Die Troja-Mission
können wir den Wassereinbruch vielleicht so weit verringern, dass die Pumpen damit fertig werden.«
Pitt sah, dass der Bug bereits gut einen halben Meter tiefer im Wasser lag. »Ich kümmere mich drum.«
»Lass dir nicht zu viel Zeit«, warnte ihn Gunn. »Ich fahre weiter rückwärts, damit wir weniger Wasser machen.«
Pitt beugte sich über die Luke zum Maschinenraum. »Al, wie läuft die Party da drunten?«
Giordino tauchte auf und blickte nach oben. Er stand bis zu den Knien im braunen Wasser, war von Kopf bis Fuß klitschnass und voller Öl. »Ich komme kaum nach, und von Party kann nicht die Rede sein, das kannst du mir glauben.«
»Kannst du hier oben mal kurz mit anfassen?«
»Lass mir fünf Minuten Zeit. Ich muss mich erst um die Lenzpumpe kümmern. Der Schlick verstopft sie, wenn ich nicht alle paar Minuten den Filter reinige.«
Pitt ging unter Deck und begab sich zum Stauraum, wo er eine große, zusammengefaltete Segeltuchplane fand. Er schleifte sie den Aufgang hinauf aufs Vorderdeck. Kurz darauf stieß Giordino zu ihm, der aussah, als wäre er in eine Teergrube gefallen. Gemeinsam breiteten sie die Plane aus, fädelten Nylonleinen durch die Ösen an den vier Ecken und beschwerten die untere Seite mit Trümmerteilen der Maschine, die von der Rakete getroffen worden war. Als alles bereit war, drehte sich Pitt um und gab Gunn ein Zeichen, dass er langsamer fahren sollte.
Dann warfen er und Giordino die Plane über den Bug ins Wasser und hielten die Leinen fest. Sie warteten, bis die beschwerte Unterkante langsam im Schlick versank. Dann wandte sich Pitt wieder an Gunn.
»Okay, fahr langsam vorwärts!«
Sie standen links und rechts vom Vordersteven und zogen behutsam an den Leinen, bis der beschwerte Teil der Plane unter dem Bug hing. Dann lösten sie die unteren Leinen, breiteten die Plane über die beschädigte Stelle und dichteten das Leck so weit ab, dass deutlich weniger Wasser ins Boot eindrang. Sobald sie die Leinen festgemacht hatten, klappte Pitt die vordere Luke auf und beugte sich zu Dodge hinab.
»Wie sieht’s aus, Patrick?«
»Das hat hingehauen«, erwiderte Dodge müde, aber gut gelaunt. »Jetzt dringt erheblich weniger Wasser ein. Damit müssten die Pumpen klarkommen.«
»Ich muss wieder in den Maschinenraum«, sagte Giordino. »Der sieht ziemlich verheerend aus.«
»Du ebenfalls«, sagte Pitt lächelnd und legte den Arm um Giordinos Schulter. »Sag mit Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.«
»Du stehst mir bloß im Weg. In ein, zwei Stunden habe ich alles im Griff.«
Danach ging Pitt ins Ruderhaus. »Wir können losfahren, Rudi. Unsere Matte scheint zu funktionieren.«
»Wir können von Glück sagen, dass die automatische Ruderanlage heil geblieben ist. Ich habe Kurs auf Barra del Colorado in Costa Rica eingegeben. Ein alter Marinekamerad von mir hat sich dort unten zur Ruhe gesetzt und ein Sportanglercamp aufgebaut. Wir können dort anlegen und die nötigsten Reparaturen vornehmen, bevor wir zur NUMA-Werft in Fort Lauderdale fahren.«
»Eine kluge Entscheidung.« Pitt deutete auf das mächtige, geheimnisvoll wirkende Containerschiff, das querab im Wasser lag.
»Wir könnten Ärger kriegen, wenn wir dort einlaufen. Gehen wir lieber auf Nummer sicher.«
»Du hast Recht. Wenn die nicaraguanischen Behörden erfahren, dass wir in ihren Hoheitsgewässern eine Jacht versenkt haben, nehmen sie uns fest.« Er nahm einen Lappen und tupfte einen Blutfaden ab, der aus einer Schnittwunde an seiner Wange rann. »Wer ist die Frau, die du gerettet hast?«
»Sobald sie bei Bewusstsein ist, werde ich’s erfahren.«
»Willst du dich mit dem Admiral in Verbindung setzen und ihm Bericht erstatten, oder soll ich das übernehmen?«
»Ich kümmere mich darum.« Pitt ging in die Kombüse und setzte sich an den Computer, der von der Besatzung hauptsächlich zur Unterhaltung, für E-Mails und gelegentliche Internet-Recherchen via Satellit genutzt wurde. Er gab den Namen der Jacht ein,
Epona,
und wartete. Binnen einer Minute tauchte das Pferd-Emblem samt einer kurzen Beschreibung des Schiffes am Bildschirm auf. Pitt prägte sich alles ein, schaltete den Computer ab und verließ die Kombüse.
Im Gang zwischen den Kabinen begegnete er Renee. »Wie geht’s ihr?«
»Wenn’s nach mir ginge, würden wir das arrogante Miststück ins Meer werfen.«
»So schlimm?«
»Schlimmer. Sie war kaum wach, da hat sie mir schon die Hölle heiß gemacht. Und sie stellt nicht nur Ansprüche, sie spricht auch nur
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