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Die Troja-Mission

Die Troja-Mission

Titel: Die Troja-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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der Schlucht eingekeilt. Alles, was im Innern nicht fest vertäut war, flog kreuz und quer durcheinander – Geschirr, Vorräte, Tauchgeräte, Bettzeug und Kleidung.
    Ohne auf seine Prellungen und den verstauchten Knöchel zu achten, kroch Dirk sofort zu seiner Schwester, die zusammengerollt zwischen umgekippten Kojen lag. Er schaute in ihre weit aufgerissenen grauen Augen, und zum ersten Mal, seit sie laufen gelernt hatten, sah er, dass sie nackte Angst hatte. Sanft nahm er ihren Kopf in beide Hände und rang sich ein Lächeln ab.
    »War das nicht ‘ne wilde Fahrt?«
    Sie blickte zu ihm auf, sah das tapfere Lächeln und atmete tief durch. »Ich musste in dem ganzen Chaos ständig denken, dass wir gemeinsam zur Welt gekommen sind und auch zusammen sterben werden.«
    »Meine Schwester, die Pessimistin. Wir haben noch siebzig Jahre Zeit, uns gegenseitig zu necken.« Dann musterte er sie besorgt. »Bist du verletzt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mich unter die Kojen gequetscht und wurde nicht so rumgeschleudert wie du.« Dann blickte sie durch die Plexiglaskuppel zu den kochenden Fluten hinauf. »Was ist mit dem Habitat?«
    »Nach wie vor dicht. Keine Welle, egal wie riesig, kann
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knacken. Die Außenhaut besteht aus zehn Zentimeter starkem Stahl.«
    »Und der Sturm?«
    »Der tobt immer noch, aber hier unten sind wir sicher. Die Wellen rollen über die Schlucht hinweg.«
    Ihr Blick fiel auf den rundum verstreuten Kram. »Herrgott, was für ein Durcheinander.«
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass Summer alles heil überstanden hatte, überprüfte er die Lebenserhaltungssysteme, während seine Schwester das Chaos in Angriff nahm. An ihrem angestammten Platz konnte sie Sachen ohnehin nicht verstauen, da das Habitat auf der Seite lag. Deshalb stapelte sie einfach alles ordentlich übereinander und breitete ein paar Decken über die scharfen Kanten der Instrumente, Ventile, Messgeräte und Halterungen, über die sie ständig hinwegsteigen mussten. Es war eine sonderbare Erfahrung, stellte sie fest, sich in einem um neunzig Grad gekippten Raum aufzuhalten.
    Immerhin fühlte sie sich wieder sicherer, nachdem sie bislang überlebt hatten. Hier unten, in der von steilen Wänden gesäumten Korallenschlucht, konnte ihnen der Sturm nichts mehr anhaben. In dieser Tiefe waren weder das Heulen des Windes noch das Klatschen der Wellen zu hören, die an die Kammer brandeten. Allmählich ließen ihre Angst und Anspannung nach. Hier waren sie geborgen, bis die
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den Hurrikan abgewettert hatte und zurückkehrte. Und außerdem war ihr Bruder bei ihr, der ebenso mutig und unbeugsam wie sein berühmter Vater war.
    Doch seine Miene wirkte bei weitem nicht so zuversichtlich, wie sie erwartet hatte, als er zurückkam, sich neben sie setzte und seine Prellungen und Blutergüsse begutachtete, die sich mittlerweile schwarzblau verfärbten.
    »Du wirkst so beklommen?«, sagte sie. »Was ist los?«
    »Bei dem Sturz in die Schlucht sind die Leitungen gerissen, über die unsere Beatmungsanlage an die Luftflaschen angeschlossen war. Laut der Manometer an den vier Flaschen, die nicht beschädigt wurden, reicht der Luftvorrat nur noch für vierzehn Stunden.«
    »Was ist mit den Pressluftflaschen, die wir in der Luftschleuse gelagert haben?«
    »Dort war nur eine, weil ich das Ventil reparieren wollte. Für uns beide reicht sie bestenfalls für fünfundvierzig Minuten.«
    »Wir könnten aussteigen und die anderen reinholen«, erwiderte Summer. »Dann warten wir ein, zwei Tage ab, bis sich der Sturm verzieht, verlassen das Habitat, tauchen auf und lassen uns in einem Rettungsfloß treiben, bis wir gerettet werden.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es kommt noch schlimmer. Wir sitzen fest. Die Außenluke der Luftschleuse hat sich zwischen den Korallen verklemmt. Die kriegt man allenfalls noch mit Dynamit auf.«
    Summer seufzte tief. »Sieht so aus, als ob unser Schicksal in Käpt’n Barnums Händen liegt.«
    »Ich bin mir sicher, dass er ständig an uns denkt. Der vergisst uns nicht.«
    »Vielleicht sollten wir ihm Bescheid sagen, wie die Lage aussieht.«
    Dirk richtete sich auf und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Das Funkgerät ist beim Sturz in die Schlucht kaputtgegangen.«
    »Wir könnten trotzdem unsere Funkboje aufsteigen lassen, damit sie wissen, dass wir noch am Leben sind«, sagte sie.
    »Sie war an der Seitenwand befestigt, mit der das Habitat am Boden aufgeprallt ist«, antwortete er leise und beherrscht.

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