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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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trägt!«
    »Ihr seid mutig, und ich bewundere das. Dennoch, Ihr würdet mir eine Freude machen, wenn Ihr ein wenig zurückhaltender wäret und Euch mehr Gedanken um Euch und Euer Wohlergehen machen würdet.«
    Leicht verwirrt nickte Viçinia und antwortete scheinbar versöhnlicher: »Eure Sorge ehrt Euch, Nemes Sciloi. Ich werde Eure Worte bedenken.«
    »Mehr verlange ich nicht, Herrin Viçinia. Gehabt Euch wohl«, verabschiedete sich die Szarkin mit einer Verbeugung und verließ das Zimmer. Sobald die Tür zugefallen war, hörte Viçinia, wie ein Schloss einrastete und sie nun endgültig zu einer Gefangenen machte. Ungehindert ließ sie ihrem hilflosen Zorn endlich freien Lauf.
    »Verfluchtes Miststück!« Am liebsten hätte sie gegen die Wände ihres Gefängnisses geschlagen, doch ein ängstlicher Laut lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Mirela, die auf ihrem Lager saß und sie mit großen Augen anstarrte.
    »Meint Ihr mich, Herrin?«
    »Was? Ach nein, Sciloi meine ich«, erwiderte Viçinia wütend.
    »Aber Nemes Sciloi ist doch nett zu Euch, Herrin, anders als die anderen«, befand Mirela, was ihr einen düsteren Blick von der Wlachakin einbrachte.
    Du kleine Schlange, dachte Viçinia erbost. »Und zu dir? Ist sie da auch nett?«, fragte sie bitter, was Mirela eifrig nicken ließ.
    »Ja, das ist sie, Herrin. Die anderen schlagen mich manchmal und sagen schlimme Dinge zu mir, aber nie, wenn Nemes Sciloi dabei ist.«
    »Du bist eine Szarkin, so wie sie, nicht wahr?«, erkundigte sich Viçinia.
    »Ja, Herrin. Aber auch die anderen Diener reden nur gut von ihr«, antwortete die Zofe.
    »Nun, sie behandelt auch mich stets mit Respekt«, gab Viçinia zu.
    Mirela lächelte Viçinia schüchtern an, die ihr ein gezwungenes Lächeln schenkte.
    »Sie scheint sich um mich zu sorgen«, erklärte die Wlachakin der Zofe.
    »Ja«, erwiderte diese schlicht.
    »Und sie findet keinen Gefallen an den Spielen ihres Herrn. Selbst eben, bei diesem grausamen Schauspiel …«, begann Viçinia, ließ den Satz jedoch unvollendet.
    »Es heißt, dass sie keine Freude an den Kämpfen in der Grube hat«, erläuterte Mirela, und Viçinia dachte: Woher weißt du, dass ich bei der Bärengrube war? Laufen die Gerüchte so schnell in dieser Burg?
    »Es war furchtbar, Mirela, sie haben ihn einfach so getötet«, sagte Viçinia tonlos, wobei sie selbst nicht genau wusste, warum sie ihrer Dienerin davon erzählte.
    »Der arme Schuster«, entfuhr es Mirela, und Viçinia nickte.
    »Sein Name war Giorgas. Er war ein guter Mann«, meinte sie.
    Mirela stimmte ihr zu: »Gewiss, Herrin.«
    Die Gedanken an Giorgas, an Sten, an Zorpads Pläne waren unerträglich. Verzweifelt warf sie sich auf ihr Lager und hätte ihren Tränen freien Lauf gelassen, wenn sich Mirela nicht geräuspert hätte. So richtete Viçinia sich wieder auf. »Mirela, komm bitte her«, bat sie ihre Zofe, die ihr pflichtbewusst gehorchte. »Kannst du meine Gemächer verlassen, oder bist du hier ebenfalls eingesperrt? Ich bin ein bisschen … hungrig … und würde gern frühstücken«, log Viçinia, die einen Vorwand suchte, die Zofe aus ihrer Kemenate zu schicken.
    Mit einem schüchternen Nicken schritt Mirela zur Tür und klopfte, woraufhin ein Krieger in Zorpads Farben ihr öffnete und sie passieren ließ.
    In dem dämmrigen Licht lag Viçinia auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Schuster? Woher wusstest du von dem Schuster?, rätselte die Wlachakin. Selbst wenn die Gerüchte sich in dieser Geschwindigkeit von der Bärengrube bis in ihr eigenes Gemach verbreitet hatten – wer konnte wissen, dass der Kämpfer in der Grube ein Schuster war? Es sei denn, ja, es sei denn, du kanntest seinen Namen und seinen Beruf schon vorher. Aber woher?, wunderte sich die Wlachakin und überlegte weiter.
    Die Zofe war ihr sicher nicht grundlos zugeteilt worden, vermutlich berichtete sie Sciloi Kaszón alles, was sie über Viçinia in Erfahrung bringen konnte. Sciloi, die ebenfalls Szarkin war und von der man munkelte, dass sie Auge und Ohr ihres Herrn war. Einzig und allein die Tatsache, dass Mirela an diesem Morgen keinen Kontakt mit Sciloi gehabt haben konnte, machte die Wlachakin stutzig. Schließlich war Sciloi ihr die ganze Zeit über nicht von der Seite gewichen.
    Das musste bedeuten, dass ihre Dienerin den Namen des Mannes und seinen Beruf schon vorher gekannt hatte. Aber wie ist das möglich?, fragte sich Viçinia verwirrt, doch dann erkannte sie die ganze, furchtbare Wahrheit: Es gab einen

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