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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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habe gerade einen Gaul verkauft, der mir eh nicht gehörte. Lass uns was essen, ja? Ich lade dich ein. Ich bin furchtbar hungrig«, schlug Nati vor, und Flores nickte. Doch zunächst sollte sie sich wohl vollständig ankleiden.
    Um an ihren Schwertgürtel zu gelangen, musste sie über das Bett klettern, und als sie ihre Klinge sah, fiel ihr mit einem Mal ein, warum sie gestern überhaupt mit dem Trinken angefangen hatte. Plötzlich ließ sie sich kraftlos auf die Matratze sinken, stöhnte und legte die Hände vors Gesicht: »Er ist tot, Nati«, sagte sie gepresst.
    »Nein, er ist vollkommen verrückt, aber tot ist er wohl nicht«, erwiderte Natiole lächelnd.
    Flores hob den Kopf und sah ihn erstaunt an. »Man hat mir erzählt, dass er verhaftet wurde! Und Zorpad hat ihn gewiss nicht am Leben gelassen!«
    »Du weißt, was man zu sagen pflegt, oder? ›Die Hunde bellen, die Karawane zieht vorbei‹«, erwiderte Natiole grinsend.
    »Ja, klar, hör nicht auf das Geschwätz der Leute, ich weiß! Aber …«
    »Ich habe ihn getroffen, frei und quicklebendig«, fuhr der Kämpfer fort, doch Flores unterbrach ihn mit einer Tirade von Flüchen.
    »Das sieht ihm ähnlich! Dämlicher Schwachkopf! Wenn ich ihn in die Finger bekomme, dann wird er sich wünschen, dass Zorpad ihn erwischt hätte! Blöder, närrischer, unfassbar dummer …«, sagte Flores, die nach Worten suchte, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, wobei ihr gleichzeitig Tränen in die Augen traten.
    »Ja, genau das habe ich auch gedacht«, antwortete Natiole lachend. »Komm, ich erzähle es dir bei einem guten Frühstück. Und zieh deine Hose richtig herum an, was sollen die Leute von dir denken?«
    Verwirrt blickte Flores an sich herab und stellte fest, dass sie in der Tat ihre Hose verkehrt herum anhatte. Nachdem sie diesen Umstand behoben hatte, brachen die beiden auf und gingen zu Lareas Schänke, auch wenn in Flores undeutliche Erinnerungen daran aufstiegen, dass ein Teil der Einrichtung ihr gestriges Gelage nicht überlebt hatte.
    Während Natiole Rührei mit Speck und warmes Brot in sich hineinschaufelte, als habe er tagelang nichts gegessen, begnügte Flores sich mit ein wenig Wasser. Ein aufgebrachter Wirt hatte sie mit den Kosten für einen neuen Tisch und für drei Stühle konfrontiert, die wohl zu Bruch gegangen waren, aber Natiole hatte den Betrag mit einem Grinsen bezahlt, sodass sie jetzt doch noch in Ruhe essen konnten.
    Vorsichtig nippte Flores an ihrem Becher mit Wasser, aber selbst das stimmte ihren Magen unwillig und ließ ihn rebellieren. Also ließ sie das Glas stehen und versuchte den Geruch des Rühreis mit Speck auszublenden, während sie Natioles Geschichte lauschte, die er zwischen einzelnen Bissen leise erzählte.
    »Ich habe ihn getroffen, nördlich von Orvol. Ich habe mich dort bei befreundeten Bauern verborgen, nachdem Zorpads Schergen in der Stadt plötzlich alle sicheren Orte aufgespürt hatten. Eine Gruppe von ihnen hat mich bis in die Wälder verfolgt, aber vor Orvol konnte ich sie abhängen und bin dann auf dem Hof untergekommen. Und was denkst du, wer dort ankam?«
    »Sten?«
    »Richtig. Aber nicht allein. Er hatte … Freunde dabei.«
    »Freunde?« , erwiderte Flores zweifelnd.
    »Trolle«, flüsterte Natiole mit einem vorsichtigen Blick quer durch den leeren Schankraum. Der Rebell wirkte, als fürchtete er, dass die Wände das Gespräch belauschen könnten.
    So wird man, wenn man immer auf der Flucht ist, dachte Flores mitleidig, doch dann bemerkte sie erst, was sie da gerade gehört hatte.
    »Trolle? Machst du dich über mich lustig, Nati?«
    »Nein! Wenn ich es doch sage! Riesige Ungeheuer, dunkel, mit solchen Hauern und Pranken!«, erklärte der Wlachake, während er mit seinem Holzlöffel in der Luft herumfuchtelte, um die Größe der Trolle darzustellen.
    »Trolle? Echte Trolle? Groß, böse, Menschenfresser?«, erkundigte sich Flores ungläubig.
    »Ja! Sie wollten die Bauern fressen, aber Sten hat sie aufgehalten.«
    »Falls du mich doch verarschst, Nati, dann breche ich dir mehr als nur einen Arm«, drohte Flores, obwohl sie sicher war, dass der geübte Kämpfer aufgrund ihres angeschlagenen Zustands im Augenblick locker mit ihr fertig werden würde.
    »Wenn ich es doch sage! Also, Zorpad hat Sten an den Wald gegeben …«, begann Natiole wieder, doch Flores unterbrach ihn.
    »Dieser dreimal verdammte Mistkerl, man sollte ihm die Haut abziehen!« Dann bemerkte sie Natioles warnenden Blick und beruhigte sich

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