Die Troja-Mission
Minuten später zog Giordino sein Gepäck hinten aus dem Navigator und schleppte sich die Treppe zu dem Gebäude hinauf, einem ehemaligen Lagerhaus aus Bürgerkriegszeiten, das vor etlichen Jahren umgebaut und in Eigentumswohnungen unterteilt worden war. Er drehte sich kurz um und winkte ihnen müde zu, bevor er hineinging.
Nach einer kurzen Fahrt am Potomac entlang passierte Gunn das Tor des Ronald Reagan National Airport und steuerte den Navigator über einen unbefestigten Feldweg zu Pitts Hangar, der etliche hundert Meter abseits der Rollbahn stand. Das Anfang der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts errichtete Gebäude, in dem einst die Maschinen einer längst untergegangenen Fluggesellschaft untergestellt waren, hatte jahrzehntelang leer gestanden und sollte abgerissen werden, als Pitt es gekauft, renoviert und dafür gesorgt hatte, dass es unter Denkmalschutz gestellt wurde. Jetzt bewahrte er dort seine Sammlung klassischer Automobile und berühmter Flugzeuge auf.
»Holst du mich zu der Besprechung ab?«, fragte Pitt, als er ausstieg.
Gunn schüttelte den Kopf und rang sich ein schiefes Lächeln ab. »Ich stehe nicht auf der Gästeliste. Der Secret Service schickt dir einen Wagen vorbei.«
Pitt drehte sich um und gab eine Reihe Ziffernkodes in seine raffinierte Alarmanlage ein, als der Navigator auf dem staubigen Weg davonfuhr. Dann öffnete er die verwittert wirkende Tür, von der der Lack abblätterte, und trat ein.
Der Anblick begeisterte ihn stets aufs Neue. Hier sah es aus wie im Ausstellungsraum eines Luxuskarossenhändlers. Sämtliche Wände, das gewölbte Dach und der Boden waren leuchtend weiß gestrichen, wodurch die dreißig klassischen Automobile in ihrer ganzen Farbenpracht zur Geltung kamen. Neben dem Marmon Vi6 bewahrte er hier einen 1929er Duesenberg, einen 1932er Stutz, einen 1929er Cord L-29 und einen 1936er Pierce-Arrow mit dazugehörigem Wohnwagen auf. In der Reihe dahinter standen ein 1936er Ford Hot-Rod, der Meteor, den Dirk meistens fuhr, und ein leuchtend roter J2X Allard aus dem Jahr 1953. Im hinteren Teil des Hangars befanden sich zwei Flugzeuge, eine Anfang der dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts gebaute Ford Tri-Motor und ein aus dem Zweiten Weltkrieg stammender Düsenjäger vom Typ Messerschmitt Me-202. An der einen Wand stand ein langer Pullman-Wagen, auf dessen Seitenwand in großen Lettern die Aufschrift MANHATTAN LIMITED prangte. Zwei der Ausstellungsstücke allerdings wirkten etwas fehl am Platz – eine Art Gummifloß, auf das die Kabine eines Segelboots montiert war, und eine Badewanne mit einem Außenbordmotor.
Er lud sich seine Reisetasche und den Seesack mit seinen Tauchgeräten auf die Schulter und stieg müde die Wendeltreppe zu seiner Wohnung empor. Dort sah es aus wie in einem Ausrüstungsladen für historisches Bootszubehör. Die Möbel im Wohnzimmer waren aus den Überresten alter Segelschiffe geschreinert, an den Wänden waren Regale angebracht, auf denen allerlei Schiffsmodelle standen, und dazwischen hingen in Öl gemalte Seestücke. Der Teakholzboden war aus den Decksplanken eines Dampfschiffes gezimmert, das vor der Hawaii-Insel Kauai auf Grund gelaufen war.
Er packte seine Tasche aus und warf die schmutzige Kleidung in einen Korb, der neben der Waschmaschine stand, zog die Sachen aus, die er am Leib trug, und packte sie dazu. Dann trat er in die Teakholz-Duschkabine, drehte das Wasser so heiß auf, dass er es gerade noch ertragen konnte, seifte sich ein und schrubbte sich ab, bis seine Haut prickelte. Anschließend frottierte er sich ab, ging zu seinem Bett, legte sich auf die Tagesdecke und schlief auf der Stelle ein.
Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen, als Loren Smith die Tür des Hangars aufschloss. Sie stieg nach oben und suchte in der Wohnung nach Pitt, von dessen Rückkehr sie durch Gunn verständigt worden war. Sie fand ihn im Schlafzimmer, wo er nackt auf dem Bett lag und fest schlief. Ein sinnliches Lächeln umspielte ihren Mund, als sie sich vorbeugte und eine Decke über ihn breitete.
Als Pitt nach knapp sechsstündigem Schlaf aufwachte, sah er durch die Dachfenster die Sterne am Himmel stehen. Außerdem stieg ihm Bratenduft in die Nase, der offenbar von einem Steak stammte, das im Grill seines Küchenherdes vor sich hin schmurgelte. Dann bemerkte er die Decke, die über ihn gebreitet war, und lächelte, als ihm klar wurde, dass Loren bei ihm war. Er stand auf, zog Khakishorts und ein geblümtes Hemd an und schlüpfte
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