Die Troja-Mission
mit hoch aufragendem Bug und schäumendem Kielwasser auf den Leuchtturm zugerast kam.
»Das könnte eng werden.« Giordino deutete durch das zertrümmerte Fenster auf einen Hubschrauber, der von Norden kommend im Tiefflug über den See jagte.
Pitt schätzte kurz die Strecke ab, die Boot und Hubschrauber noch zurücklegen mussten, überschlug ihre Geschwindigkeit und rang sich dann ein knappes Grinsen ab. »Der Vogel ist schneller. Er müsste mit gut einer Meile Vorsprung hier eintreffen.«
»Dann bete schon mal, dass sie keine Raketenwerfer haben«, versetzte Giordino, dem Pitts Zuversicht nicht ganz geheuer war.
»Das werden wir bald erfahren. Mach dich lieber bereit und schnapp dir das Gurtzeug, sobald sie’s runterlassen.«
»Trotzdem dauert’s zu lange, bis sie uns nacheinander raufgezogen haben«, sagte Giordino. »Ich rate dringend dazu, dass wir uns beide zugleich von diesem Leuchtturm absetzen.«
Pitt nickte. »Meinetwegen.«
Sie traten auf die schmale Brüstung hinaus, die sich rund um das Turmhaus zog. Er konnte jetzt den Hubschraubertyp erkennen, ein Bell 430 mit zwei Rolls-Royce-Turbinen. Er war gelbrot lackiert, und auf beiden Seiten stand in großen Lettern MANAGUA AIRWAYS. Der Pilot kurvte um den Leuchtturm herum und hielt geradewegs auf sie zu, während ein Besatzungsmitglied die Winde an der offenen Seitentür bediente und die Trosse herabließ, an der das Gurtzeug hing.
Pitt, der fast dreißig Zentimeter größer als Giordino war, sprang hoch und bekam das im Rotorabwind kreiselnde Geschirr auf Anhieb zu fassen. Er schlang es um Giordinos Schulter.
»Du bist kräftiger und schwerer als ich. Du lässt dich raufziehen, und ich halte mich an dir fest.«
Giordino hob die Hände und schlang sie um die Trosse, worauf sich Pitt an seine Taille klammerte. Der Mann an der Winde, dessen Rufe im Heulen der Turbinen untergingen, winkte ihnen hektisch zu und gab ihnen zu verstehen, dass er immer nur einen hochziehen konnte.
Zu spät. Pitt und Giordino wurden von der Brüstung des Leuchtturms gerissen und baumelten gut dreißig Meter über dem Wasser, als eine jähe Bö den Hubschrauber erfasste. Im nächsten Moment kippte die Maschine unter der Last der beiden Männer unerwartet nach Steuerbord weg. Der Pilot richtete sie sofort wieder auf und hielt sie im Schwebeflug, während sein Begleiter die beiden Männer mit bangem Blick auf die Winde nach oben zog.
Und wieder hatten sie Glück. Ihre Verfolger feuerten keine Raketen ab. Allerdings ratterte ein schweres Zwillings-MG am Bug des Bootes los. Aber das Boot war noch zu weit weg, wurde zudem ein ums andere Mal von der Dünung durchgestaucht, sodass die Schüsse gut fünfzig Meter danebengingen.
Der Pilot indessen erschrak, als er plötzlich unter Beschuss geriet, dachte nicht mehr an die beiden Männer, die er retten sollte, und ließ den Helikopter wegkippen, drehte vom Boot ab und hielt auf das rettende Ufer zu. Pitt und Giordino, die rund fünf Meter unter der Maschine hingen, kreiselten wie wild herum. Giordino hatte das Gefühl, als würden ihm die Arme aus den Gelenken gerissen. Pitt wiederum konnte sich lediglich mit aller Kraft an Giordino festklammern und dem Mann an der Winde zuschreien, dass er sich beeilen solle.
Und er sah, wie Giordino vor Schmerz das Gesicht verzog. Einen Moment lang, vielleicht den längsten seines Lebens, hätte er am liebsten losgelassen. Aber nach einem kurzen Blick nach unten, auf das Wasser, gut hundertfünfzig Meter unter ihm, ließ er es lieber sein.
Dann sah er den Mann an der Winde knapp anderthalb Meter vor sich, der ihn verdattert anstarrte, sich dann umdrehte und dem Piloten etwas zurief. Der legte die Maschine kurzerhand schräg, sodass Pitt und Giordino durch die offene Luke fielen. Im nächsten Moment wurde die Tür zugestoßen und verriegelt.
Der Mann an der Winde, der sich immer noch nicht von seinem Schreck erholt hatte, starrte die beiden am Boden liegenden Gestalten an. »Ihr Hombres sein loco«, knurrte er mit starkem spanischen Akzent. »Maschine nur für Postsack, was wiegt ein Zentner.«
»Er spricht Englisch«, stellte Giordino fest.
»Wenn auch nicht besonders gut«, erwiderte Pitt. »Erinnere mich dran, dass ich der Firma, die die Winde gebaut hat, einen Dankesbrief schreibe.« Er stand auf und stürmte ins Cockpit, wo er aus dem Seitenfenster starrte, bis er das Patrouillenboot entdeckte. Es hatte die Verfolgung abgebrochen und kurvte zur Insel zurück.
»Was, zum Teufel, sollte
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