Die Trolle
ob es nicht besser wäre, das Knie zu beugen und …«
»Niemals!«, schrie Sten beinahe und fuhr dann flehentlich fort: »Die Freien Wlachaken vertrauen auf Euch, Herrin. Sie werden Euch folgen, egal wohin Ihr sie führt. Aber Ihr müsst ihnen auch vertrauen. Vertraut auf ihre Stärke und ihren Glauben!«
»Ionna«, appellierte nun auch Viçinia an ihre Schwester. »Er hat Recht. Wir dürfen nicht aufgeben. Nicht nach all den Opfern. Bedenke, was Zorpads Herrschaft für uns alle bedeuten würde!«
Zweifelnd sah Ionna die beiden an, doch es war Druan, der das Wort erhob: »Die Trolle kämpfen. Ob mit oder ohne Menschen. Wir werden nicht weiter zusehen, wie Zwerge und Eisenmenschen uns jagen und töten!«
Diesmal starrte die Fürstin den mächtigen Troll an, bevor ihr Gesicht einen entschlossenen Ausdruck annahm und sie die Faust in die offene Handfläche schlug: »So sei es. Wir werden nicht kampflos aufgeben. Wir ziehen Zorpad entgegen und zwingen ihn zur Schlacht. Der Marczeg hat Wind gesät und wird Sturm ernten!«
»Ja!«, jubelte Sten und fiel Viçinia um den Hals, deren Herz plötzlich bis zum Halse schlug. Hastig trat der junge Wlachake zurück und lächelte verschämt: »Verzeih, ich wollte nicht … ich … es tut mir Leid.«
»Schon gut, Sten, ich freue mich auch!«
»Die Krieger meines Volkes warten in den Höhlen nördlich von hier«, erklärte Druan.
»Wie viele?«
»Fast sechs Dutzend«, berichtete Sten. »Jeder so groß und stark wie Druan hier.«
»Nur siebzig Köpfe?«, erkundigte sich Ionna. »Laut Danae haben die Zwerge allein fast dreihundert Äxte.«
»Dreihundert?«, lachte Druan. »Ha! Dreitausend könnten uns nicht aufhalten!«
»Du klingst dir sehr sicher«, warf Ionna mit einer hochgezogenen Augenbraue ein.
»Ich weiß es«, sagte Druan und fletschte die gefährlichen Zähne. »Sie fürchten uns nicht umsonst.«
»Sie haben Zraikas getötet, Herrin«, warf Sten ein, »mit bloßen Fäusten!«
»Es werden auch Soldaten von Zorpad mit den Zwergen kämpfen, tausende von erfahrenen Kriegern.«
»Alles müssen wir ja nicht allein machen, oder?«, erwiderte Druan, und Ionna schüttelte lächelnd den Kopf.
»Nein«, antwortete Sten an ihrer statt. »Wir werden Zorpad schon selbst genug zu schaffen machen!«
Glücklich sah Viçinia den breit grinsenden Krieger an, der ihr zuzwinkerte. Für einen Augenblick vergaß sie alles andere und lächelte ihn an. Zunächst erwiderte er ihr Lächeln, doch dann wandte er sich unvermittelt ab, während Ionna in die Eingangshalle schritt und Befehle erteilte, um die Wlachaken für einen Auszug des Heeres vorzubereiten.
»Lass uns hinaus zu den Schmieden gehen, Druan«, sagte Sten, ohne Viçinia anzusehen. »Ich habe da eine Idee.«
Während der Troll und der Mensch als ungleiches Paar aus dem Saal gingen, blickte die rothaarige Adelige ihnen nachdenklich hinterher.
56
Enttäuscht besah Hrodgard sich die Menschen, die um ihn herum versammelt waren und deren Sprache er nicht verstand. Eigentlich sollte Reccard, Sohn des Rotald, für ihn übersetzen, doch der Berater befand sich selbst in einem angeregten Gespräch mit diesem König der Menschen. Er macht das absichtlich, um mich zu demütigen, erkannte der Kriegsmeister.
»Reccard!«, rief er dementsprechend, um allen seine Macht zu demonstrieren, und wie erwartet, wandte der Berater des Königs unter dem Berge sich ihm zu.
»Frag den … Marczeg, was seine Kundschafter berichten.«
»Sofort, Kriegsmeister«, erwiderte Reccard unterwürfig, was Hrodgard erfreute, und begann auf den großen Menschen in dessen kruder Sprache einzureden. Während Zorpad antwortete, blickte sich der Kriegsmeister im Zelt um, das man für die Zusammenkunft der Anführer ihrer Streitmacht hergerichtet hatte. Die langhaarigen Männer, die den Sonnengott verehrten, waren ebenso anwesend wie Soldaten des Marczegs und zwei von Hrodgards Kampfmeistern. Sein Blick fiel auf den kleinen rothaarigen Mann, der sich stets neben der dunkelhaarigen Beraterin des Marczegs hielt, und seine Miene verfinsterte sich. Dieser Mensch aus dem Imperium ist wie falsches Gold, dachte der Kriegsmeister, und seine Anwesenheit ist schlecht für unsere Ziele. Wütend bemerkte der Zwerg, dass der Mann ihm freundlich zunickte und lächelte, was Hrodgard noch mehr aufbrachte.
Plötzlich wurde ihm gewahr, dass Reccard mit ihm sprach: »Kriegsmeister?«
»Was?«, fauchte Hrodgard und funkelte den Berater wütend an.
»Der Bericht der
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