Die Trolle
Anwesenheit der Trolle fast vergessen zu haben. Doch dann fragte der Wlachake mit finsterer Miene: »Und warum vollziehen deine Brüder dann dunkle Rituale an dem Brunnen?«
»Was? Wir würden niemals …«, protestierte der Sonnenpriester, doch Pard packte das Fässchen mit dem Branntwein und zerdrückte es in seinen mächtigen Pranken, sodass der Priester von einem kalten Schwall Schnaps getroffen wurde.
»Lüg uns nicht an!«, donnerte der Troll und warf die Überreste des Fasses nach dem Priester, der schützend die Arme vor das Gesicht hob und vor Angst zu wimmern begann.
»Bitte, ich weiß nichts! Ich habe nichts getan! Bitte!«, schluchzte ihr Gefangener.
»Wie gelangen wir dort hin? Wie kommt man in die höheren Gebäude?«, fragte Sten grimmig, aber Imreg weinte nur still vor sich hin. Also packte ihn der Wlachake am Kragen und fragte noch einmal: »Wie kommen wir zum Schacht?«
»Es-es gibt Gänge, immer im ersten Stockwerk, die führen zu der nächsten Ebene. Bitte, nicht …«
Der kleine Priester hielt die Hände schützend vor den Kopf, als Sten ihn schließlich losließ. Bevor Imreg seine Hände wieder herunternehmen konnte, schlug ihm der Wlachake mit dem Knauf des Dolches vor die Schläfe, woraufhin der Sonnenpriester erschlaffte.
»Das wird seine morgigen Kopfschmerzen noch verschlimmern«, scherzte Sargan und tätschelte die Klinge. »Oder sollen wir …?«
»Schon gut«, meinte Sten. »Er ist harmlos, oder nicht?«
»Ja«, pflichtete ihm der Dyrier bei.
Doch Pard rief: »Er gehört zu den Magiern!«
»Wir haben eine Abmachung«, erinnerte Sten den Troll, »keine Toten, solange ich euch helfe.«
»Es stimmt, Pard«, beschwichtigte Druan den großen Troll. »Außerdem werden wir hoffentlich bald genug Priester treffen.«
»Eben«, stimmte Anda zu. »Genug zum Kämpfen für uns alle! Und genug Sonnenmagier zum Zerquetschen!« Damit schlug die Trollfrau die Faust laut klatschend in die offene Handfläche. Breit grinsend tat Pard es ihr gleich.
»Gut! Dann auf!«
Schnell war der bewusstlose Sonnenmagier mit einigen Streifen Stoff seiner eigenen Tunika gefesselt, dann schlich die Gruppe wieder hinauf in das ebenerdige Geschoss. Wieder nahm Sargan die Laterne und ging ein Stück voraus, doch das Kloster lag still und ruhig da. Sie nahmen die Treppe in den ersten Stock und bewegten sich zwei Korridore entlang grob in Richtung Felswand. Tatsächlich entdeckte Sargan bald einen breiten, nur grob bearbeiteten Tunnel, der tiefer in den Berg zu führen schien. Vorsichtig schlichen sie hindurch und erreichten eine kleine Eingangshalle, die mit polierten Bohlen ausgelegt war. Von dort aus gingen ein halbes Dutzend Flure ab. Sten fiel auf, in welchem Gegensatz das düstere Klosterinnere zu den Tempeln des Ordens stand, wo jede Wand und jeder Raum in Weiß getüncht war.
Nach kurzer Suche fanden sie eine kleine Treppe, die nach oben führte. Die Trolle warteten mit Sten am Fuß der Stufen, während Sargan die Lage auskundschaftete. Bald kehrte er zurück und berichtete: »Viele Schlafräume. Ich schätze, dass hier der Großteil der Brüder nächtigt. Also leise! Weiter hinten ist ein großes Portal, das verschlossen ist. Ich denke, das ist unser Ziel.«
Vorsichtig folgten sie dem Dyrier und schlichen durch die Korridore des Klosters. Hier waren die Wände nackt und zeigten nur die mächtigen dunklen Steinquader, aus denen das Gebäude errichtet worden war. Es gab keine Teppiche, keinen Wandschmuck, kaum Möbel und nur selten eines der hohen, schmalen Fenster. Selbst am Tag muss es hier finster sein, vermutete Sten, kaum ein passender Ort für den Albus Suna s .
Obwohl die Trolle gebückt gehen mussten, um nicht mit dem Kopf an die Decke zu stoßen, bewegten sie sich sehr leise und umsichtig. In ihrer Heimat wird es wohl genug enge Gänge und Stollen geben, erinnerte sich Sten.
Das Portal, von dem Sargan gesprochen hatte, erwies sich als eine beeindruckende zweiflügelige Tür, die mit einem verschlungenen Muster aus Eisen beschlagen war. Unter der Verzierung war die Pforte in makellosem Weiß bemalt.
»Halt mal das Licht«, bat Sargan und sah sich das feine Schloss an. Aus seinem Rucksack zog der Dyrier ein schmales Etui und begann mit einigen gebogenen Metallhaken die Mechanik zu erkunden. Nervös wartete Sten ab und starrte auf Sargans Hände, die langsam und vorsichtig arbeiteten. Geht das nicht schneller?, schoss es dem Wlachaken durch den Kopf, doch dann ermahnte er sich: Er weiß schon,
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