Die Troja-Mission
und Augenbrauen. Er wollte die Suche bereits aufgeben, als er in der Kombüse über eine Gestalt stolperte. Er bückte sich und stellte verdutzt fest, dass es sich um eine Frau handelte, die nur einen knappen Bikini trug. Er lud sie sich auf die Schulter, rieb sich mit einer Hand die Tränen aus den Augen und schleppte sie hustend und keuchend an Deck.
Gunn erkannte die Lage auf Anhieb und lotste das Boot noch näher an die Jacht, bis ihre Rümpfe aneinander stießen. Dann stürmte er aus dem Ruderhaus und übernahm die leblose Frau, die Pitt ihm über die Reling reichte. Der Anstrich an der Bordwand des Forschungsbootes warf unter der Hitze des Feuers bereits Blasen, als Gunn die Frau behutsam auf das Deck legte. Er bemerkte lediglich, dass sie lange, glatte rote Haare hatte, bevor er wieder ans Ruder eilte und die
Poco Bonito
von den Flammen wegsteuerte.
Pitt, dessen Augen so tränten, dass er kaum etwas sehen konnte, tastete nach ihrem Puls, der ruhig und regelmäßig schlug. Auch ihr Atem ging normal. Er strich ihr die feuerroten Haare aus der Stirn und stellte fest, dass sie eine Beule so groß wie ein Ei hatte. Vermutlich war sie beim Aufprall gegen irgendein Hindernis geprallt und hatte das Bewusstsein verloren. Das Gesicht, die Arme und die langen, anmutigen Beine waren ebenmäßig gebräunt. Sie hatte ein herrlich geschnittenes Gesicht mit makellosem Teint, einem vollen, sinnlichen Mund und einer Stupsnase, die ihr gut stand. Die Augenfarbe konnte er nicht erkennen, da sie die Lider geschlossen hatte. Aber soweit er das beurteilen konnte, war sie eine ausgesprochen attraktive Frau, schlank und geschmeidig wie eine Tänzerin.
Renee warf eine Kiste mit Netzbojen über Bord und stürmte dann zu der am Deck liegenden Frau. »Helfen Sie mir, sie nach unten zu bringen«, sagte sie. »Ich kümmere mich um sie.«
Pitt, der immer noch halb blind war, trug die Frau die Treppe hinab zu seiner Kabine und bettete sie auf seine Koje. »Sie hat eine hässliche Beule am Kopf«, sagte er, »aber sie wird’s überstehen. Vielleicht sollten Sie sie kurz aus einer Pressluftflasche atmen lassen, damit sie den Qualm aus der Lunge kriegt.«
Pitt kehrte gerade rechtzeitig an Deck zurück, um den Untergang der Jacht mitzuerleben.
Der einstmals lavendelfarbene Rumpf und die Aufbauten, die jetzt vom Feuer geschwärzt waren, sanken langsam in die schlammigen braunen Fluten. Ein trauriges und jämmerliches Ende für ein so prächtiges Schiff, und einen Moment lang bedauerte er, dass er daran schuld war. Dann aber gewann die Vernunft wieder die Oberhand, als er sich vor Augen hielt, dass andernfalls die
Poco
Bonito
dieses Schicksal ereilt und ihre ganze Besatzung den Tod gefunden hätte. Er war heilfroh, dass er und seine Freunde lebend und ungeschoren davongekommen waren.
Der Steuerbordrumpf des Katamarans war bereits völlig im braunen Wasser versunken. Der Backbordrumpf hing kurz in der Luft, als die Aufbauten eintauchten und in einer wirbelnden Wolke aus Qualm und Dampf unter den Meeresspiegel glitten. Einen Moment lang funkelten die glänzenden Bronzebeschläge in der Sonne, dann war die Jacht verschwunden. Sie sank lautlos, von einem kurzen Aufzischen einmal abgesehen, als das Wasser die Flammen erstickte, und ohne Gegenwehr, so als wollte sie sich jetzt, da sie so entstellt und verunstaltet war, kampflos verabschieden. Der Wimpel mit dem goldenen Pferd war bis zuletzt zu sehen. Dann wurde auch er von der gleichmütigen braunen See verschlungen.
Dieselöl stieg auf, als sie verschwunden war, breitete sich im schlammigen Wasser aus und bildete eine große, schwarze Lache, die in der Sonne in sämtlichen Regenbogenfarben schillerte. Blasen zerplatzten an der Oberfläche, und dazwischen trieben allerlei Trümmer, als warteten sie darauf, von Strömung und Gezeiten an eine ferne Küste getragen zu werden.
Pitt wandte sich ab und trat über die knirschenden Glassplitter hinweg ins Ruderhaus. »Wie sieht’s aus, Rudi? Schaffen wir es bis zur Küste, oder müssen wir ins Floß umsteigen?«
»Wir könnten es schaffen, wenn Al die Maschine so weit hinkriegt, dass sie durchhält, und Patrick den Wassereinbruch im Bug halbwegs stoppen kann. Im Augenblick fassen wir mehr, als die Pumpen bewältigen können.«
»Durch die Löcher, die die Kugeln unterhalb der Wasserlinie geschlagen haben, dringt ebenfalls welches ein.«
»Drunten im Stauraum ist eine große Segeltuchplane. Wenn wir die über den Bug ablassen wie ein Lecksegel,
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