Die Trolle
hundert Schritt entfernt die Schlacht ihren Lauf nahm. Ein hell erstrahlendes Licht lenkte Viçinias Aufmerksamkeit auf das Schlachtfeld, wo die Trolle innerhalb weniger Herzschläge leblos zu Boden sanken.
»Jetzt«, flüsterte Viçinia, und Ionna sah sie mit einem schwer zu deutenden Ausdruck in den Augen an. Dann prallten die beiden Heere mit urtümlicher Wucht aufeinander, und ein finsterer Lärm erfüllte die Nacht. Wo bist du?, fragte sich Viçinia, aber dann sah sie dunkle Gestalten über die von künstlichem Sonnenlicht erleuchtete Wiese stürmen, und sie seufzte.
Als Ionna neben ihr einen Fluch ausstieß, folgte sie ihrem Blick. Aus Zorpads Lager lösten sich Soldaten und stürmten den Hügel hinab, um den Albus Sunasvor Stens Trupp zu beschützen!
»Die Trolle sind durch ihren Vorsturm zu nah an den feindlichen Linien«, erkannte Ionna, »Sten bleibt nicht viel Zeit!«
Angespannt beobachtete Viçinia, wie Sten und seine Krieger auf die Verteidiger stießen. Das grelle Licht des Albus Sunasbeleuchtete die Schlacht taghell, auch wenn es seltsame lange Schatten warf, und so sahen die beiden Schwestern, wie Wlachaken und Masriden miteinander fochten. Für Viçinia war das Hauptschlachtfeld mit einem Mal vergessen, ihre ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf den erbitterten Kampf um das Ritual der Sonnenmagier. Du schaffst es, S ten, dachte die junge Frau. Du schaffst es!
Aber Ionna sagte: »Wir können uns auf dem Schlachtfeld nicht halten. Gleich erreichen die Zwerge die Trolle!«
Tatsächlich, als Viçinias Blick zurück zum Schlachtgeschehen wanderte, erkannte sie, dass ihre Schwester Recht hatte. Langsam, aber sicher wurden die Wlachaken unter den methodischen Angriffen der Zwerge und Masriden zurückgetrieben; die hintersten Reihen hatten schon die Position der Trolle erreicht. Und noch immer schien das Licht des Albus Sunasund schaltete somit die Trolle und damit die größte Hoffnung der Wlachaken aus.
»Wir müssen etwas unternehmen!«, drängte Viçinia ihre Schwester. »Setz die Kavallerie ein, erkauf Sten mehr Zeit!«
»Schwester«, sagte die Fürstin ruhig. »Hinter Zorpads Linien wartet noch seine schwere Reiterei darauf, dass der Marczeg sie in die Schlacht ziehen lässt. Wenn wir jetzt unsere Reserven einsetzen, wird Zorpad den Angriff überstehen und sodann unseren schwächsten Punkt treffen.«
»Aber so werden die Trolle getötet! Stens Einsatz wäre umsonst! Und die Masriden reiben unsere Schlachtreihe auf!«, erwiderte Viçinia flehentlich.
»Vertrau mir, Viçinia, vertrau unseren Kriegern. Wir warten ab!«
»Unsere Flanken werden überrollt, lange wird es nicht mehr dauern, bis sie nachgeben!« Verzweifelt blickte Viçinia hinab in die Senke, wo die Linien der Wlachaken langsam brachen, während Stens Krieger nicht mehr die Kraft zu haben schienen, zu den Sonnenmagiern vorzudringen.
61
Lauthals brüllend scharte Hrodgard, Sohn des Haldigis, seine Leibgarde um sich. Mit einem Ruck schlossen sich die Reihen wieder und bildeten einen Schildwall, an dem die Flut der schwächlichen Menschen einfach abprallte. Der erste Ansturm war brutal gewesen, doch jetzt würde die Standhaftigkeit und Kampfeskraft seiner Krieger die Feinde einfach hinwegfegen.
»Schilde vor!«, brüllte der Kriegsmeister, und seine Krieger rückten einen gemessenen Schritt vor, drückten die Menschen dabei nach hinten und hieben mit ihren Äxten nach ihnen. Gegenschläge prasselten auf Hrodgards Schild nieder, ohne ihn durchdringen zu können; wie zur Antwort schlug der Veteran mit seiner Axt nach dem Standbein seines Gegners, der schreiend zu Boden stürzte. Mit einem schnellen Hieb spaltete Hrodgard dem Feind den Schädel und reihte sich wieder in den Schildwall ein.
»Zusammenbleiben!«, drangen der Ruf von Kampfmeister Tainelm an sein Ohr, und ihre linke Flanke rückte geschlossen vor, wie ein einzelner Krieger und unaufhaltsam.
Rechts von ihm gellten Goldulfs Befehle durch die Reihen, und auch dort festigten sich die Linien zu einer undurchdringlichen Mauer aus Schilden und Waffen. Die Menschen werden weichen oder sterben, dachte Hrodgard triumphierend, und dann machen wir die Trolle nieder.
Der Marczeg hatte ihnen nicht zu viel versprochen. Zunächst hatte der Kriegsmeister Zorpads Behauptungen, dass die Trolle unwichtig seien, keinen Glauben geschenkt und sich insgeheim darauf vorbereitet, die Monstren bekämpfen zu müssen. Aber das Licht, welches die Sonnenmagier auf das Schlachtfeld
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