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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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fühlte es sich so an.
    Stöhnend bedeckte sie die Augen mit ihren schlanken, kräftigen Händen und schwor im Stillen, nie wieder diesen selbstgebrannten Rübenschnaps zu trinken, den Larea verkaufte und den der Wirt frecherweise als besondere Spezialität anpries. Behutsam stellte sie den umgestürzten Krug wieder aufrecht hin und wollte sich gerade auf ihre Strohmatratze zurücksinken lassen, als ein lautes Pochen an ihrer Tür ertönte. Jeder Schlag dröhnte in ihren Ohren und sandte weitere Wellen von Pein durch ihren Schädel, also schrie sie: »Ja! Ja, verdammt, ich komme!«
    Mit vorsichtigen Schritten durchquerte sie das kleine Zimmer, das sie seit einigen Monden bewohnte, und ließ den Blick über ihre verstreute Kleidung wandern. Sie konnte sich nicht erinnern, einen solchen Hut zu besitzen, und für einen panischen Augenblick schaute sie zurück zu ihrer Bettstatt, doch offensichtlich lag dort kein anderer, und sie war alleine in ihre Unterkunft getorkelt, auch wenn ihre Erinnerung an diesen Teil des Abends bereits sehr verschwommen war. Einen Seufzer der Erleichterung ausstoßend, öffnete sie die Tür und entging nur knapp der Faust des vierschrötigen Mannes, der plötzlich auf sie eindrang, wobei er sie übel beschimpfte.
    »Hure! Schlampe! Falschspielerin! Ich schlag dir die Zähne ein, ich breche dir das Genick, du verfluchtes Weib!«
    Verwirrt duckte sich Flores unter einem weit ausholenden, rechts geführten Hieb des Bärtigen weg und blockte seine Linke mit den hastig erhobenen Armen. Doch der bullige Kerl ließ nicht von ihr ab, sondern versuchte sie am Kragen ihres Hemdes zu packen, das sie gestern Nacht offensichtlich nicht mehr ausgezogen hatte. Oder nicht mehr hatte ausziehen können, wie sie eher vermutete. Mehr aus Gespür als bedacht, sprang sie zurück und schlug seine Hände zur Seite, wobei sie rief: »Was, bei den Dunkelgeistern, willst du von mir? Wer bist du überhaupt?«
    »Wer ich bin? Wer ich bin?«, brüllte der Mann entgeistert. »Ich bin der Spieler, den du gestern betrogen hast! Du hast mein ganzes Geld gestohlen, du Luder!«
    »Geld?«, fragte Flores verwirrt, und vor ihrem inneren Auge tanzten mit einem Mal Fetzen von Erinnerungen. Sie sah sich selbst mit einem großen, breitkrempigen Hut auf dem Kopf und Karten in der Hand und noch mehr von diesem dreimal verdammten Dreckszeug trinkend.
    »Jawohl, Geld! Den ganzen Lohn von zwölf Tagen, du Schlampe! Ich schlage deine hübsche Fresse zu Brei, bis dich keiner mehr auch nur mit dem Hintern anschaut!«, lärmte der Mann und warf sich wieder auf sie. Diesmal war Flores vorbereitet. Auch wenn ihr das Gelage von gestern noch in den Knochen steckte, leiteten sie ihre Instinkte und geschulten Reaktionen, und sie packte die auf sie zuschnellende Rechte ihres Angreifers, duckte sich unter die Gerade und riss seinen Arm über ihre Schulter, wobei sie sich nach vorn stemmte. Schreiend flog der große Mann über sie hinweg und krachte auf den staubigen Holzboden. Bevor er sich wieder aufrappeln konnte, war Flores über ihm, rammte ihm den rechten Ellenbogen in die Magengrube und presste den linken Unterarm auf seine Kehle, während er von dem Schlag noch würgte.
    »Hör zu, du Witzbold: Ich habe dich nicht betrogen. Ich kann das gar nicht. Und selbst wenn, gestern war ich viel zu besoffen, um so etwas zu tun, klar?«, zischte Flores ihm ins Gesicht.
    »Mein Geld, wovon soll ich jetzt leben?«, wimmerte der Mann, doch Flores blieb kalt: »Spielschulden sind Ehrenschulden, mein Freund!«
    Mit einem Aufschrei bäumte der Kerl sich urplötzlich auf und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Obwohl sie mit dem Schlag mitging, explodierten Sterne vor Flores’ Augen, und ihre schlimmen Kopfschmerzen wurden ins Unerträgliche gesteigert. Mit zusammengebissenen Zähnen taumelte sie fast blind zurück, konnte dem Tritt des Angreifers gegen ihr Knie aber gerade noch durch einen Sprung entgehen. Wütend machte sie einen Satz nach vorne, sobald sich ihre Sicht wieder geklärt hatte, und ließ einen gnadenlosen Hagel von Schlägen auf den Mann niederprasseln, der wenig mehr tun konnte, als sein Gesicht zu schützen.
    Jede Gegenwehr erstickte sie mit Schlägen, bis sie ihn wieder zu Fall brachte. Sofort war sie über ihm und prügelte weiter auf ihn ein, bis er sie anflehte aufzuhören: »Nein, bitte, nein, nicht!«
    Erst dann ließ sie schwer atmend von ihm ab, blieb aber weiter mit erhobener Faust auf seiner Brust knien. Erst als sie merkte, dass er

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