Die Trolle
schrieb seinen Namen oder versuchte es zumindest. Die anderen drei Trolle bestürmten den Dyrier, ihre Namen ebenfalls in die Erde zu ritzen, bis auf Pard, der immer noch wütend zu sein schien, auch wenn Sten bemerkte, dass der große Troll ihnen ganz genau zuhörte.
Schon bald saßen vier Trolle auf dem Boden und lernten, ihre Namen zu schreiben, als wären sie halbwüchsige Schüler und Sargan ihr milder Lehrer. »Schon bald können vier von fünf Trollen ihren Namen schreiben«, flachste Sargan, »das ist weitaus mehr als bei mir in der Heimat!«
»Ja«, stimmte ihm Sten zu und dachte an Wlachkis, doch dann rief er nach einem Blick auf den sich langsam erhellenden Himmel: »Die Sonne geht bald auf!«
Sofort schauten die Trolle auf und brachen ihre Unterrichtsstunde ab. Gemeinsam begaben sie sich zur Ruhe und warteten ab, während Sargan ihnen verwirrt zuschaute. Die Veränderung der Trolle, als die Sonne schließlich ganz aufging, musste für ihn überraschend sein.
Sten hingegen war das Bild mittlerweile vertraut, und er fand den Wandel nicht sonderlich bemerkenswert. Sie erschlafften ein wenig, und Sten hatte das Gefühl, dass sie friedlicher aussahen, aber vermutlich war das nur Einbildung. Mit einem Seufzen wandte er sich an Sargan.
»So. Wer seid Ihr und woher kommt Ihr?«
»Äh, was?«, fragte der Rothaarige verwirrt und riss den Blick von den Trollen los. »Schlafen sie?«
»So etwas in der Art. Meine Frage?«
»Sargan. Ich komme aus Masya, aber das habe ich Euch doch schon erzählt.«
Sten betrachtete den Mann misstrauisch und gab zu bedenken: »Hätte ja sein können, dass Ihr wegen der Trolle gelogen habt.«
»Niemals«, verneinte Sargan entrüstet. »Die Wahrheit ist das teuerste Gut des Schreibenden!«
»Vermutlich«, antwortete Sten wenig überzeugt. »Erzählt mir bitte noch einmal die Geschichte, wie Ihr in die Hände der Zwerge geraten seid.«
»Nun, ich hatte mich entschieden, auch über das Kleine Volk zu schreiben. Ich kam über den Erköl-Pass nach Ardoly, reiste erst nach Turduj und von dort mit einem Boot auf dem Magy bis nach Teremi. Durch einen Zufall erspähte ich dort diese Karawane von Zwergen, die ich natürlich sofort ansprach. Es ist ja bekanntermaßen nicht einfach, Zwerge zu treffen. Es sei denn, man hat Kontakte.«
»Die Zwerge waren in Teremi? Wo genau?«, erkundigte sich Sten, dessen Neugier nun vollständig geweckt war.
»Nun, in dieser düsteren Feste, wie immer man sie auch nennt.«
»Zorpads Burg!«
»Ja, genau, das ist der Herr der Feste.«
»Was haben die Zwerge dort gemacht? Wisst Ihr das?«
»Nein, aber ich glaube, sie haben gehandelt. Jedenfalls denke ich, dass der Wagen voll war, als sie kamen. Die Zwerge haben sich darüber unterhalten. Ich spreche ihre Sprache ein wenig«, bemerkte Sargan mit Stolz in der Stimme.
»Aber jetzt waren nicht wirklich kostbare Waren darauf geladen«, sinnierte Sten, »ein wenig Stoff, Vorräte, nichts, wofür man von den Bergen nach Teremi reisen würde.«
»Nein, nicht wirklich. Aber um zu meiner Geschichte zurückzukehren … Also, ich sprach die Zwerge an. Erzählte ihnen von meinem Werk, fragte sie ein wenig aus und so weiter. Irgendwann fragte ihr Sprecher mich, was ich denn schon alles über sie wisse, und als ich sodann aus dem Nähkästchen plauderte, wurden sie ungehalten – und zack!« Sargan imitierte eine schnelle Schlagbewegung. »Sie schlugen mich nieder und verstauten mich auf ihrem Wagen wie ein Stück Vieh! Könnt Ihr Euch das vorstellen?«
»Nicht gefesselt?«, wollte Sten wissen.
»Nein, aber eine Wache hatte immer ein Auge auf mich. Sehr unangenehm!«
»Das glaube ich gern. Und letzte Nacht …?«
»Waren sie einen Moment unaufmerksam. Jetzt oder nie, dachte ich, denn ich befürchtete, dass sie mich in die Zwergenbingen verschleppen würden, und wusste ja nicht, wie lange die Reise überhaupt noch gehen würde. Dann der Bolzen, Euer Auftauchen und diese bemerkenswerten Kreaturen hier«, erklärte Sargan mit einem Blick zu den Trollen.
»Äußerst bemerkenswert«, pflichtete Sten ihm bei, »und jetzt müsst Ihr Euch sputen.«
»Sputen? Wir brechen auf? Aber sie schlafen doch? Sollen wir sie wecken?«, fragte der kleinere Mann verwirrt.
»Nein. Nur Ihr brecht auf. Am besten geht Ihr nach Osten, bis Ihr wieder zur Straße kommt, und dann reist Ihr nach Süden, nach Teremi. Von dort aus würde ich weiterreisen, Teremi ist ein sehr unsicheres Pflaster«, riet Sten und dachte: Zumindest wird es
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