich um das Schlafzimmer von Miklós’ und Vikis Sohn zu handeln.
    Um halb zwei war Gaddis wieder unten. Viki lobte sein Aussehen und half ihm, die schmutzigen Kleider in der Reisetasche zu verstauen, die er von Eva bekommen hatte. Miklós gab ihm den Rat, auch das Jackett wegzupacken – » falls einer der Gäste des Kleinen Cafés der Polizei eine Beschreibung gegeben hat« –, und gab ihm als Ersatz einen langen schwarzen Mantel, der an den Schultern ein bisschen zu eng war. Gaddis fand in einer der Taschen eine Schirmmütze aus Tweed, aber die lehnte er ab, weil er damit auf dem Flughafen unnötig Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde.
    » Da könnten Sie recht haben«, sagte Miklós, rollte das Jackett zusammen und stopfte es in die Tasche. » Jedenfalls sehen Sie gut aus, Mr. Sam. Ein ganz normaler Mann.«
    Sie gingen zusammen in ein mit Büchern und Lampen vollgeräumtes Wohnzimmer. Viki ließ sie dort allein. Auf dem niedrigen Sofatisch in der Mitte des Raums stand ein Schachspiel, der schwarze König war umgekippt. Neben dem Brett lagen auf einer Ausgabe des Economist ein abgegriffener britischer Reisepass und 40 000 ungarische Forint, der Gegenwert von ungefähr 200 Pfund. Miklós händigte Gaddis beides aus.
    Der Pass schien ihm eine ausgezeichnete Fälschung zu sein. Er fand Stempel aus Hongkong, einen Stempel von JFK und eine perfekte Kopie des Passbilds aus seinem richtigen Pass, aufgenommen vor etwa acht Jahren. Wie hatte Tanya es so schnell beschafft? Und wo zum Teufel war der Pass gedruckt worden? Offenbar war die britische Botschaft in Budapest eingeschaltet worden. Er blätterte sich durch die mit Wasserzeichen versehenen Seiten und sah Miklós an.
    » Fantastisch«, sagte er.
    » Ich habe bessere gesehen.«
    Der Ungar zog ein Mobiltelefon aus der Tasche und reichte es ihm über das Schachbrett. Eine Nummer, unter der er Miklós erreichen konnte, war unter dem Namen » Mike« aufgelistet. Gaddis wusste, dass jetzt der schwierige Teil begann. Vor ihm lag die lange Heimreise.
    » So.« Miklós war der Umschwung in Gaddis’ Gemütslage nicht entgangen. » Sie haben alles, was Sie brauchen. Ich schlage vor, wir gehen jetzt runter zum Auto.« Viki erschien in der Tür zum Wohnzimmer, kam auf Gaddis zu und küsste ihn auf beide Wangen. Er vermutete, dass sie die ganze Zeit zugehört hatte.
    » Viel Glück«, flüsterte sie, der Duft ihrer Haut erschien wie eine ferne Erinnerung an Holly. » Miklós passt gut auf Sie auf.«
    » Danke für alles«, antwortete er, und dann traten sie hinaus auf den Korridor.
    Miklós’ Auto stand noch neben dem Holzstapel vor dem Eingang zu dem Mietshaus. Eine Straßenbahn polterte klingelrasselnd vorbei. Um ein Haar hätte sie eine

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