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Die Troja-Mission

Die Troja-Mission

Titel: Die Troja-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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lagen. Im Laufe von vier Jahrhunderten waren mindestens zweihundert Schiffe an den scharfzackigen Korallen zerschellt, die ein aus den Tiefen des Atlantischen Ozeans emporreichendes Unterwassergebirge krönten.
    Die Korallen in diesem Gebiet waren wunderschön, kerngesund und ragten hie und da bis zu fünfzehn Meter hoch vom Meeresboden auf. Hier gab es zarte Venusfächer und stattliche Hirnkorallen, bunte Geweihkorallen und Seepeitschen, die überall im weiten Blau wucherten wie in einem prachtvollen Garten voller verlockender Kreuzgänge und Grotten. Summer kam sich vor, als schwimme sie durch ein Labyrinth aus Höhlen und Galerien, die manchmal jählings endeten, mitunter aber auch in Schluchten und Canons führten, die so breit waren, dass man mit einem schweren Lastwagen hätte hindurchfahren können.
    Obwohl die Wassertemperatur gut und gern siebenundzwanzig Grad betrug, steckte Summer Pitt von Kopf bis Fuß in einem Viking Pro Turbo 100, einem strapazierfähigen Trockentauchanzug aus vulkanisiertem Gummi. Der schwere, schwarz-rote Anzug, der keinen Zentimeter ihres Körpers unbedeckt ließ, sollte sie vor den chemischen und biologischen Schadstoffen schützen, deren Auswirkung auf die Korallen sie untersuchen wollte.
    Sie warf einen Blick auf ihren Kompass und hielt sich etwas weiter nach links, legte die Hände auf den Rücken und verschränkte sie unter den Doppelflaschen, um den Wasserwiderstand zu mindern, und bewegte sich mit raschen Flossenschlägen vorwärts. Sie kam sich in dem sperrigen Anzug und mit der Vollgesichtsbrille unbeholfen vor.
    Ihre Figur konnte man in dem weiten Gummianzug kaum erkennen. Nur die klaren grauen Augen hinter dem Glas und die rote Locke, die unter der Kapuze hervorlugte, deuteten auf ihre Schönheit hin.
    Summer liebte die See und tauchte für ihr Leben gern. Jeder Tauchgang war für sie ein Ausflug in eine unbekannte Welt. Oftmals stellte sie sich vor, sie sei eine Meerjungfrau, in deren Adern Salzwasser floss. Auf Drängen ihrer Mutter hin hatte sie am Scripps Institute of Oceanography Meeresbiologie studiert und ihr Diplom mit Auszeichnung erworben. Gleichzeitig hatte ihr Zwillingsbruder Dirk sein Examen in Meerestechnologie an der Florida Atlantic University bestanden.
    Kurz nach ihrer Rückkehr nach Hawaii hatte ihnen ihre Mutter mitgeteilt, dass ihr Vater, den sie nie kennen gelernt hatten, Direktor für Spezialprojekte bei der National Underwater & Marine Agency in Washington, D.C. war. Erst jetzt, da sie im Sterben lag, berichtete ihre Mutter von ihrer Liebesbeziehung und schilderte ihnen, weshalb sie ihn im Glauben gelassen hatte, dass sie vor dreiundzwanzig Jahren bei einem Seebeben ums Leben gekommen war. Schwer verletzt und entstellt, wie sie war, hatte sie es für besser gehalten, wenn er sein Leben ohne sie weiterführte, sorglos und unbeschwert. Ein paar Monate danach hatte sie Zwillinge zur Welt gebracht. Im Gedenken an ihre unvergängliche Liebe hatte sie Summer ihren Namen gegeben und Dirk nach seinem Vater genannt.
    Nach der Beerdigung waren Dirk und Summer nach Washington geflogen, um Pitt senior kennen zu lernen. Der wiederum war zunächst wie vom Donner gerührt gewesen, als plötzlich eine Tochter und ein Sohn vor ihm standen, von denen er nichts gewusst hatte. Danach war er vor Freude schier außer sich geraten; er hatte geglaubt, die Liebe seines Lebens wäre seit über zwanzig Jahren tot. Zugleich war er aber auch zutiefst bedrückt, als er erfuhr, dass sie all die Jahre über mit einer schweren Behinderung gelebt hatte, ohne ihm Bescheid zu sagen, und erst vor einem Monat gestorben war.
    Nachdem er die Sprösslinge, von denen er bislang keine Ahnung gehabt hatte, in die Arme geschlossen hatte, quartierte er sie in dem Hangar ein, in dem er wohnte und seine umfangreiche Sammlung alter Automobile verwahrte. Als er erfuhr, dass sie auf den Rat ihrer Mutter in seine Fußstapfen getreten und sich dem Studium der Meeresforschung gewidmet hatten, sorgte er dafür, dass sie bei der NUMA beschäftigt wurden.
    Jetzt, nachdem sie zwei Jahre lang an allerlei Projekten auf sämtlichen Weltmeeren mitgearbeitet hatten, waren sie zum ersten Mal mit einem eigenen Forschungsauftrag unterwegs – sie sollten Proben sammeln und die sonderbaren Schadstoffe untersuchen, die die empfindliche Meeresfauna der Navidad Bank und anderer Korallenriffe in der ganzen Karibik vernichtete.
    Der Großteil des Riffes wirkte kerngesund und wimmelte von Fischen. Hier tummelten sich

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