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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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den Kopf.
    Sie alle hatten in der letzten Nacht kaum Schlaf gefunden, denn wegen der Trolle war das Heer der Wlachaken gezwungen gewesen, nur bei Nacht zu marschieren, was an ihren Kräften gezehrt hatte. Die letzten Tage und Nächte verschwammen in Stens Erinnerung und ließen sich kaum noch auseinander halten. Für ihn hatte es nur wenig Ruhe gegeben, seit Ionna den Befehl zum Aufbruch gegeben hatte. Stets war Sten als Kundschafter vorausgeritten, hatte sich nur kurze Pausen gegönnt und war dann wieder aufgebrochen. Während er sich bis an die Grenzen der Erschöpfung getrieben hatte, um sicherzugehen, dass ihnen kein Hinterhalt drohte, waren Menschen und Trolle jede Nacht marschiert, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Nur am Tage hatten die Wlachaken ihr Lager aufschlagen und ein wenig Ruhe finden können.
    Die Anstrengungen waren für jeden enorm, aber so würde Zorpad davon ausgehen, dass ihre Truppen sich bei Tage nicht bewegten und demzufolge auch nicht erwarten, dass die Wlachaken ihn bei Einbruch der Nacht angreifen konnten. Dank der Idee, die Nachschubkarren zu leeren und die Trolle auf diesen zu transportieren, würde der Marczeg eine gewaltige Überraschung erleben.
    Unversehens fiel Stens Blick auf Viçinia, die unter dem Vordach eines Zeltes stand und mit Neagasredete. Auch die Wlachakin war von Erschöpfung gezeichnet, ihr Gesicht war blass, und unter den Augen lagen dunkle Ringe, die ihre Müdigkeit zeigten. Doch ihr Blick war voller Leben, ebenso wie ihre Gesten, mit denen sie Neagasirgendetwas erklärte.
    Lächelnd sah Viçinia Sten an, und ihm wurde es warm ums Herz. Die vielfältigen Aufgaben hatten sie während des Marsches immer wieder getrennt, aber die wenigen Worte, die sie gewechselt hatten, waren wie früher voller Freundschaft und Zuneigung gewesen.
    »Viçinia«, rief Sten und trat auf die beiden zu. »Deine Schwester sucht deinen Rat.«
    Bei diesen Worten verfinsterte sich ihr Gesicht. »Gut«, antwortete sie knapp und strich sich eine Strähne ihres Haars aus dem Gesicht. »Ihr entschuldigt mich, Neagas?«
    »Aber natürlich, Herrin«, erwiderte der Veteran und verneigte sich, bevor er sich zackig umdrehte und zu einer Gruppe seiner berittenen Krieger schritt, die gerade die Pferde sattelten.
    »Wirst du gleich aufbrechen, Sten?«, fragte Viçinia.
    »Ich werde vorausreiten und mich umsehen. Wir müssen sicher sein, dass der Pfad nicht entdeckt wurde und dass man uns nicht erwartet.«
    »Wann willst du zurückkehren?«
    »Vor Sonnenuntergang, immerhin muss ich mich rüsten und meine Krieger vorbereiten«, erklärte Sten. »Den Rest müssen andere Späher erledigen, ich habe dann meine eigenen Aufgaben.«
    »Gut, ich werde auf dich warten«, versprach Viçinia und lächelte ihm zu, bevor sie sich auf den Weg zu Ionna machte. Nachdenklich sah Sten der Wlachakin nach.
    Sie wird auf mich warten? Was, im Namen der Geister, soll das bedeuten?, fragte er sich, doch dann trat Danae neben ihn und schlug ihm auf die Schulter. »Und, schon Hornhaut am Hintern?«
    Lachend wehrte Sten ab: »Noch nicht.«
    »Dann ab auf den Ackergaul, es gibt Arbeit für uns!«
    »Gaul? Dansa ist ein edler Rappe und kein Arbeitspferd!«, sagte Sten mit gespielter Empörung.
    »Dansa, wenn ich das schon höre«, entgegnete die Kundschafterin spöttisch. »Was ist denn das für ein Name für ein Streitross!«
    »Lass ihn das nicht hören, er ist sehr empfindsam«, warnte Sten und verdrehte die Augen. Lachend liefen die beiden Wlachaken zu dem abgezäunten Bereich, in dem die Pferde untergebracht waren, und machten sich für einen weiteren Kundschafterritt fertig.
    Es war bereits später Nachmittag, doch noch stand die herbstliche Sonne am Himmel, als Sten guten Mutes zu dem Heerlager der Wlachaken zurückkehrte. Keiner der Späher hatte Hinweise darauf gefunden, dass Zorpad von ihrem Nahen wusste. Natürlich würde es unmöglich sein, den Marczeg vollkommen zu überrumpeln, denn sein Lagerplatz bot gute Sicht über das umgebende Land, aber im Schutz der bald einsetzenden Dunkelheit und des Waldes würden die Wlachaken hoffentlich schnell genug an die Masriden herankommen, um deren Schlachtpläne zu durchkreuzen.
    Es war keine Frage, Zorpad würde versuchen, ihnen einen Kampf bei Tage aufzuzwingen, während Ionna mit ihrem unvorhersehbaren Marsch am Tage genau das Gegenteil beabsichtigte. Bisher schien die Rechnung der Fürstin aufzugehen, und Sten hoffte inbrünstig, dass sich daran nichts änderte. Selbst in der

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