Die Trolle
hieb nach der Hand des Masriden. Ihre Klinge trennte die Finger ab, die den Schaft des Speeres umklammerten, und ihr Rückhandschlag beendete den Schmerzensschrei des Kriegers, als sie ihm den Kopf spaltete.
Aber trotz ihrer Anstrengungen wurde sie zurückgetrieben, als zwei Zwergenkrieger auf sie eindrangen. Nur mit Mühe und Not konnte sie sich ihrer Äxte erwehren und musste Schritt für Schritt zurückweichen. Die schiere Anzahl ihrer Feinde trieb die gesamte Schlachtlinie der Wlachaken zurück, so sehr sie sich auch gegen die Flut stemmten. Ungeachtet der massiven Überzahl drang Flores nun auf die Zwerge ein, wich einer Axt aus und trieb dem Zwerg die Spitze ihrer Klinge ins ungeschützte Gesicht. Ihr Triumph währte nicht lange, denn schon sprang ein anderer Krieger des Kleinen Volkes über die Leiche seines Kameraden und griff Flores an. Die Zwerge bildeten eine lange Reihe von Schilden, die wirkungsvoll die Angriffe der Wlachaken bremsten.
In dem Kampfgetümmel, dem Chaos und Lärm konnte Flores nicht erkennen, ob ihr Bruder seinen Plan umsetzen konnte, doch sie spürte, dass die Wlachaken nicht mehr lange standhalten konnten. Um sie herum fielen Ionnas Krieger durch Zwergen- und Menschenhand, und immer wieder musste Flores zurückweichen, um nicht eingeschlossen und niedergemacht zu werden.
Wo bleibst du, S ten? Wieso dauert das so lange?, fragte sie sich verzweifelt und schrie vor Schmerzen auf, als sich ein Speer in ihre Seite bohrte. Die Rüstung verhinderte, dass die eiserne Spitze ihr die Lunge aufriss, und ihr wütender, blitzschneller Gegenangriff nahm einem Masriden das Leben, aber sie spürte Blut an ihrer Seite hinablaufen. Mit einer schnellen Serie von Schlägen gegen einen ihrer Angreifer erkaufte sie sich ein wenig Zeit, drehte sich aus dem Überkopfschlag eines Zwerges und sprang zwei, drei Schritte zurück, wobei sie beinahe über die Leiche eines Wlachaken gestürzt wäre, der mit toten Augen in den Nachthimmel starrte.
Plötzlich sprang ein Masride in ihr Blickfeld, der einen schweren Streitkolben schwang und nach ihr schlug. Schnell wich Flores aus, musste aber zurückweichen, als der Masride ihr den Schild vor die Brust schlug. Der Krieger, offensichtlich ein Veteran vieler Schlachten, trug eine Klappe über dem einen Auge und grinste sie bösartig an.
»Stirb, Wlachaken-Hure!«, zischte er und griff wieder an. Nur mit Mühe konnte Flores seine schnellen Schläge abwehren. Ihre Wunde pochte mit jedem Herzschlag schmerzhaft, aber dann sah sie eine Öffnung, und ihre Klinge zuckte nach vorn. Der Stoß kratzte lediglich über die dicke Rüstung des Masriden, deren glänzende Schuppen ihn beschützten. Sein Gegenschlag traf sie an der Schulter, und obwohl sie sich aus dem Hieb herausdrehte und so dessen Wucht abmilderte, spürte sie, wie ihr linker Arm taub wurde. Mit einem Wutschrei warf sie sich auf den Masriden und deckte ihn mit wirbelnden Schlägen ein, die er nur knapp mit Schild und Streitkolben parieren konnte. Links täuschte sie einen Stoß an, doch ihre Klinge fuhr nach rechts, ein Manöver, das schon so manchen Gegner überrascht hatte. Zwar ahnte der Veteran die Finte, doch seine Ausweichbewegung war zu langsam, und Flores’ Klinge zog eine blutige Linie über sein Gesicht und nahm ihm sein zweites Auge. Sein entsetzter Schmerzensschrei endete abrupt, als sie ihm die Spitze ihres Schwertes in die entblößte Kehle trieb.
Hastig wischte sie sich den Schweiß aus den Augen und sah sich um. Nur wenige Schritte hinter ihr lagen die Trolle reg- und hilflos auf dem kalten Boden, und an allen Seiten der Kampflinie wurden die Wlachaken zurückgedrängt. Noch immer erstrahlte das Licht aus der Stellung der Masriden und hielt die Trolle gefangen. Vielleicht waren die Schreie, die sie aus dieser Richtung hörte, Kampfeslärm, doch sicher konnte sie nicht sein.
S ten, S ten, wo bist du?, dachte sie verzweifelt, holte tief Luft und warf sich mit einem Schrei nach vorn.
»Tirea! Ionna!«, kam es über ihre Lippen. Der Kriegsschrei der Rebellen wurde von vielen erwidert, und noch einmal drangen die Wlachaken auf ihre Feinde ein, trieben sie mit wilder Wut zurück, hackten und stachen und töteten. Ein letztes Aufbäumen, ein wenig mehr Zeit, dachte Flores, die wusste, dass die Reihen nicht mehr lange halten würden.
Dann traf sie eine Axt, die sie nicht hatte kommen sehen, an der Hüfte und wirbelte sie herum. Seltsamerweise verspürte sie keine Schmerzen, obwohl die Klinge sich in
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