Die Troja-Mission
nach.
»Auf Englisch«, erwiderte Huey nach kurzem Zögern, »bedeutet er so viel wie ›Haus der Unsichtbaren‹.«
»Aus einem bestimmten Grund?«
»Man sagt, weil jeder, der dort hingeht, nie wieder gesehen wird.«
»Haben die hiesigen Behörden nie Ermittlungen angestellt?«
Huey schüttelte den Kopf. »Die nicaraguanischen Beamten halten sich raus. Es heißt, dass die Geschäftsführung von Odyssey jeden Politiker, Richter und Polizeichef im ganzen Land gekauft hat.«
»Was ist mit den Chinesen? Stecken die auch mit drin?«
»Die sind doch heutzutage in Mittelamerika allgegenwärtig. Vor etwa drei Jahren haben sie bei Odyssey den Bau eines kurzen Kanals zum Westufer des Nicaragua-Sees in Auftrag gegeben, bei Pena Blanca, damit Hochseeschiffe hier einlaufen können.«
»Die Wirtschaft des Landes müsste doch davon profitiert haben.«
»Nicht wirklich. Die meisten Schiffe, die den Kanal benutzen, gehören einer chinesischen Reederei.«
»COSCO?«
Huey nickte. »Yeah, genau die. Die Schiffe legen immer beim Odyssey-Gelände an.«
Danach saß Pitt schweigend da und ging in Gedanken die zahllosen Widersprüche, Unwägbarkeiten und Wissenslücken in Bezug auf Odyssey, ihren sonderbaren Gründer und die noch seltsameren Unternehmungen durch. Sobald Huey bei dem zwei Meilen außerhalb von Managua gelegenen Hangar seiner Firma landete, entfernte sich Pitt ein Stück und rief Admiral Sandecker an.
Wie üblich machte Sandecker keine unnötigen Worte. »Sind Sie schon nach Washington unterwegs?«
»Nein«, erwiderte Pitt. »Und das haben wir auch nicht vor.«
Sandecker, dem sofort klar war, dass Pitt irgendetwas im Schilde führte, beherrschte sich. »Ich nehme an, Sie haben einen guten Grund.«
»Wissen Sie etwas über eine riesige, geheime Fabrikanlage, die Odyssey auf einer Insel im Nicaragua-See gebaut hat und die genau über den Tunneln steht?«
»Dazu fällt mir allenfalls ein Bericht ein, den ich gelesen habe. Demnach wollte Odyssey vom Ozean aus einen Kanal stechen lassen, damit Frachtschiffe den See anlaufen können.« Sandecker hielt kurz inne. »Wenn ich’s recht bedanke, war der Bericht etwas vage, was die Hafenanlagen anging, die die Nicaraguaner bei Granada bauen wollten, einer Stadt, die ein paar Meilen östlich von Managua liegt.«
»Der Bericht war deshalb so vage, weil die Hafenanlagen beim Firmengelände von Odyssey auf der Insel Ometepe gebaut wurden und nur zur privaten Nutzung bestimmt sind.«
»Was haben Sie vor?«, fragte Sandecker, als hätte er bereits Pitts Gedanken gelesen.
»Ich schlage vor, dass Al und ich auf das Gelände vordringen und erkunden, was die dort treiben.«
Sandecker zögerte einen Moment. »Sie fordern Ihr Glück heraus, nachdem Sie gerade mit knapper Not aus den Tunneln entkommen sind.«
»Allmählich kriegen wir Übung im Einbrechen und Ausspähen.«
»Das ist nicht komisch«, versetzte Sandecker scharf. »Die Sicherheitsvorkehrungen sind bestimmt sehr streng. Wie wollen Sie hineingelangen?«
»Wir probieren’s vom Wasser aus.«
»Meinen Sie nicht, dass die auch Unterwassersensoren haben?«
»Ich würde mich sogar wundern«, sagte Pitt, »wenn sie keine hätten.«
35.
Zehn Minuten nach dem Gespräch mit Pitt saß der Admiral an seinem Schreibtisch und starrte Hiram Yeager ungläubig an.
»Sind Sie sich dessen sicher? Da muss Ihnen ein Irrtum unterlaufen sein.«
Yeager hielt seinem Blick stand. »Max ist zwar nicht unfehlbar, aber in diesem Fall liegt sie hundertprozentig richtig.«
»Das ist ja nicht zu fassen«, sagte Gunn, als er Max’ Berechnungen las.
Sandecker schüttelte bedächtig den Kopf, als schauderte ihn bei der bloßen Lektüre. »Sie wollen damit also sagen, dass die großen Tunnel gebaut wurden, um den Südäquatorialstrom umzuleiten, was wiederum zu einer Abkühlung des Golfstroms führen würde.«
»Laut Max’ Computermodell um etwa acht Grad, bis er Europa erreicht.«
Gunn blickte von den Datenlisten auf. »Die Auswirkungen auf das Klima in Europa wären verheerend. Auf dem ganzen Kontinent würde acht Monate im Jahr tiefer Frost herrschen.«
»Die Auswirkungen des Golfstroms auf die Ostküste der Vereinigten Staaten und die kanadischen Atlantikprovinzen nicht zu vergessen«, stellte Sandecker fest. »Jeder Bundesstaat östlich des Mississippi und entlang der Atlantikküste wäre genauso von dieser bitteren Kälte betroffen wie Europa.«
»Na, das sind ja schöne Aussichten«, sagte Gunn spöttisch.
»Die so genannte
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