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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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ich davon gehört haben?«
    Tanya war eine nahezu perfekte Lügnerin, deshalb wusste er nicht, ob ihre Reaktion echt war. » Sie können sich vorstellen, was es für Platows Karriere bedeutet, wenn das der Öffentlichkeit bekannt wird.«
    » Aber hallo!« Als Gaddis nach der nächsten Zigarette fingerte und schon auf den Anzünder drücken wollte, sagte sie: » Wenn Sie vielleicht mal fünf Minuten ohne Zigarette auskommen könnten. Ich hab langsam das Gefühl, am Steuer eines Aschenbechers zu sitzen.«
    Er schob die Zigarette zurück ins Päckchen. » Warum hat der MI 6 ein Geheimnis daraus gemacht? Als Platow in der Hierarchie immer höher stieg, hat man doch sicher einen Blick in seine Akte geworfen. Brennan oder einer seiner Vorgänger müssen doch berichtet haben, was passiert war.«
    Tanya schüttelte den Kopf. » So läuft das nicht.«
    » Wie läuft es dann?«
    » Erstens: Wäre Platow entlarvt worden, wäre auch ATTILA aufgeflogen, und das Office wollte unter allen Umständen unter Verschluss halten, dass noch ein weiterer Cambridge-Spion auf seiner Lohnliste stand. Es hat dreißig Jahre gedauert, unseren guten Ruf wiederherzustellen. Wir wollten es uns nicht mit den Russen verscherzen.«
    » Aber Eddie war ein absoluter Held. Er war der größte Doppelagent in der Geschichte anglo-russischer Spionage. Solch einen Triumph hängt man doch an die große Glocke.«
    » Vielleicht.« Tanya gehörte zu einer neuen Generation von Spionen des einundzwanzigsten Jahrhunderts – nach dem Kalten Krieg, nach dem 11. September, nach der Ära der Ideologien. Mit diesem alten Zopf konnte sie nichts mehr anfangen. » Aber wo ist der Beweis für Platows Abtrünnigkeit? Unser Wort würde gegen seins stehen. Die Russen würden es als plumpe Propaganda denunzieren, als operative Einflussnahme.«
    Gaddis war beschwichtigt. » Operative Einflussnahme.« Die geheime Sprache der Geheimdienstwelt. Er fuhr das Fenster hoch und dachte an Min. In der Tiefe der Wiener Nacht hatte er sich gefragt, ob er seine Tochter jemals wiedersehen würde.
    » Wilkinson hat erzählt, dass er Platow in einem sicheren Haus in Berlin in Gegenwart von John Brennan verhört hat.«
    » Und?«
    » Er hat davon gesprochen, dass das Haus › verkabelt‹ war. Heißt das, er hat das Gespräch mitgeschnitten? Vielleicht auf Video aufgenommen?«
    » Mitgeschnitten ganz sicher.« Tanya war sichtlich beeindruckt. » Mit Video kenne ich mich nicht aus. Es war Ende der Achtziger. Möglich. Technisch dürfte es damals schon machbar gewesen sein, bei wenig Licht mit verdeckter Kamera zu arbeiten.«
    » Was wäre mit solchen Aufnahmen nach dem Verhör passiert? Hätte man sie in Vauxhall Cross aufbewahrt?«
    » Unwahrscheinlich. Wäre ein solches Band in einem Diplomatenkoffer nach London gelangt, hätte Brennan es vernichtet.«
    Gaddis drehte sich in seinem Sitz. Ihm war etwas eingefallen.
    » In den Kartons, die ich von Holly bekommen habe, zwischen Katya Levettes Papieren, sind auch ein paar Bänder.« Er sprach schneller. » Wenn das Verhör nun dabei ist?«
    » Reden Sie weiter.«
    » Bevor ich zur Toilette ging, hat Wilkinson Morecambe & Wise zitiert. Sie spielen die richtigen Noten, nur nicht ganz in der richtigen Reihenfolge. Ich hielt es zunächst für einen Witz, aber dann hat er gesagt, ich hätte die Unterlagen nicht richtig gesichtet, weil ich keine Ahnung gehabt hätte, wonach ich suchen sollte. Wenn Katya Levettes Belastungsmaterial vielleicht gar kein Schriftstück ist, sondern ganz etwas anderes? Mal angenommen, die glimmende Lunte ist ein Videoband.«
    Tanya musste jäh bremsen, als vor ihr ein Lieferwagen ausscherte. Gaddis, dessen Nerven zum Zerreißen gespannt waren, stieß einen Fluch aus. Das Auto neben ihnen hupte, und er blickte hinüber, las dem Fahrer den Kraftausdruck von den Lippen ab.
    » Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen«, sagte sie.
    » Wenn Wilkinson nun eine Kopie von dem Band gemacht hat und es zusammen mit den anderen Dokumenten an Katya geschickt hat, in der Hoffnung, dass sie es zu nutzen weiß.«
    » Ein verdammt großes › Wenn‹.«
    » Aber mal angenommen.«
    » Dann haben die Russen es wahrscheinlich längst geklaut. Oder es ist verloren gegangen. Oder sie haben Ihnen einen Molotow-Cocktail durchs Wohnzimmerfenster geworfen, und Ihr Haus liegt in Schutt und Asche.«
    Gaddis ging nicht auf den Scherz ein. » Fahren wir hin«, sagte er. » Fahren wir zu mir nach Hause und sehen die Kartons durch.«
    » Kommt nicht in

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