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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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was Natiole wissen musste. Am Ende waren sich beide einig, dass zu viele seltsame Dinge gleichzeitig passierten, als dass es sich um Zufälle handeln konnte. Und es schien ihnen lebenswichtig herauszufinden, wie all das zusammenhing.
    Erst durch die Bauern, die ihre Besitztümer zusammengerafft hatten und bereit zum Aufbruch waren, wurden die beiden Kämpfer aus ihren Überlegungen gerissen. Die Familie hatte sich versammelt, bis auf den älteren der beiden Jungen, der mit bleichem Gesicht neben einem der toten Hunde kniete und weinend dessen blutiges Fell streichelte. Sanft fasste Sten den Jungen, der vielleicht gerade einmal vierzehn, fünfzehn Sommer gesehen hatte, an der Schulter und drehte ihn zu sich um. »Ihr müsst aufbrechen.«
    Mit grimmiger Miene richtete der Junge sich auf und nickte.
    Im Stillen dachte Sten: Sei froh, dass es nur ein Hund war, aber er erwiderte das Nicken und sprach den Vater an: »Gut, dann verliert keine Zeit. Sichere Wege. Und erinnere dich an meine Worte«, mahnte Sten den Vater noch einmal, bevor die Sippschaft auf den alten Wagen stieg und die beiden Ochsen antrieb, die sie davorgespannt hatten. Eine Zeit lang sah Sten ihnen nach, wie sie durch den Sonnenschein fuhren, bis Natiole ihn erinnerte: »Sten, es ist Zeit.«
    »Ja, lass uns unser Handwerk tun. Viel erwartet uns, mein Freund, doch zuerst gilt es ein paar Ungeheuer zu töten.«
    »He! Denkst du, dass sie Lieder über uns singen werden? Die Trollschlächter könnte man uns nennen«, schlug Natiole vor. Damit gingen sie in das Haus zurück und näherten sich Druans lebloser Gestalt. Mit einer fließenden Bewegung zog Natiole sein Schwert und reichte es Sten, der die Klinge für einen Herzschlag vor sein Gesicht hob und betrachtete, bevor er sich auf die breite Brust des Trolls kniete und die Spitze des Schwertes in dessen Kehlgrube drückte.
    Obwohl Druan sich nicht rührte, wirkten seine großen Pranken, die Hörner und die vorstehenden Fangzähne beeindruckend und gefährlich genug. Die Haut des Trolls war grau und grob und fühlte sich unter Stens Fingern sehr rau an. Mit der linken Hand packte Sten den Schwertgriff, während er mit der Rechten den Knauf umfasste. Während er sich bereitmachte, sein ganzes Gewicht auf die Waffe zu verlagern, sah er in Druans Gesicht. Auch du wolltest deinem Volk helfen, dachte der junge Krieger, aber ihr seid finstere Kreaturen und verdient den Tod. Dennoch zögerte er, bis Natiole ihn schließlich fragte: »Was ist los?«
    »Ich kann nicht«, antwortete Sten plötzlich. Er veränderte seine Haltung und hielt Natiole das Schwert entgegen.
    »Nimm es zurück«, sagte er leise.
    »Was? Warum? Das sind doch Trolle, Menschenfresser!«
    »Ich weiß«, entgegnete Sten niedergeschlagen.
    »Warum willst du sie dann nicht töten?«, fragte Natiole entgeistert.
    »Vielleicht, weil ich das Gefühl habe, dass es falsch wäre, sie jetzt zu töten«, antwortete Sten zögerlich, ohne sich selbst über seine Gründe vollkommen im Klaren zu sein.
    »Meine Güte! Es sind Ungeheuer! Du hast es mir selbst erzählt. Wenn du nicht gewesen wärst, hätten sie die ganze Familie des Bauern ohne zu zögern abgeschlachtet und wahrscheinlich gefressen!«
    »Möglich. Aber sie haben es nicht getan, Nati. Ich glaube, dass sie hauptsächlich sich selbst retten wollen.«
    »Nein, es sind Kreaturen der Dunkelheit, aus Albträumen geboren. Sieh sie dir an«, Natiole deutete mit der Hand auf die Leiber der Trolle, »sie sind böse und gefährlich.«
    Unglücklich ließ Sten den Blick schweifen. Er konnte Natiole schlecht widersprechen, die Trolle waren tatsächlich böse und auch gefährlich. Aber er wurde dieses nagende Gefühl in seinem Hinterkopf nicht los, welches ihm sagte, dass es ein Fehler wäre, sie zu töten.
    »Hör zu«, fing er an, »du hast selbst gesagt, dass unheimliche Dinge in diesem Land vor sich gehen und dass wir zu wenig darüber wissen. Ich habe mich entschieden. Ich werde die Trolle jetzt nicht töten, bevor ich nicht herausgefunden habe, was ihre Anwesenheit hier zu bedeuten hat.«
    Sein Freund wollte ihm widersprechen, aber Sten hob abwehrend die Hände und sagte: »Lass mich ausreden. Wir trennen uns wieder. Geh du zurück nach Teremi. Du kannst den Wagen noch einholen und dann im Dorf übernachten. Ich bleibe hier bei den Trollen. Sollte sich etwas ändern, kann ich sie ja immer noch töten.«
    »Bist du verrückt geworden? Hast du einen Schlag auf den Kopf bekommen? Du willst freiwillig hier

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