Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Troja-Mission

Die Troja-Mission

Titel: Die Troja-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
andere Mal den wirbelnden Wind und die kochenden Wellen abgewettert. Die
See Sprite
wirkte fast wie ein menschliches Wesen, eigensinnig und entschlossen, so als wüsste sie, dass die See nichts aufbieten konnte, mit dem sie nicht fertig wurde.
    Maverick starrte mit leichenblasser Miene durch das Ruderhausfenster, das wie durch ein Wunder nicht in tausend Stücke zersprungen war. »Das war ziemlich gruselig«, sagte er, um einen gelassenen Tonfall bemüht. »Ich hatte keine Ahnung, dass ich auf einem Unterseeboot angeheuert habe.«
    Kein anderes Schiff hätte derart tückische Sturzseen überstanden. Doch die
Sea Sprite
war kein gewöhnliches Schiff. Sie war robust gebaut, um den schweren Brechern der Polarmeere standzuhalten. Die Stahlplatten an ihrem Rumpf waren dicker als üblich, damit sie durch dicke Eisfelder pflügen konnte. Aber sie war nicht ungeschoren davongekommen. Die Beiboote waren weggerissen worden, alle bis auf eins.
    Plötzlich fielen Sonnenstrahlen ins Ruderhaus. Die
Sea Sprite
war in das riesige Auge von Hurrikan Lizzie vorgedrungen. Ein aberwitziger Eindruck – oben der blaue Himmel, unten die tobende See. Barnum fand es geradezu sündhaft, dass ein derart bedrohlicher Anblick so reizvoll sein konnte.
    Er drehte sich zu seinem Funker um, der sich mit weißen Knöcheln am Kartentisch festhielt und aussah, als wäre er der Wilden Jagd begegnet. »Setzen Sie sich mit dem
Ocean Wanderer
in Verbindung, wenn Sie wieder halbwegs auf ebenen Kiel kommen, Masón, und teilen Sie demjenigen, der dort das Sagen hat, mit, dass wir so schnell kommen, wie das bei schwerer See möglich ist.«
    Masón Jar, der vor Schreck noch wie benommen war, kam wieder zu sich, nickte wortlos und ging wie in Trance in den Funkraum.
    Barnum warf einen Blick auf das Radargerät und musterte den Blip, der seiner Meinung nach das Hotel darstellte, ein kleiner Lichtpunkt, der sechsundzwanzig Meilen weiter östlich aufblinkte. Dann gab er den Kurs in den Computer ein und ließ das Schiff wieder vom Autopiloten steuern. Anschließend wischte er sich mit einem alten roten Halstuch die Stirn ab und murmelte:
    »Selbst wenn wir hinkommen, bevor das Ding auf die Felsen läuft – was dann? Wir haben keine Boote zum Übersetzen, und selbst wenn wir welche hätten, würden sie bei dem schweren Seegang voll schlagen. Außerdem haben wir weder eine schwere Schleppwinde noch die entsprechenden Trossen.«
    »Man darf gar nicht daran denken«, sagte Maverick. »Ohnmächtig mitansehen zu müssen, wie das Hotel mit all den Frauen und Kindern an den Felsen zerschellt.«
    »Nein«, versetzte Barnum grimmig. »Daran darf man gar nicht denken.«

11.
    Heidi war seit drei Tagen nicht mehr nach Hause gekommen. Sie trank literweise schwarzen Kaffee, gönnte sich ab und zu auf dem Feldbett in ihrem Büro ein paar Minuten Schlaf und ernährte sich hauptsächlich von Sandwiches mit Mortadella und Käse. Wenn sie wie eine Schlafwandlerin durchs Hurricane Center ging, lag das jedoch nicht an ihrer Übermüdung, sondern am Stress und ihrer Verzweiflung angesichts der gewaltigen Katastrophe, die sich anbahnte. Obwohl sie die Geburt von Hurrikan Lizzie bemerkt, seine gewaltige Kraft richtig vorausgesagt und frühzeitig Warnungen ausgegeben hatte, machte sie sich Vorwürfe, weil sie möglicherweise mehr hätte tun können.
    Beklommen betrachtete sie die Bilder und Grafiken auf ihren Monitoren, als Lizzie auf das nächstgelegene Land zuraste.
    Aufgrund ihrer frühzeitigen Warnungen waren mehr als dreihunderttausend Menschen in der Dominikanischen Republik und dem benachbarten Haiti in die Berge im Landesinneren in Sicherheit gebracht worden. Dennoch dürfte der Sturm zahllose Opfer fordern. Zumal Heidi befürchtete, dass er nach Norden abdrehen und über Kuba herfallen könnte, ehe er auf die Südspitze von Florida traf.
    Müde nahm sie den Hörer ab, als ihr Telefon klingelte.
    »Hast du irgendwelche neuen Voraussagen, was die Richtung angeht?«, fragte Harley, ihr Mann, der beim National Weather Service arbeitete.
    »Nein. Lizzie zieht nach wie vor genau von Ost nach West, als würde sie sich auf einem Eisenbahngleis bewegen.«
    »Höchst ungewöhnlich, dass sie über tausende von Meilen hinweg auf schnurgeradem Kurs zieht.«
    »Mehr als ungewöhnlich. Das ist geradezu unerhört. Jeder bislang bekannte Hurrikan ist mehr oder weniger ziellos gewandert.«
    »Der perfekte Sturm?«
    »Nein«, erwiderte Heidi. »
Lizzie
ist alles andere als perfekt. Ich halte sie

Weitere Kostenlose Bücher