Die Trolle
eigenen Rüstkammer, und er hatte die freie Wahl.« Grinsend wies er auf den gerüsteten Schuster, als sei dieser ein Ackergaul, den er auf dem Viehmarkt verkaufen wollte. Doch dann verhärteten sich seine Züge. »Schickt Avram hinein!«, befahl er laut, und unter ihnen öffnete sich eine weitere Tür.
Der Waffenmeister trat in das Rund und ging mit festen, entschlossenen Schritten auf Giorgas zu. Der erfahrene Krieger trug eine metallene Rüstung, die seinen Leib von Kopf bis Fuß schützte. Die Eisenschuhe wirbelten die Sägespäne auf, mit denen der Boden der Arena bedeckt war.
Noch nie zuvor hatte Viçinia eine solche Rüstung gesehen, deren Metall dunkelgrau schimmerte. Am Torso trug Avram ein ledernes Hemd, auf das überlappend handtellergroße Metallschuppen genäht waren. An der Hüfte teilte es sich in zwei Streifen und schützte so auch noch die Beine bis über die Knie. An den Unterschenkeln trug der Masride metallene Beinschienen, ebenso an den Unterarmen, während der Hals und die Schultern von einer Stahlkrause geschützt wurden, von der Kettengeflecht bis über die Oberarme hing. Den Abschluss bildete ein schwerer Helm, dessen Visier nur einen schmalen Sichtspalt ließ. In der Rechten trug der Veteran einen schweren Streitkolben mit scharfen Spitzen, die im Schein der Fackeln gefährlich funkelten. In der Linken hielt er scheinbar mühelos einen schweren, langen Metallschild.
»Beeindruckend, nicht wahr?«, flüsterte Zorpad Viçinia zu und beobachtete genau ihre Reaktion.
»Was, bei den Dunkelgeistern, soll das alles?«, fragte die Wlachakin giftig zurück.
»Dies, werte Viçinia, ist die Zukunft. Meine Krieger werden von heute an mit den besten Rüstungen und Waffen in die Schlacht ziehen. Und jetzt schweigt und genießt das Spektakel!«, befahl Zorpad und nickte Avram zu, der grüßend die Waffe hob und breitbeinig eine kampfbereite Stellung einnahm. Sofort hob Giorgas abwehrend seinen Schild, doch sein Gegner schien nur abzuwarten und umkreiste den Wlachaken langsam, bis dieser die Nerven verlor und auf den Masriden einstürmte. Obwohl Giorgas Schuster war, hatte er früher wohl Erfahrung im Umgang mit Waffen sammeln können, das erkannte Viçinia sofort, die selbst eine formale Ausbildung mit dem Schwert erhalten hatte. Die Schläge des Wlachaken kamen hart und gezielt, und er trieb Avram vor sich her, der jedoch Hieb um Hieb mit seinem Schild parierte. Zweimal durchdrang Giorgas die Deckung des Waffenmeisters, doch beide Male prallten seine kräftigen Schläge an der dicken Panzerung des Masriden ab.
Entzückt lächelte Zorpad und zwinkerte Viçinia zu: »Habt Ihr gesehen? Ein guter Treffer, aber er zeigt einfach keine Wirkung!«
Doch die Wlachakin beachtete ihn nicht, sondern starrte nur auf das tödliche Schauspiel, das unter ihnen stattfand. »Sein Auge«, rief sie Giorgas zu, »sein linkes Auge ist blind!«
Tatsächlich schien der Wlachake dies zu hören, denn er umkreiste seinen Feind und versuchte auf dessen linker Seite zu bleiben, auch wenn dort dessen Schild schwerer zu überwinden war. Eine der Wachen griff nach Viçinias Haar und riss ihr den Kopf schmerzhaft zurück. Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte Viçinia einen Schmerzensschrei, dann zischte Sciloi: »Lass sie!«
Der Krieger lockerte den Griff jedoch erst, nachdem er einen Blick zu seinem Herrn geworfen hatte, der gnädig nickte. Viçinia warf dem Soldaten einen mörderischen Blick zu. Dann sah sie wieder hinab in die Grube, in der Giorgas die Schwäche des Waffenmeisters ausnutzte und ihn durch schnelle Angriffe und Vorstöße auf dessen linke Flanke bedrängte. Wieder und wieder landete der Wlachake Treffer, doch schienen diese keine Wirkung zu haben, denn Viçinia sah nirgends Blut fließen. Auch schien der Masride in seiner Verteidigung nicht beeinträchtigt zu sein.
»Genug geplänkelt, Avram!«, rief Zorpad unvermittelt, und mit einer plötzlichen Serie von harten Schlägen löste sich der Waffenmeister aus der Defensive. Noch immer blieb der Schuster auf dessen linker Seite, doch nun war er es, der schweren Hieben auswich oder sie mit seinem Schild parierte. Drei Schläge trafen in schneller Folge den metallverstärkten Holzschild. Unter dem dritten splitterte der Schild, und Giorgas wurde zurückgeschleudert. Verzweifelt hieb der Wlachake in die Richtung seines Gegners, der jedoch den Schlag mit seinem Schild ablenkte und den Streitkolben ein weiteres Mal hinabsausen ließ. Mit einem ohrenbetäubenden
Weitere Kostenlose Bücher