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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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bratendem Speck ihn erreichte, lief ihm das Wasser im Munde zusammen, aber er traute sich nicht, in seinem Beutel nach etwas zu essen zu kramen, denn die Bewegung hätte bemerkt werden können, falls die Stoffballen sich dabei bewegt hätten.
    Also blieb er ruhig liegen und wartete ab. Früher oder später würden sie schon wieder Halt machen. So rumpelte der Wagen mit seinem heimlichen Passagier über den Karrenweg, den die Einwohner hier wohl stolz eine Straße nannten, obwohl er dem Dyrier kaum besser als ein Trampelpfad erschien. Zwischen den Stoffballen war die Luft muffig und stickig, und dauernd geriet Sargan Staub in die Nase, doch er presste mit den Fingern den Nasenrücken zusammen und verhinderte so ein Niesen. Während der Fahrt sprachen seine unfreiwilligen Gastgeber kaum, und wann immer Sargan vorsichtig zwischen den Ballen hervorspähte, sah er nur schweigende Gestalten, die neben oder hinter dem Wagen einherstapften. So verging der Tag, während Sargans Magen sich immer ungehaltener wegen der schlechten Behandlung beschwerte.
    Erst mit Anbruch der Nacht wurde die Fahrt für ein kurzes Mahl unterbrochen, nur um dann wieder fortgesetzt zu werden, was Sargan beinahe ein leises Stöhnen entlockt hätte. Können diese Bastarde nicht müde werden wie gewöhnliche Menschen?, fragte er sich in Gedanken und musste dann grinsen. Ein Blick zwischen den Ballen hervor zeigte ihm, dass sie inzwischen im Wald waren. Um Teremi herum gab es einen breiten Streifen bewirtschaftetes und gerodetes Land, aber dies hatten sie anscheinend bereits hinter sich gelassen und fuhren nun durch den dunklen Forst.
    Plötzlich gab es einen Ruck, als der Karren über ein Hindernis rollte. Alarmiert spürte Sargan, wie die Stoffballen über ihm verrutschten. Zwei hielt er fest, doch der dritte fiel zur Seite und eröffnete ihm einen Blick auf den bewölkten Himmel, von dem er einen Streifen zwischen den Wipfeln der Bäume erkennen konnte, die rechts und links des Weges standen. Mit geschlossenen Augen sandte Sargan ein Stoßgebet zu Agdele, doch seine Glückssträhne endete mit dem Ruf eines Zwerges.
    »Die Stoffe! Wartet, ich richte das.«
    Noch war Sargan verborgen, aber wenn der Zwerg über die vorderen beiden Ballen hinweg sah, dann würde er ihn ohne Zweifel sehen. Vorsichtig glitt Sargans Hand zu den Dolchen, die in seinem Gürtel steckten, und er packte mit zwei Fingern einen der Griffe. Immer noch hoffte er, dass der Zwerg vielleicht achtlos den Ballen auf die anderen werfen würde, doch die Gründlichkeit des Kleinen Volkes war nicht umsonst bekannt, und auch dieser Zwerg wollte seine Aufgabe richtig machen. Sein breites, bärtiges Gesicht schob sich in Sargans Sichtfeld, und der Mensch zögerte keinen Augenblick, als er den überraschten Ausdruck sah. Aus dem Liegen schnellte er empor und trieb dem Zwerg die Klinge in den Hals. Dieser fiel nach hinten, furchtbar gurgelnde Geräusche von sich gebend, und Sargan stieß ihn vom Wagen, während er aufsprang. Ein Schrei ertönte, doch er scherte sich nicht darum, sondern sprang zwischen die noch verwirrten Zwergenkrieger, die hinter dem Wagen her marschierten. Ohne Zeit und Atem für einen Angriff zu verschwenden, rannte er los, wobei er einen Zwerg zu Boden stieß. Dann lief er so schnell er nur konnte den Pfad entlang. Die Dunkelheit kam ihm zugute, denn in ihr konnte er sich verbergen, wenn er erst einmal ein wenig Abstand gewonnen hatte.
    Hinter ihm ertönten Rufe und Flüche, doch er kümmerte sich nicht darum, bis plötzlich ein lautes Sirren erklang und ihm ein feuriger Schmerz ins Bein fuhr. Mit einem Aufschrei stürzte er zu Boden, wobei ihm ein Gedanke durch den Kopf ging: Wer hätte gedacht, dass es mich auf einer schmutzigen Straße in Ardoly erwischen würde?

 
21
    Es war eine harte Nacht gewesen, und der Morgen versprach kaum angenehmer zu werden. Nach dem schweren Sturm des gestrigen Tages hatte das Wetter eine große Veränderung durchgemacht, und die Sonne schien nun gleißend vom Himmel.
    Mit einem unwilligen Brummen rollte Flores cal Dabrân sich wieder herum und zog sich die Decke über den Kopf, als einer der Strahlen ihr Gesicht erreichte und ihre Kopfschmerzen weiter anfachte. Dabei rutschte ihr Fuß aus dem Bett und stieß gegen einen tönernen Krug, der mit unerträglichem Lärm umstürzte. Fluchend richtete die Wlachakin sich auf und warf einen Blick auf die Bescherung, während ihr gleichzeitig glühende Lanzen in die Stirn gerammt wurden. Zumindest

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