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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Verräter unter den Wlachaken. Man war ihr nicht gefolgt, sondern man hatte ihr aufgelauert.
    So hatte Zorpad auch Sten gefangen nehmen können. Giorgas hatte ihr berichtet, dass die Soldaten Sten sofort erkannt und sich auf ihn gestürzt hatten, als ob sie gerade ihn gesucht hätten. Und das, obwohl der Rebell in Teremi kaum bekannt war, sondern meist weiter im Süden kämpfte, in den Ländereien von Dabrân. Doch meine Schuld ist kaum geringer, sie haben Giorgas getötet, weil ich zu ihm gegangen bin. Viçinia ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten und grub dabei ihre Nägel schmerzhaft in die Handflächen. Ich muss die anderen warnen, sie schweben alle in höchster Gefahr!, erkannte sie plötzlich und sprang auf, um das Fenster zu untersuchen. Schnell hatte sie den Rahmen mit dem Pergament herausgehoben, doch man hatte die Läden dahinter mit einem Vorhängeschloss gesichert.
    Vorsichtig spähte sie durch die Schlitze der Läden und sah unten im Hof eine Wache stehen, die sich an die Birke gelehnt hat und sich zu langweilen schien. Die Läden wären trotz Schloss einfach zu öffnen, da das einfache Holz einem harten Schlag vermutlich nichts entgegenzusetzen hatte. Nichtsdestotrotz war Viçinia dieser Fluchtweg versperrt, auch wenn der Wachtposten nicht gerade übereifrig wirkte. Ihr blieb nichts übrig, als sich einzugestehen, dass Zorpad ihr nicht viele Möglichkeiten gelassen hatte. Aber sie musste einen Weg finden, sie musste die Freien Wlachaken in Teremi vor dem Verräter in ihren eigenen Reihen warnen. Und sie musste ihrer Schwester mitteilen, was Zorpad plante.
    Wenn sie jetzt das Angebot des Masriden zum Schein annahm, würde er die anderen Geiseln als Faustpfand in Teremi behalten, und er würde sie grausam für jeden Verrat bestrafen. Niemals wird Ionna sich ihm unterwerfen, keiner unserer Verbündeten würde das wollen. Ich wäre frei, aber die anderen …, überlegte Viçinia und erinnerte sich an Giorgas. Ihr Tod würde ungleich schrecklicher sein.
    Zorpad war zu Taten fähig, die auch unter den kampferprobten Wlachaken Furcht und Schrecken verbreiteten, und nicht wenige waren lieber gestorben, statt in Gefangenschaft zu geraten. Gewiss auch S ten, hätte er eine Wahl gehabt. Sie hoffte, dass er nicht lange hatte leiden müssen.
    Mit Sten cal Dabrân war einer der wenigen Männer gestorben, die den Wlachaken noch Hoffnung gegeben hatten. Was würde wohl Flores empfinden? Und Natiole? Stens Tod war gewiss ein schwerer Schlag für sie beide. Und er lähmt mich, die Trauer gefriert mein Herz zu Eis, stellte die Wlachakin fest, als das plötzliche Gefühl des Verlustes ihr die Kehle zuschnürte und sich wie ein Dolch in ihre Brust grub, grausame, unerträgliche Schmerzen bringend. Obwohl sie dagegen ankämpfen wollte, wurde sie von der dunklen Gewissheit überwältigt, dass sie Sten niemals wiedersehen würde, und diesmal konnte sie die Tränen, die ihr über die Wangen liefen, nicht zurückhalten, so sehr sie es auch versuchte.
    In all den Monden, seit sie nach Teremi gekommen war, hatte es immer noch einen Streifen Hoffnung gegeben, einen Glauben an eine Zukunft, doch jetzt schien all dies vor ihren Augen zu Staub zu zerfallen. Ihr Volk wurde von einem Krieg bedroht, der unzählige Opfer fordern würde, ihre Schwester sah sich einem mächtigen Feind gegenüber, der vor keiner Gräueltat zurückschreckte, und wer sich ihm widersetzte, starb einen grausamen Tod, allen voran Sten, der Flüchtling aus Dabrân, der zum Zeichen des Widerstandes geworden war und zu dem Mann, den Viçinia liebte. Diese Erkenntnis, die sie sich selbst nicht eingestanden hatte, als er noch gelebt hatte, traf sie nun, da er tot war, wie ein Schlag, und sie weinte im düsteren Zwielicht ihres Zimmers, ohne auf etwas anderes zu achten.
    Als Mirela mit einem Tablett hereinkam, blickte Viçinia nicht einmal auf. Die Dienerin stellte das Essen auf den Tisch und floh dann hastig vor der Trauer ihrer Herrin.

 
27
    Die Sten erwartet hatte, zeigte sich Pard nicht gerade erfreut über Sargans Verschwinden. »Du kleiner, verdammter Miesling … gleich wirst du eine Menge Schmerzen kennen lernen, Menschlein!«
    Bedrohlich baute sich Pard auf und schritt langsam auf Sten zu. Jetzt könnte Druan einschreiten, dachte der Wlachake, während er entschuldigend mit den Schultern zuckte, doch es war Zdam, der sich zwischen Pard und Sten schob. Überrascht runzelte Sten die Brauen, denn Zdam war bisher sehr still gewesen und hatte nur selten

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