Die Troja-Mission
trat in sein Schilderhaus und betätigte einen Schalter. Das Tor ging auf, worauf der Wagen über eine Rampe in einen Tunnel hinabrollte. Pitt kannte die Tunnel tief unter Washington, über die fast alle Regierungsgebäude rund ums Kapitol miteinander verbunden waren. Präsident Clinton hatte sie auf seinen Streifzügen durch die Nachtlokale der Stadt oftmals benutzt.
McGonigle fuhr nach Pitts Schätzung noch fast eine Meile weiter, hielt dann vor einem Aufzug, stieg aus und öffnete die Hintertür.
»Okay, meine Herren, wir sind da.«
»Er hat gesprochen«, sagte Giordino und sah sich im Tunnel um. »Aber wie? Ich sehe nirgendwo einen Bauchredner.«
»Ihr kommt nie als Komiker an«, brummte McGonigle, ohne sich auf irgendetwas einzulassen. Er trat beiseite, als die Tür aufging. »Ich kann’s kaum erwarten, bis ihr wieder da seid.«
»Ich weiß nicht, warum, aber ich mag Sie«, sagte Giordino und schlug dem Agenten auf den Rücken, ehe er in den Fahrstuhl trat. Im nächsten Moment schloss sich die Tür, sodass er die Reaktion des Agenten nicht mehr mitbekam.
Der Aufzug fuhr nicht nach oben. Sie hatten vielmehr den Eindruck, dass es mindestens vierhundert Meter abwärts ging, ehe der Fahrstuhl langsamer wurde. Dann glitt die Tür lautlos auf, und sie sahen einen bewaffneten Posten der Marineinfanterie vor sich, der neben einer Stahltür stand. Sorgfältig überprüfte er Pitt und Giordino, schaute sich ihre Gesichter an und verglich sie mit den Fotos in den Ausweisen. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass alles in Ordnung war, tippte er einen Zahlenkode in eine Schalttafel am Türrahmen und trat beiseite, als die Tür aufging. Wortlos winkte er sie hinein.
Sie traten in einen langen Konferenzraum, in dem so viele Funk- und Fernmeldegeräte standen, dass man damit eine geheime Kommandozentrale hätte ausstatten können. An drei Wänden hingen Bildschirme, Karten und Fotos. Sandecker stand auf und begrüßte sie.
»Tja, diesmal habt ihr zwei wahrhaftig die Büchse der Pandora geöffnet.«
»Ich hoffe doch, die Ergebnisse unserer Erkundung haben sich als nützlich erwiesen«, sagte Pitt.
»Nützlich ist die Untertreibung schlechthin.« Er drehte sich um, als ein großer, grauhaariger Mann, der einen schwarzen Nadelstreifenanzug mit roter Krawatte trug, auf sie zukam. »Ich glaube, Sie kennen Max Seymour, den Sicherheitsberater des Präsidenten.«
Pitt schüttelte ihm die Hand. »Ich bin ihm hin und wieder am Samstagnachmittag bei den Grillfesten meines Vaters begegnet.«
»Senator Pitt und ich kennen uns seit langem«, sagte Seymour lächelnd. »Wie geht’s Ihrer bezaubernden Frau Mutter?«
»Der geht’s prima, von ihrer Arthritis einmal abgesehen«, erwiderte Pitt.
Sandecker stellte kurz die anderen drei Männer vor, die am Kopfende des langen Tisches standen. Jack Martin, wissenschaftlicher Berater des Weißen Hauses, Jim Hecht, stellvertretender Direktor der CIA, und General Arnold Stack als Vertreter des Pentagon, dessen genaues Aufgabengebiet nicht näher erläutert wurde. Alle nahmen Platz, worauf Sandecker Pitt darum bat, allen zu berichten, was er und Giordino in den Tunneln und der Forschungsanlage von Odyssey auf der Isla de Ometepe in Erfahrung gebracht hatten.
Nachdem ein Sekretär mitgeteilt hatte, dass der Kassettenrekorder aufnahmebereit sei, fing Pitt an, wechselte sich aber alle paar Minuten mit Giordino ab, wenn dem einen etwas einfiel, was der andere vergessen hatte. Sie schilderten in aller Länge und Breite, was sie erlebt und gesehen hatten, und trugen ihre Schlussfolgerungen dazu vor. Niemand stellte eine Zwischenfrage, keiner unterbrach sie, bis sie zum Schluss kamen und berichteten, wie sie sich mitsamt den Löwenhardts und der mörderischen Mitarbeiterin von Odyssey von der Insel abgesetzt hatten.
Danach dauerte es eine Zeit lang, bis die Berater des Präsidenten das ganze Ausmaß der drohenden Katastrophe begriffen hatten. Max Seymour wandte sich mit eisigem Lächeln an Jim Hecht von der CIA, der ihm am Tisch gegenübersaß. »Da ist Ihren Leuten anscheinend etwas durch die Lappen gegangen, Jim.«
Hecht zuckte ungehalten die Achseln. »Wir haben vom Weißen Haus keine Anweisungen zu einer diesbezüglichen Überprüfung erhalten. Und nach unserem Erkenntnisstand gab es keinerlei Grund, vor Ort tätig zu werden, da wir anhand unserer Satellitenfotos nicht den geringsten Hinweis erkennen konnten, dass dort etwas gebaut wurde, das eine Gefahr für die Vereinigten Staaten
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