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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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Spitzel sich in Fahrzeugen oder hinter Fenstern im ersten oder zweiten Stock verbargen oder als Straßenarbeiter oder Polizeihostessen verkleidet Posten bezogen hatten.
    » Geben Sie mir zehn Minuten«, sagte sie und stieg aus dem Wagen.
    Gaddis verkürzte sich die Wartezeit mit einer Zigarette. Als er eine Witwe aus der Nachbarschaft auf sich zukommen sah, die ihren Pudel Gassi führte, tauchte er auf seinem Sitz ab und inspizierte den Fußraum des Renaults, bis sie vorüber war. Tanya kam zurück, als er die Zigarette gerade in den Rinnstein fallen ließ.
    » Ich denke, die Luft ist rein«, sagte sie, als sie den Motor anließ. » Ich bin vorgegangen bis zur Uxbridge Road und zurück auf der anderen Straßenseite. Nirgends etwas zu sehen. Aber sie könnten einen Auslöser an Ihrer Haustür installiert haben, der Ihre Rückkehr meldet, und dann kann ich Sie gar nicht so schnell warnen, wie jemand da ist. Sie haben nicht viel Zeit. Holen Sie das Band, suchen Sie Ihre Papiere und Zahnbürste zusammen und dann machen Sie, dass Sie rauskommen.«
    Sie fuhr vor das Haus. Um zu seiner Haustür zu gelangen, musste Gaddis noch einen Himmel-und-Hölle-Parcours aus Trottoirdreck und Hundehaufen absolvieren, dort abgelegt von Boxern und nicht kastrierten Dobermännern, deren Herrchen seine Straße als Schleichweg zwischen White City und den Kneipen und Wettbüros in der Uxbridge Road benutzten. Er steckte den Hausschlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Seine zum Zerreißen gespannten Nerven rechneten mit einer Detonation oder zumindest dem Aufheulen einer Sirene, aber die Tür sprang einfach nur auf, und er stand im Flur seines Hauses – wieder daheim.
    Es lag ein brauner Umschlag auf der Türmatte, adressiert an Dr. Sam Gaddis, daneben ein Bankbrief und ein paar Werbesendungen. Er ging ins Wohnzimmer und direkt weiter zu den Aktenkartons in der Küche. Kann natürlich sein, dass sie einen Auslöser an der Haustür installiert haben. Er drehte jeden einzelnen Karton auf den Kopf und schüttete den Inhalt auf den Fußboden. Es sah aus, als würden Steine über Eis rutschen. Wo er hinschaute nur Papier. Gaddis erinnerte sich nicht, in welchem Karton die Kassetten waren, und suchte mit wachsender Verzweiflung nach einem Päckchen oder einer Videokassette.
    Wilkinsons Brief an Katya lag noch auf dem Küchentisch, zumindest ein Indiz dafür, dass während seiner Abwesenheit niemand in sein Haus eingebrochen war. Zwei Kartons standen noch in der Ecke, gegen die Tür zum Garten geschoben. Gaddis nahm ihnen die Pappdeckel ab, drehte sie auf den Kopf und ließ den Inhalt auf den Fußboden rutschen.
    Das Klappern der VHS -Kassette war nicht zu überhören gewesen. Er hob sie auf. Sie trug keinen Aufkleber, sah aber unbeschädigt aus. Er legte sie zur Seite und wandte sich der zweiten Schachtel zu. Im Vergleich zur ersten war sie federleicht. Er warf einen Blick hinein. Drei DIN -A4-Bögen, darunter verborgen eine BASF -Musikkassette, auf einer Seite mit verblassender Kugelschreibertinte beschriftet: Prokofjew.
    Er war überzeugt davon, gefunden zu haben, was er suchte: einen Mitschnitt des Verhörs von Sergej Platow. Die VHS sah ähnlich verheißungsvoll aus. Auch ohne Aufschrift konnte es sich durchaus um eine Kopie der originalen Videoaufnahme aus Berlin handeln. Er schnappte sich eine Plastiktüte von einem Haufen unter der Spüle, steckte die Kassetten hinein und hastete zur Eingangstür.
    Als er schon zum Riegel greifen wollte, hielt er inne, drehte sich um und warf einen Blick zurück ins Haus. Die Treppe war Min immer hinaufgekrabbelt. Die Bücher im Flur hatte er zusammen mit Natasha gekauft und gelesen. In dem Wohnzimmer hatte er mit Freunden zu Abend gegessen, England im Cricket gegen Australien gewinnen sehen. Jetzt konnte er nicht mehr hierher zurück. Wenn es stimmte, was Tanya gesagt hatte – und warum sollte er daran zweifeln? –, würde er das Haus verkaufen müssen. Der Preis für die Kumpanei mit Edward Crane, für die Blutfehde mit dem FSB .
    Er hob seine Post auf, steckte den Umschlag zu den Kassetten in die Plastiktüte, öffnete die Tür und machte sich auf den Weg zurück zum Auto.

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    » Und? Was gefunden?«
    » Zwei Kassetten«, sagte er und zog sie aus der Plastiktüte.
    » Was ist drauf?«
    » Eine ist eine Musikkassette, beschriftet mit › Prokofjew‹. Die andere ist eine unbeschriftete VHS . Gibt es an dem sicheren Ort, zu dem Sie mich bringen, einen Videorecorder?«
    » Vermutlich.«
    Sie fuhren

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