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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Dîmminu ein zweites Mal ausmanövrieren und besiegen kann!« Lächelnd sah er zu Ionna, die ihn immer noch nachdenklich betrachtete.
    Die Herrin der Freien Wlachaken schwieg einige Augenblicke lang, dann erhob sie sich und sagte: »Ihr habt alle gut gesprochen und eure Positionen im Einzelnen dargelegt. Jede dieser Vorgehensweisen hat ihre Vorteile. Doch bleibe ich bei meinem Entschluss: Wir werden die Burgen befestigen und den Sturm in ihnen überstehen. Zugleich werden wir Gesandte an die Höfe von Laszlár Szilas und Gyula Békésar entsenden und sie dazu bewegen, gegen Zorpad vorzugehen, denn wir müssen uns ihrer Beweggründe sicher sein. Für diesen Einwurf danke ich dir, Sten cal Dabrân. Ich danke euch allen für eure Zeit und Aufmerksamkeit.«
    Damit drehte sie sich um und verließ den Beratungsraum, dicht gefolgt von Viçinia, während Sten wie betäubt mit den anderen Anführern zurückblieb. Es ist ein Fehler, zuckte es durch seinen Kopf, und zum ersten Mal in seinem Leben zweifelte er an der Richtigkeit einer Entscheidung Ionnas. Zorpad kennt das Mardew, er weiß, was ihn erwartet, und er ist kein Narr. Er wird sich darauf vorbereitet haben, und er wird uns hart und gnadenlos treffen!
    »Danke für Euren Versuch, meine Tochter zu retten«, riss Eregiu Sten aus seinen Gedanken. Der ältere Voivode war an Sten herangetreten und sah ihn nun aus seinen dunklen, traurigen Augen an. »Die Dame Viçinia hat mir von Eurem Heldenmut berichtet und von Zorpads heimtückischem, grausamem Mord an meinem Kind. Meine arme, kleine Miha …«, fuhr der Adlige nuschelnd fort. Er schien den Tränen nahe zu sein, doch dann straffte er sich und sah Sten in die Augen: »Ihr habt Recht, wir sollten uns nicht verkriechen. Wir sollten Zorpad niederstrecken wie ein wildes Tier, denn er ist nur wenig mehr als das!«
    »Ja, vermutlich«, erwiderte Sten zögerlich. »Aber die Herrin Ionna hat anders entschieden. Und nun müssen wir sie mit aller Kraft unterstützen.«
    »Das ist wahr«, bestätigte Eregiu. »Ich bin ein alter Mann und habe wenig zu verlieren. Mein einziges Kind ist tot, und mich treibt die Lust nach Rache. Ionna aber versucht, unser Volk zu schützen.«
    »Ja«, entgegnete Sten und wunderte sich selbst über seine Verteidigung der Löwin von Désa, die gegen seinen Vorschlag entschieden hatte. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, öffnete sich die Tür, durch die Ionna verschwunden war, und Viçinia winkte Sten zu: »Kommst du bitte, Sten? Meine Schwester möchte mit dir sprechen.«
    Mit einem Nicken verabschiedete der junge Wlachake sich von Eregiu und folgte Viçinia durch einen kurzen Flur. Verwirrt betrachtete er das Profil der jungen Wlachakin, die mit unbewegter Miene einen Schritt vor ihm ging. Sie sieht unglücklich aus, erkannte Sten. Was plagt dich, Viçinia, und wie kann ich dir helfen?
    Gemeinsam schritten sie bis zu einem kleineren Arbeitsraum, in dem Ionna an einem Schreibtisch saß und ein Schriftstück studierte. Als Sten mit Viçinia eintrat, sah die hoch gewachsene Adlige auf und lächelte freundlich.
    »Sten! Schön, dich zu sehen. Ich hatte noch gar keine Zeit, dir persönlich zu danken, dass du dein Leben für Viçinia und die anderen Geiseln riskiert hast. Ohne dich würden wir uns womöglich immer noch in Sicherheit wiegen und hätten Zorpad nichts entgegenzusetzen, wenn er kommt.«
    »Ich habe nur getan, was ich für richtig hielt«, erklärte Sten. »Zudem hatte ich Glück. In letzter Zeit waren meine Pfade verflucht verschlungen. Verzeiht meine Worte.«
    »Nein, nein, schon gut«, lachte Ionna. »Diese Geschichte mit den Trollen ist wirklich seltsam und klingt mehr nach einer Erzählung am abendlichen Feuer als nach einer wahren Begebenheit.«
    Verlegen zuckte Sten mit den Achseln. Es gelüstete ihn nicht wirklich danach, anderen Menschen von seinen Erlebnissen mit den blutgierigen Trollen zu berichten.
    »Deiner Meinung nach sollten wir Zorpad im offenen Kampf entgegentreten. Ich kann deine Beweggründe nachvollziehen. Verstehst du auch die meinen?«, erkundigte sich Ionna.
    »Ja, Herrin. Ihr wollt die Wlachaken schonen, in der Hoffnung, dass mit dem nächsten Sonnenjahr Veränderungen eintreten, die Zorpads Pläne durchkreuzen. Das wäre eine gute Lösung, wenn denn diese Umstände einträten.«
    »Aber daran glaubst du nicht?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Sten. »Aber ich weiß eines ganz sicher: Zorpad ist ein gerissener Hund. Er hat diesen Angriff langfristig

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