Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Troja-Mission

Die Troja-Mission

Titel: Die Troja-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
so weit aufs Meer hinaus zu schicken. Sie musste sich noch gedulden, bis sie bessere Aufnahmen erhielt.
    Die ersten Berichte jedoch waren alles andere als ermutigend.
    Dieser Sturm erfüllte alle Voraussetzungen, um zu einem Hurrikan der Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten von über 250 Kilometern pro Stunde anzuschwellen. Heidi konnte nur hoffen und beten, dass Lizzie nicht auf die dicht besiedelte Küste der Vereinigten Staaten traf, über die bislang erst zwei fürchterliche Stürme der stärksten Kategorie hergefallen waren – der schwere Hurrikan, der am Labor Day des Jahres 1935 über die Florida Keys gefegt war, und der Hurrikan Camille, der 1969 Louisiana und Mississippi heimgesucht und zwanzigstöckige Wohnhäuser dem Erboden gleichgemacht hatte.
    Heidi nahm sich ein paar Minuten Zeit und tippte ein Fax an ihren Mann Harley beim National Weather Service, in dem sie ihm die neuesten Messergebnisse mitteilte.
    Harley,
    Hurrikan Lizzie zieht gen Westen und wird immer schneller. Wie vermutet, hat er sich bereits zu einem gefährlichen Sturm entwickelt. Laut Hochrechnung sind Windgeschwindigkeiten von 150
Knoten und eine Wellenhöhe von 12 bis 15 Metern in einem Umkreis von 350 Meilen zu erwarten. Er zieht schon jetzt mit unglaublichen 20 Knoten von Osten auf.
    Ich halte dich auf dem Laufenden
    Heidi
    Sie wandte sich wieder den Satellitenaufnahmen zu. Als sie ein vergrößertes Bild von dem Hurrikan betrachtete, war sie einmal mehr von der grimmigen Schönheit der dichten weißen Wolkenspiralen beeindruckt, der so genannten Zentralbewölkung, einer Schicht aus Zirruswolken, die durch die stürmischen Winde in den Wolkenwällen rund um das Auge entsteht. Nichts, was die Natur aufbieten konnte, kam der entsetzlichen Kraft eines ausgewachsenen Hurrikans gleich. Das Auge, das aussah wie ein Krater auf einem weißen Planeten, hatte sich frühzeitig gebildet. Dieses Auge, der Mittelpunkt eines Hurrikans, hat einen Durchmesser von zehn bis einhundertfünfzig Kilometern. Lizzies Auge war achtzig Kilometer groß.
    Doch Heidi fiel vor allem der in Millibar gemessene Luftdruck auf, der Rückschlüsse auf die Stärke eines Hurrikans liefert – je niedriger er ist, desto heftiger wird der Sturm. Die Hurrikane Hugo und Andrew, die 1989 beziehungsweise 1992 die Karibik heimsuchten, wiesen einen Luftdruck von 934 respektive 922 Millibar auf. Lizzie war jetzt schon bei 945 Millibar angelangt, und der Luftruck in seinem Zentrum fiel weiter rapide, sodass dort ein Vakuum entstand, das immer neue Luftmassen ansog und verwirbelte.
    Außerdem zog Lizzie mit Rekordgeschwindigkeit gen Westen über den Ozean.
    Normalerweise bewegt sich ein Hurrikan mit rund zwanzig Kilometern pro Stunde voran, das entspricht etwa der durchschnittlichen Geschwindigkeit eines Fahrradfahrers. Aber Lizzie hielt sich nicht an die üblichen Regeln. Sie zog mit beachtlichen zweiunddreißig Stundenkilometern über das Meer. Und anders als frühere Hurrikane, die häufig die Richtung wechselten und sich im Zickzackkurs der westlichen Hemisphäre näherten, bewegte sich Lizzie auf einer schnurgeraden Bahn, als hätte sie es auf ein ganz bestimmtes Ziel abgesehen.
    Falls es jemals so etwas wie einen unbeirrbaren Hurrikan gegeben hat, dachte Heidi, dann ist es dieser.
    Heidi wusste nicht, auf welcher Insel der Begriff
Hurrikan
geprägt worden war. Aber es war ein karibisches Wort, das so viel wie »starker Wind« bedeutete. Lizzie hatte mittlerweile eine geballte Wucht entwickelt, die sich mit der Sprengkraft einer schweren Atombombe messen konnte, und tobte unter Donner, Blitz und peitschenden Regenfluten in Richtung Westen.
    Die ersten Schiffe in diesem Seegebiet bekamen ihren Zorn bereits zu spüren.
    Es war gegen Mittag, als das wahnwitzige Wüten begann. In kürzester Zeit hatte sich die relativ ruhige See zu zehn Meter hohen Wellenbergen aufgetürmt. Der Kapitän des in Nicaragua registrierten Containerschiffs
Mona Lisa
hatte das Gefühl, als hätte jemand ein Fenster aufgerissen, durch das sich kübelweise Wasserfluten über ihn ergossen. Binnen weniger Minuten hatten sich steile Sturzseen aufgebaut, und aus der leichten Brise war ein ausgewachsener Sturm geworden. In all den Jahren, die er schon zur See fuhr, hatte er noch nie einen Orkan erlebt, der so schnell aufgezogen war.
    Da kein Hafen in der Nähe war, in dem er Schutz suchen konnte, steuerte er die
Mona Lisa
mitten in den Sturm hinein und verließ sich auf sein Glück und seine Erfahrung, wusste

Weitere Kostenlose Bücher