Die Trinity Verschwörung
vorne den Eingang von Waterstone’s Buchladen und musste mit leiser Beschämung erkennen, dass Lampards Wegbeschreibung ihn im Uhrzeigersinn einmal im Kreis herumgeführt hatte.
Er ging weiter den Hügel hinab, wie angewiesen, und fragte sich, wie viele Augen ihn beobachteten. Auf der rechten Straßenseite sah er ein schmales, steinernes Denkmal, ungefähr vier Meter hoch. Es stand neben einem Laden, einer kleinen Pastetenbäckerei, also musste es das in der Anweisung erwähnte Denkmal sein. Der Laden – aus dem ihm ein Duft nach Minze und Currypulver entgegenwehte – war in einer schmalen Gasse, die auf eine noch schmalere, aber ebenfalls mit einem Gehsteig versehene Straße führte. Ein paar Meter weiter links war die gläserne Front des Café Monde nicht zu übersehen. Er hatte keine große Lust auf Kaffee – er hatte vier Tassen in ebenso vielen Stunden getrunken –, bestellte sich aber trotzdem einen Espresso, setzte sich damit in den hinteren Teil des Cafés und wusste nicht recht, wie viel Zeit er sich damit lassen sollte. Er war nervös, fühlte sich herumgeschoben, vertraute jedoch darauf, dass die Direktiven in Lampards Nachricht ihn zu Neame führen würden.
Er wartete eine Minute, trank den Espresso, bezahlte ihn und verließ das Lokal. Er hatte auf dem Weg zum Café schon einen ersten Blick auf die Kathedrale werfen können, jetzt ging er durch das Tor und den mit Bäumen gesäumten Weg entlang, der ihn zu ihrer Südfassade führte. Junge Leute – französische Austauschstudenten, amerikanische Rucksacktouristen – liefen herum, belästigt von einem böigen Wind. Gaddis reihte sich in eine kurze Schlange ein und bezahlte fünf Pfund für den Eintritt. Flüsternde Stimmen hallten von der hohen gewölbten Decke wider, als er an mehreren Reihen hölzerner Bänke vorüberging und sich einen Platz auf der rechten Seite des Mittelgangs suchte. Er stellte die Aktentasche auf dem Boden ab, schaltete das Handy stumm und hielt Ausschau nach Neame. Neben seinem Platz stand ein alter Heizkörper, und während er wartete, klopfte er mit den Fingern auf das zerschrammte Eisen. Es war kurz vor halb zwölf.
Er hatte nicht länger als eine Minute dort gesessen, als er hinter sich ein Geräusch hörte, ein Gehstock, der flink über den Steinboden klickte. Gaddis drehte sich um und sah im Mittelgang einen alten Mann in einem Tweedanzug auf sich zukommen, seine Augen fingen eine Lichtquelle auf, als er den Blick hob, um Gaddis zu grüßen. Der Mann entsprach Charlottes Beschreibung von Thomas Neame so exakt, dass an seiner Identität nicht zu zweifeln war. Gaddis wollte sich erheben, eine Geste des Respekts, aber mit einem barschen, schwungvollen Schwenk mit der Stockspitze stieß der alte Mann ihn quasi zurück auf den Sitz.
Neame schlurfte die Sitzreihe entlang und nahm neben Gaddis Platz. Er tat das ohne erkennbares körperliches Unbehagen, abgesehen von einer leisen Atemnot, als er sich setzte. Er bot Gaddis nicht die Hand zum Gruß, sah ihn nicht einmal an. Stattdessen blickte er geradeaus, als wollte er beten.
» Sie sind keiner von diesen marxistischen Professoren, oder?«
Gaddis meinte den Hauch eines Lächelns auf Neames imposantem Profil zu erkennen.
» Einer von der ganz treuen Sorte sogar«, antwortete er.
» Schade.« Der alte Mann wedelte mit der Hand vor dem Gesicht, gestört von etwas in seinem Blickfeld. Sein Rücken war gebeugt, die Haut im Gesicht und am Hals dunkel und schlaff, aber für einen Mann von einundneunzig Jahren machte er einen erstaunlich robusten Eindruck. » Ich entschuldige mich für das Umherschicken«, sagte er. Die Stimme klang betont nach Oberschicht. » Aber Sie werden verstehen, dass ich sehr darauf achtgeben muss, mit wem ich mich treffe.«
» Natürlich, Mr. Neame.«
» Nennen Sie mich Tom.«
Neame legte den Gehstock quer über die drei Sitze neben sich. Gaddis blickte auf seine Hände. Sie waren ständig in Bewegung, als drückten sie einen dieser kleinen Übungsbälle zur Stärkung der Handgelenke. Die fast durchsichtige Haut zog sich wie Pergament über die Knöchel.
» Ich glaube nicht, dass mir jemand hierher gefolgt ist«, sagte Gaddis. » Die Instruktionen Ihres Kollegen waren eindeutig.«
Neame runzelte die Stirn. » Meines was ?« Er hatte ihm noch immer nicht das Gesicht zugewandt.
» Ihres Freundes aus dem Buchladen. Ihres Kollegen Lampard. Der mit dem Chelsea-Trikot.«
Neame brachte ein kleines, unendlich herablassendes Lächeln hervor, bevor er
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