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Die Troja-Mission

Die Troja-Mission

Titel: Die Troja-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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leuchtend rote Schnapper, Papageifische und Zackenbarsche, dort schossen kleine, gelb-rot schillernde Tropenfische um die Korallenäste, an denen sich rotbraune Seepferdchen festklammerten. Muränen reckten die scheelen Köpfe aus den Korallen, klappten grimmig die Mäuler auf und zu, als wollten sie jeden Moment mit ihren nadelspitzen Zähnen zuschlagen. Summer wusste jedoch, dass sie nur deshalb so abschreckend wirkten, weil sie mit dem Maul die Luft aus dem Wasser seihten. Menschen griffen sie nur selten an, wenn man ihnen nicht zu nahe kam. Und selbst dann bissen sie so gut wie nie zu.
    Ein Schatten strich über eine Sandkuhle inmitten der Korallen. Sie blickte kurz auf, meinte, der Hai wäre zurückgekehrt, um sie näher in Augenschein zu nehmen, stellte aber fest, dass es nur fünf getüpfelte Adlerrochen waren. Einer scherte aus dem Schwarm aus wie ein Kampfflugzeug, umkreiste sie einmal, musterte sie neugierig, schwang sich dann wieder empor und gesellte sich zu den anderen.
    Sie schwamm knapp vierzig Meter weiter, glitt über die hornartigen Auswüchse einer Gorgonenkoralle hinweg und sah plötzlich ein Schiffswrack vor sich. Ein großer, gut anderthalb Meter langer Barrakuda stand über den Trümmern und achtete mit kalten schwarzen Knopfaugen auf alles, was in seinem Revier vor sich ging.
    Das Dampfschiff
Vandalia
war 1876 von einem schweren Hurrikan auf die Navidad Bank getrieben worden und zerschellt. Keiner der hundertachtzig Passagiere und dreißig Besatzungsmitglieder hatte den Untergang überlebt. Bei Lloyds in London, der großen Schifffahrtsversicherungsgesellschaft, war sie längst abgeschrieben worden und galt als spurlos verschollen, bis 1982 ein paar Sporttaucher ihre von Korallen überwucherten Überreste entdeckt hatten. Das Wrack der
Vandalia
war kaum noch zu erkennen. Nach hundertdreißig Jahren war der Rumpf von vorn bis hinten von Schwämmen und Korallen überwuchert. Nur mehr die Kessel und Maschinen, die zwischen den geborstenen Spanten herausragten, verrieten, dass es sich einstmals um ein stolzes Schiff gehandelt hatte. Die hölzernen Aufbauten hingegen waren größtenteils verschwunden, im Salzwasser verfault oder von den vielen Kleinstlebewesen im Meer vertilgt, die sämtliche organischen Stoffe verzehren.
    Die
Vandalia,
1864 im Auftrag der West Indies Packery Company gebaut, war achtundneunzig Meter lang und rund zwölf Meter breit, hatte Unterkünfte für insgesamt 250 Passagiere und drei große Frachträume. Sie verkehrte zwischen Liverpool und Panama, wo die Passagiere von Bord gingen und mitsamt der Fracht per Eisenbahn über den Isthmus befördert und von der Pazifikküste aus auf anderen Dampfern nach Kalifornien gebracht wurden.
    Nur wenige Taucher hatten Überreste von der
Vandalia
geborgen, da sie inmitten der Korallen nur schwer zu finden war. Zumal von dem Schiff nur wenig übrig geblieben war, nachdem es in jener schrecklichen Nacht von den gewaltigen Wellenbergen des Hurrikans zerschlagen worden war, der es auf offener See überrascht hatte, ehe es sich auf Hispaniola oder den benachbarten Virgin Islands in Sicherheit bringen konnte.
    Summer ließ sich von der leichten Strömung über das alte Wrack tragen, blickte hinab und versuchte sich die Menschen vorzustellen, die sich einst an Deck getummelt hatten. Mit einem Mal hatte sie das Gefühl, als schwebte sie über einem verwunschenen Friedhof, dessen Bewohner ihr aus ferner Vergangenheit zuraunten.
    Sie warf immer wieder einen Blick zu dem großen Barrakuda, der reglos im Wasser stand. Der gefährlich wirkende Fisch fand hier Nahrung in Hülle und Fülle, denn in und um die alte
Vandalia
wimmelte es von allerlei Meeresgetier.
    Sie riss sich von ihren trübsinnigen Gedanken an das Unglück los und schwamm vorsichtig um den Barrakuda herum, der sie nicht aus dem Auge ließ. In sicherer Entfernung hielt sie inne, warf einen Blick auf das Finimeter und überprüfte den Luftvorrat in ihren Flaschen, bestimmte dann anhand des GPS-Minicomputers ihre Position, stellte mithilfe des Kompasses fest, in welcher Richtung sich das Unterwasserhabitat befand, in dem sie und ihr Bruder lebten, während sie das Riff untersuchten, und las die Anzeige auf ihrer Taucheruhr. Anschließend ließ sie ein bisschen Luft aus ihrer Tarierweste ab, da sie ihrer Meinung nach etwas zu viel Auftrieb hatte.
    Sie war kaum hundert Meter weitergeschwommen, als die leuchtenden Farben der Korallenstöcke mit einem Mal verblassten. Die Schwämme und

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