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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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geschaffen, der immer von frischem Wasser gespeist wurde. Von den Zinnen der Burg und von den Türmen wehten Zorpads Banner und verkündeten der Welt, dass ihr Herr in seiner Feste weilte.
    Beim Anblick der roten Banner mit der goldenen Sonnenscheibe und dem schwarzen Adler knirschte Sten mit den Zähnen. Doch im Augenblick konnte ihm sein Zorn auf den Herrn von Teremi wenig nutzen, also beruhigte er sich wieder und beobachtete gespannt Festung und Stadt. Auf den Mauern der Burg patrouillierten Wachen, aber Sten hatte nicht den Eindruck, dass es mehr als bei seinem letzten Besuch waren.
    Die Tore der Stadt waren geöffnet, und es gab einen regen Verkehr an Karren, Fußgängern und dem einen oder anderen Reiter. Aus manchen Schornsteinen der weiß getünchten Häuser kräuselte sich Rauch in den Himmel, und hier und da sah Sten Menschen auf den Straßen und in den Gassen, die ihrer Arbeit nachgingen oder geschäftig unterwegs waren. Der Magy floss gemächlich durch sein breites Bett. Zwar gab es am Hafen einige Betriebsamkeit beim Be- und Entladen der Frachtkähne, aber nichts davon war ungewöhnlich. Auch nach einiger Zeit des Beobachtens konnte Sten nichts Außerordentliches oder Besorgniserregendes feststellen. Teremi lag friedlich und ruhig zwischen den beiden Flüssen.
    Zorpad hätte ja wenigstens einen Feiertag ausrufen können, als er mich an den Wald gegeben hat, dachte Sten ironisch, oder ein wochenlanges Gelage feiern. Dann wurden seine Gedanken ernster. Irgendwo in dieser Burg ist Viçinia, nur durch ein paar Mauern von mir getrennt, überlegte der Wlachake, als er den Stamm des Baumes hinabkletterte und sich auf den Weg zur Straße Richtung Stadt machte.
    Sich an den Wachen vorbeizuschleichen war immer eine heikle Sache. Ein einsamer Reisender weckte gewöhnlich sofort ihren Argwohn, besonders wenn der Reisende auch noch bewaffnet war. Den Wlachaken waren bis auf wenige Ausnahmen alle Kriegsgerätschaften verboten, und ein Schwert ließ sich nur schwer am Mann verstecken.
    Also ließ Sten seine Waffe in einem Versteck im Wald und suchte sich auf der Straße eine kleine Reisegruppe von Wlachaken, denen er sich anschließen konnte.
    Es handelte sich um drei Bauern des Umlandes, die ihre Waren in der Stadt verkaufen wollten. Sie hatten sich zum Schutz vor den Gefahren einer solchen Reise zusammengeschlossen und fuhren nun mit einem Karren gemeinsam nach Teremi.
    Da seine eigene Kleidung ebenfalls die eines Bauern war, passte Sten gut zu ihnen, und sie hatten keinerlei Einwände gegen seine Anwesenheit. Während der Fahrt teilten sie Brot und Käse aus ihren Vorräten mit ihm, und der Krieger fragte sie vorsichtig nach Neuigkeiten aus. Allerdings wussten sie wenig, das ihm bedeutsam erschien. Falls sie bemerkten, dass er kein einfacher Bauer war, ließen sie es sich nicht anmerken.
    Trotzdem schwitzte Sten, als sie die Stadt erreichten und von den Wachen angehalten wurden. Die Soldaten erledigten nur schnell und routiniert ihre Aufgabe, untersuchten kurz die Wagen, stellten ein paar Fragen und winkten sie dann durch, was Sten aufatmen ließ. Der Anführer der Stadtwachen hatte ihn einige Herzschläge lang argwöhnisch gemustert, und Sten hatte schon befürchtet, dass er erkannt worden sei, aber das hatten seine überreizten Nerven ihm wohl doch nur vorgegaukelt.
    In der Stadt verabschiedete sich der Krieger von seinen Begleitern. Der älteste der Gruppe, ein vierschrötiger Mann mit einem ungepflegten Bart, schlug ihm herzlich auf die Schulter: »Also dann, Junge! Sichere Wege und viel Erfolg bei deinen Geschäften, was immer das für Händel sein mögen!«
    Sten bedankte sich höflich und wünschte den Bauern ebenfalls alles Gute. Als die drei weiter in Richtung des Marktes zogen, fragte er sich, ob sie ahnten, wer ihr Begleiter gewesen war. Zumindest war es sicherer für sie, die Unwissenden zu spielen.
    Ohne sich lange aufzuhalten, ging Sten ans Flussufer und zum Hafen hinunter und suchte die Reihen der Arbeiter dort nach einem bekannten Gesicht ab. Der Hafen war voller Menschen, und alle erweckten den Eindruck, höchst beschäftigt zu sein. Einerseits machte es das dem Rebellen einfach, unerkannt zu bleiben und nicht aufzufallen, andererseits musste er einige Zeit suchen, bevor er fündig wurde.
    Etwas abseits entdeckte er schließlich die Frau, die mit einigen anderen Hafenarbeitern auf einer Kiste saß und Mora spielte. Unauffällig schritt Sten in ihre Richtung und lauschte den Witzen und Sticheleien,

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