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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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geplant, und er weiß, dass er im Winter auf feindlichem Gebiet im Nachteil ist. Also gehe ich davon aus, dass er eine Möglichkeit sieht, uns dennoch zu bezwingen.«
    »Das ist auch meine Sorge. Nur kann ich nicht aufgrund von Vermutungen handeln. Ich brauche Hinweise, einen konkreten Grund, um die sicheren Mauern zu verlassen. Diese Festung gibt den Menschen Hoffnung, Sten. Sie fürchten Zorpad und sein Heer, und sie vertrauen auf die Kraft unserer Burgen. Es wäre ein harter Schlag für die Moral, wenn wir sie verlassen müssten.«
    »Für mich ist es schlimmer, in ihnen eingesperrt zu sein«, gestand Sten lächelnd. »Ihr sagt, Ihr benötigt mehr Wissen über Zorpads Pläne?«
    »Und über sein Heer. Ich habe Späher ausgesandt, aber … Nein, wir müssen noch mehr erfahren.«
    »Ich soll nach Teremi gehen?«, vermutete Sten, und Ionna nickte.
    »Nimm eine Hand voll Männer und Frauen mit, denen du vertraust. Reite schnell und erkunde das Lager unseres Feindes. Wenn du mehr erfährst, dann ändern sich unsere Pläne vielleicht, doch im Augenblick …«
    »Natürlich, Herrin«, erwiderte Sten und grinste. »Wie gesagt, ich bin sowieso lieber unter freiem Himmel als hier eingesperrt!«
    »Gut. Danke, Sten. Du erweist mir einen großen Dienst, wie stets. Sichere Wege.«
    »Danke, Herrin. Sichere Wege«, verabschiedete sich der junge Wlachake und warf einen Blick auf Viçinia, die ihn nachdenklich betrachtete.
    Nun werden wir wieder getrennt, überlegte Sten düster. Der Krieg raubt uns alles, Zeit, Freunde, Leben!
    Leise klopfte der Wlachake an die Tür und lauschte. Tatsächlich ertönte nach einem kurzen Augenblick des Wartens ein »Herein«, und er betrat Viçinias Gemächer. Die Einrichtung sah immer noch genau so aus, wie er sie in Erinnerung hatte, schlichte, schöne Holzmöbel – ein breites Bett, ein schwerer Tisch, auf dem einige persönliche Habseligkeiten verstreut lagen – und dicke, warme Wandteppiche. Viçinia selbst stand am Fenster und blickte hinaus in das Désa-Tal. Durch das Öffnen der Tür war ein leichter Durchzug entstanden, und ihr rotes Haar umwehte ihr Gesicht, als sie sich ihm zuwandte. Ihre Schönheit wollte ihm schier das Herz in der Brust zerspringen lassen, und als sie ihn anblickte und lächelte, spürte er seine Liebe zu ihr heiß in seinem Leib.
    »Sten, schön, dich zu sehen. Kommst du, um dich zu verabschieden?«
    »Ja«, erwiderte er heiser und räusperte sich. »Wir brechen noch heute auf.«
    »Hast du genug Leute gefunden?«, erkundigte sie sich, und er lachte.
    »Mehr als genug. Man könnte meinen, ich wolle einen Spaziergang machen und nicht ein feindliches Heerlager auskundschaften!«
    »Sie vertrauen dir«, stellte Viçinia fest. »Du gibst ihnen Mut, und sie würden dir bis vor die Tore der Dunkelhöllen selbst folgen.«
    Verlegen zuckte Sten mit den Schultern. Sein Blick wanderte über das dunkelgrüne Kleid, das Viçinia trug. Das Herz schlug ihm bis zum Halse, doch dann erinnerte er sich wieder, weshalb er gekommen war. Sie wird einen anderen heiraten, dachte der Wlachake. Vermutlich empfindet sie nichts für mich.
    »Ich wollte dir auch schon zu deiner Hochzeit gratulieren, Viçinia. Flores hat mir davon erzählt.«
    Für einen Augenblick schien die Wlachakin die Sprache verloren zu haben, dann kniff sie die Augen zusammen. »Es ist Ionnas Idee.«
    »Vernünftig«, erklärte Sten, obwohl alles in ihm vor Trauer schrie. »Die beste Möglichkeit für ein dauerhaftes Bündnis mit dem Osten.«
    »Bündnis«, fauchte Viçinia. »Du findest das also gut?«
    »Ja, natürlich«, log Sten verzweifelt. »Wir brauchen jeden Verbündeten für unseren Kampf, den wir gewinnen können.«
    »Für unseren Kampf«, echote die Wlachakin. »Selbstverständlich, unser Kampf hat Vorrang vor allem anderen.«
    »Ja«, erwiderte Sten fest. »Das hat er.«
    »Und was ist mit mir? Mit meinen Wünschen?«, fragte Viçinia, doch bevor der verdutzte Sten antworten konnte, wandte sie sich ab, sah wieder aus dem Fenster und sagte kalt: »Wie dumm von mir, meine Wünsche sind natürlich dem Wohl von Wlachkis untergeordnet. Es war schön, Euch noch einmal zu sehen, Sten cal Dabrân. Sichere Wege.«
    Unfähig zu antworten, starrte Sten ihren Rücken an. Als er nichts sagte, drehte sie sich noch einmal zu ihm um: »Gibt es noch etwas, Herr Sten?«
    Zorn erfüllte den jungen Wlachaken, Zorn und Trauer, und er biss die Zähne zusammen und presste hervor: »Nein, nichts. Danke für Eure freundlichen

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