Die Trolle
erkundigte sich Roch, und der Wlachake nickte: »Ich muss allein gehen.« Innerlich seufzte Sten. Es würde ohnehin schwierig genug sein, die Trolle irgendwie in die Stadt zu bekommen, geschweige denn, sie ohne Hilfe hineinzuschmuggeln. Zudem war er sich eigentlich sicher, dass die gewaltigen Kreaturen in Teremi wenig ausrichten konnten, denn sie waren viel zu auffällig und am Tage zu hilflos, als dass man eine Entdeckung riskieren konnte.
Aber die Trolle würden niemals zulassen, dass er allein nach Teremi ging, das hatte Druan deutlich gemacht. Also galt es, irgendwie in die Stadt zu gelangen und ein Versteck zu finden, in dem sie sicher waren, während Sten sich um all die Dinge kümmern würde, die sie in Zorpads Hauptstadt führten. Keine Frage, es gab in Teremi mehr als genug für den Rebellen zu tun. Während er noch Pläne schmiedete, riss ihn Pard unsanft aus seinen Gedanken. »Gefällt mir nicht.«
»Es gibt wohl kaum einen anderen Weg«, erklärte Sten geduldig. »Ihr kommt nicht einfach so in die Stadt. Und wenn man euch entdeckt …«
»Dann schlagen wir uns durch die Menschen!«
»Zorpad hat viele Soldaten. Und es gibt viele Magier in Teremi. Ihr würdet sterben.«
Wütend kniff der gewaltige Troll die Augen zusammen: » Sie würden sterben!«
»Einige sicherlich. Aber viele Hunde sind des Hasen Tod«, stellte Sten trocken fest.
Die anderen Trolle hatten inzwischen auch ihre Sachen gepackt und warteten auf den Wlachaken und auf Pard, die sich in die Augen sahen. Obwohl ihm unter dem hasserfüllten Blick des Trolls mulmig wurde, hielt Sten ihm stand. Wenn die anderen nicht da wären, dann würde er mich töten, war sich Sten sicher, jetzt und ohne den Anflug des Bedauerns. Zeit verstrich, doch dann rief Roch: »Kommt ihr endlich? Die Nacht dauert nicht ewig!«
Beide Kontrahenten ließen voneinander ab und gesellten sich zu den anderen Trollen, die langsam in den Wald marschierten. Nachdem sie einige Zeit gelaufen waren, fiel Sten auf, dass die Trolle auch in dieser Nacht überraschend ausdauernd waren, wenn man den Kampf bedachte, bei dem es doch mehr als nur eine tiefe Wunde gegeben hatte. Verwirrt beobachtete er Druan, den es am ärgsten getroffen hatte und der nun voranschritt, als wäre nichts Besonderes geschehen.
Schließlich wurde Sten von Neugier übermannt und fragte: »Wie geht es dir?«
Erstaunt sah ihn Druan an. »Gut. Warum?«
»Na ja, gestern Nacht dachte ich, dass es dich übler erwischt hat«, erklärte der Wlachake.
»Du meinst den Kampf?«, erkundigte sich Druan, und Sten nickte, »Kratzer.«
»Das waren keine Kratzer, du hast mehr als einen tiefen Schnitt abbekommen!«
»Ja, schon. Aber so was heilt doch schnell«, entgegnete der Troll mit einem Schulterzucken.
»Tatsächlich? Ein Mensch mit solchen Verletzungen wäre für lange Zeit nicht in der Lage, irgendetwas zu tun. Wenn er sie überhaupt überleben würde.«
»Es heilt schnell, vor allem über Tag. Hier, schau«, sagte Druan und zeigte Sten eine Narbe auf der breiten Brust. Mit weit geöffneten Augen starrte Sten auf die Narbe, die aussah, als wäre sie viele Jahre alt.
»Das ist von gestern?«, fragte er fassungslos.
»Ja«, antwortete Druan und fügte erklärend hinzu: »Eine Axt.«
»Bei den Geistern!«, entfuhr es Sten. »Ihr heilt wirklich schnell!«
Wieder zuckte Druan mit den Schultern. »Vielleicht heilt ihr Menschen ja auch langsam?«
Das brachte Sten zum Lachen. Aber dennoch wurde er wieder einmal daran erinnert, wie anders und fremdartig die riesigen Wesen waren, mit denen das Schicksal ihn zusammengewürfelt hatte. Als der neue Tag anbrach und die Trolle ein Versteck gefunden hatten, das einigermaßen sicher war, wurde es Zeit für Sten, sich auf den Weg nach Teremi zu machen. Mit einem letzten Blick auf die schlafenden Trolle schlug er sich ins Unterholz. Vielleicht sollte ich Pard jetzt töten, dachte der Wlachake noch, ich könnte ja sagen, dass es ein Unglück war und mir das Schwert ausgerutscht ist.
Aber natürlich tat er es nicht, sondern ging zügig Richtung Süden, wo hinter dem sanften Hügel die Felder um Teremi beginnen mussten.
Tatsächlich lag die Stadt jetzt unterhalb von Sten. Von seinem Aussichtspunkt in der Baumkrone einer alten Linde konnte er den Hügel hinab bis zu Zorpads Hauptstadt sehen, die sich nahe der Mündung der Reiba in den Magy befand. Findige Baumeister hatten von der Reiba aus einen Kanal bis zu den Mauern der Feste Remis gegraben und so einen Burggraben
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