Die Troja-Mission
Arme. »Danke für das grandiose Essen.«
»Für einen alten Junggesellen wie mich ist es doch stets eine Freude, wenn ich die Gesellschaft einer hübschen jungen Frau genießen darf.«
Dirk schüttelte Perlmutter die Hand. »Vielen Dank und auf Wiedersehen.«
»Bestellt eurem Papa viele Grüße und richtet ihm aus, dass er mal wieder vorbeischauen soll.«
»Wird gemacht.«
Nachdem die Zwillinge gegangen waren, saß Perlmutter eine ganze Zeit lang gedankenverloren da, bis das Telefon klingelte. Pitt war am Apparat.
»Dirk, dein Sohn und deine Tochter sind gerade gegangen.«
»Hast du sie in die richtige Richtung gelotst?«, fragte Pitt.
»Ich habe ihnen den Mund ein bisschen wässrig gemacht. Allzu viel konnte ich ihnen nicht bieten. Es gibt kaum Aufzeichnungen über keltische Seefahrer.«
»Ich habe eine Frage an dich.«
»Ich warte.«
»Hast du schon mal was von einem Piraten namens Hunt gehört?«
»Ja, ein Bukanier, der sich Ende des sechzehnten Jahrhunderts einen gewissen Ruhm erwarb. Warum fragst du?«
»Angeblich wird er der ruhelose Bukanier genannt und soll immer noch umgehen.«
Perlmutter lächelte. »Ich habe die Berichte gelesen. Eine Fabel, wie die Geschichten vom
Fliegenden Holländer.
Allerdings sind etliche Schiffe, die per Funk mitteilten, dass sie ihn angeblich gesehen hätten, spurlos verschwunden.«
»Man sollte also umsichtig sein, wenn man nicaraguanische Gewässer befährt?«
»Vermutlich ja. Wie kommst du darauf?«
»Aus reiner Neugier.«
»Willst du die historischen Aufzeichnungen sehen, die ich über Hunt habe?«
»Ich wäre dir dankbar, wenn du sie per Kurier zu meinem Hangar schicken könntest«, sagte Pitt. »Ich muss morgen in aller Frühe den Flieger erwischen.«
»Sind schon unterwegs.«
»Danke dir, St. Julien.«
»Ich werde in zwei Wochen eine kleine Soirée geben. Meinst du, du kannst kommen?«
»Deine berühmten Partys lass ich mir doch nie entgehen.«
Nachdem er aufgelegt hatte, trug Perlmutter seine Unterlagen über Hunt zusammen, rief einen Kurierdienst und begab sich anschließend in sein Schlafzimmer, wo er vor einem Bücherschrank stehen blieb. Zielsicher zog er einen der dicht an dicht stehenden Bände heraus und ging mit schweren Schritten in sein Arbeitszimmer, wo er sich auf eine lederne Récamiere legte, die 1840 im Auftrag eines Arztes in Philadelphia angefertigt worden war. Fritz sprang hoch, legte sich auf Perlmutters Bauch und blickte ihn mit seinen feuchten braunen Augen an.
Er schlug das von Iman Wilkens verfasste Buch mit dem Titel
Where Troy Once Stood
auf und fing an zu lesen. Nach etwa einer Stunde klappte er es zu und blickte auf Fritz. »Könnte das möglich sein?«, murmelte er dem Hund zu. »Könnte das wirklich möglich sein?«
Dann gab er sich den Nachwirkungen des edlen Chardonnay hin und schlief ein.
18.
Pitt und Giordino brachen am nächsten Tag mit einem Citation-Jet der NUMA nach Managua auf. Dort stiegen sie in eine Linienmaschine um, eine in Spanien gebaute Cassa 212 mit Turbo-Prop-Motoren, mit der sie in einer Stunde und zehn Minuten über Berge und Tiefland zum Karibischen Meer und danach die so genannte Mosquitoküste entlang nach Bluefields flogen. Sie hätten auch auf direktem Weg mit dem NUMA-Jet dorthin gelangen können, aber Sandecker hielt es für besser, wenn sie wie gewöhnliche Touristen anreisten und möglichst wenig auffielen.
Die untergehende Sonne tauchte die Berggipfel im Westen in pures Gold, die Osthänge hingegen lagen bereits im Schatten. Pitt konnte sich kaum vorstellen, wie man durch derart schwieriges Gelände einen Kanal bauen wollte. Und dennoch war man im neunzehnten Jahrhundert und auch früher schon immer der Meinung gewesen, dass Nicaragua weitaus besser für eine Kanalverbindung zwischen den beiden Weltmeeren geeignet war als der Isthmus von Panama. Das Klima war gesünder, das für die Streckenführung vorgesehene Terrain ließ sich leichter durchstechen, und außerdem läge der Kanal dreihundert Meilen näher an den Vereinigten Staaten – volle sechshundert immerhin, wenn man die Hin- und Rückfahrt über Panama bedachte.
Nachdem ein erster Versuch gescheitert war, bemächtigte sich wie stets, wenn historische Entscheidungen von großer Tragweite anstehen, die Politik des Projekts und traf prompt die falsche Wahl. Panama verfügte über einflussreiche Fürsprecher, die alles daran setzten, um ihr Projekt durchzupauken, und gleichzeitig die Beziehungen zwischen Nicaragua und der
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